Zecken im Fokus: Borreliose und FSME in Deutschland
Aktualisiert am 22.05.2025
Der Frühling ist da: Die Natur blüht auf, die Tage werden wärmer – und mit den angenehmen Temperaturen beginnt auch die Hochsaison für Zecken. Die kleinen Spinnentiere sind wieder aktiv und stellen ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirken.
Besonders zwei durch Zecken übertragene Erkrankungen rücken erneut in den Fokus: die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Beide Infektionen verlaufen unterschiedlich – in ihren Symptomen, ihrer Behandlung und ihrer regionalen Verbreitung. Während Borreliose fast überall in Deutschland auftreten kann, ist FSME vor allem in bestimmten Risikogebieten ein Thema.
Wie hoch ist das Risiko im Jahr 2025? Welche Regionen sind besonders betroffen? Und welche Bevölkerungsgruppen erkranken am häufigsten?
Wir haben aktuelle Zahlen des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2024 analysiert – differenziert nach Bundesland, Landkreis, Alter und Geschlecht – und geben einen Überblick über die aktuelle Lage sowie die zu erwartenden Entwicklungen in der beginnenden Zeckensaison 2025.
Wo Zecken besonders häufig zuschlagen
Ein genauer Blick auf die gemeldeten Fälle aus dem Jahr 2024 zeigt: Zecken sind zwar deutschlandweit aktiv, ihre gesundheitlichen Folgen treffen die Regionen jedoch sehr unterschiedlich. Insgesamt wurden 11.040 Borreliose und 775 FSME-Erkrankungen registriert – doch die Verteilung auf die Bundesländer offenbart klare geografische Schwerpunkte.
Lyme-Borreliose: Bayern verzeichnet die meisten Meldungen
Besonders ins Auge fällt die hohe Zahl an Borreliose-Meldungen in Bayern. Mit insgesamt 4.054 gemeldeten Fällen im Jahr 2024 nimmt der Freistaat eine traurige Spitzenposition ein – kein anderes Bundesland verzeichnete mehr Infektionen. Auch in Brandenburg ist die Zahl auffällig hoch: Hier wurden 1.638 Erkrankungen registriert. Sachsen folgt mit 1.629 gemeldeten Fällen.
Deutlich geringer fällt die Belastung in anderen Bundesländern aus: In Thüringen wurden 399 Borreliose-Fälle gemeldet, und das Saarland verzeichnete mit nur 237 Fällen die niedrigste Fallzahl bundesweit. Auch Mecklenburg-Vorpommern liegt mit 404 Fällen vergleichsweise weit unter dem Wert der Spitzenreiter. Aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen wurden beispielsweise keine Fälle gemeldet. Diese regionalen Unterschiede machen deutlich, dass Borreliose kein gleichmäßig verteiltes Phänomen ist – und dass der Wohnort eine wichtige Rolle beim persönlichen Infektionsrisiko spielen kann.
Auffällige Landkreise mit hoher Inzidenz
Nicht nur auf Ebene der Bundesländer, sondern auch bei der Betrachtung einzelner Landkreise treten deutliche regionale Schwerpunkte zutage. Besonders auffällig sind dabei jene Kreise, in denen die Zahl der gemeldeten Borreliose-Fälle im Verhältnis zur Bevölkerungszahl – also die Inzidenz – besonders hoch ausfällt.
Spitzenreiter im Jahr 2024 war der Landkreis Regen in Bayern, wo auf 100.000 Einwohner rund 210 gemeldete Borreliose-Fälle entfielen – ein besonders hoher Wert im bundesweiten Vergleich. Auch im Landkreis Straubing-Bogen war die Verbreitung deutlich erhöht: Hier lag die Inzidenz bei über 142 Fällen pro 100.000 Einwohner. Ebenfalls stark betroffen war der Landkreise Börde mit rund 130 Fällen pro 100.000 Einwohner, gefolgt vom Salzlandkreis und dem Landkreis Barnim mit über 127 bzw. 121 gemeldeten Fällen je 100.000 Einwohner. Diese Regionen zählen damit zu den auffälligsten Borreliose-Hotspots des Jahres.
FSME: Verbreitung über den Süden hinaus
Lange galt FSME als eine Krankheit, die vor allem im Süden Deutschlands vorkommt – doch die aktuellen Zahlen zeigen, dass sich das Bild zunehmend verändert. Zwar führen auch im Jahr 2024 weiterhin die südlichen Bundesländer die Statistik an: Bayern verzeichnete mit 357 gemeldeten Fällen die mit Abstand höchste Zahl, gefolgt von Baden-Württemberg mit 254 Erkrankungen. Doch auch weiter nördlich treten inzwischen vermehrt Infektionen auf. Sachsen meldete 68 Fälle, Nordrhein-Westfalen 22, Hessen, Niedersachsen und Thüringen jeweils 13 – ein Hinweis darauf, dass FSME längst kein rein süddeutsches Phänomen mehr ist.
Dagegen wurden in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt jeweils nur drei FSME-Fälle registriert, in Bremen sogar nur ein einziger. Trotzdem zeigt sich insgesamt ein Trend zur geografischen Ausweitung des Virus – ein Grund mehr, sich auch außerhalb klassischer Risikogebiete gegen FSME zu schützen.
Auffällige Landkreise mit hoher Inzidenz
Ein Blick auf die Landkreisebene zeigt: Auch innerhalb der besonders betroffenen Bundesländer gibt es teils deutliche Unterschiede in der Verbreitung. In einzelnen Regionen tritt FSME besonders gehäuft auf – dort ist das Infektionsrisiko für die Bevölkerung deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.
Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko bestand auf Landkreisebene unter anderem im Landkreis Schwandorf in Bayern, der mit einer Inzidenz von 16,42 Fällen pro 100.000 Einwohner bundesweit an der Spitze lag. Auch die Stadt Amberg wies mit 16,4 Fällen pro 100.000 Einwohner eine sehr hohe Inzidenz auf. Weitere FSME-Hotspots waren der Landkreis Regen mit 14,11, Neustadt an der Waldnaab mit 13,49 sowie der Landkreis Sigmaringen mit 12,66 gemeldeten Fällen pro 100.000 Einwohner.
Wer ist besonders gefährdet?
Zeckeninfektionen können grundsätzlich jeden treffen. Doch das Risiko, daran zu erkranken, kann je nach Lebensstil, beruflichen Tätigkeiten oder häufigen Aufenthalten in der Natur variieren. Insbesondere Personen, die in solchen Kontexten vermehrt mit Zecken in Kontakt kommen, sind einer höheren Gefahr ausgesetzt. Um Risikogruppen gezielt zu identifizieren und mögliche Auffälligkeiten zu erkennen, haben wir die Daten zur Geschlechter- und Altersverteilung der gemeldeten Fälle genauer analysiert.
Geschlechterverteilung
Eine differenzierte Betrachtung der Geschlechterverteilung zeigt deutliche Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen. Bei Borreliose waren im Jahr 2024 mehr Frauen betroffen als Männer: Insgesamt wurden 6.107 Fälle bei Frauen und 4.789 Fälle bei Männern verzeichnet. Bei 144 Meldungen war das Geschlecht nicht angegeben.
Bei FSME zeigt sich hingegen ein anderes Bild: 453 der gemeldeten Fälle betrafen Männer, während 322 Frauen an der Krankheit erkrankten.
Die Geschlechterverteilung zeigt, dass das Risiko für eine Erkrankung nicht gleichmäßig verteilt ist. Auch andere demografische Faktoren spielen eine Rolle – ein Blick auf die Altersverteilung liefert weitere interessante Einblicke.
Altersverteilung
Auch das Alter der Betroffenen zeigt interessante Unterschiede. Die meisten Borreliose-Fälle wurden bei Erwachsenen im Alter zwischen 55 und 69 Jahren registriert, wobei die Altersgruppe 60–64 Jahre mit 1.271 Fällen die meisten Erkrankungen zu verzeichnen hatte. Danach nimmt die Zahl der Erkrankungen wieder ab. Auch bei Kindern ist ein Anstieg zu beobachten: In der Altersgruppe 0-4 wurden im letzten Jahr 367 Fälle gemeldet, in der Altersgruppe 5-9 sogar 483. Insgesamt 159 Fälle konnten keiner Altersgruppe zugeordnet werden.
Das Erkrankungsrisiko bei FSME verteilt sich ähnlich wie bei der Borreliose über mehrere Altersgruppen, mit einem erkennbaren Schwerpunkt ab dem mittleren Erwachsenenalter. Die Verteilung der Fälle ist in beiden Erkrankungen vergleichbar, wobei bei FSME jedoch deutlich weniger Fälle registriert wurden. In der Altersgruppe 55–59 Jahre wurden 104 Fälle gemeldet, gefolgt von den 60–64-Jährigen mit 100 Fällen. Kinder und junge Erwachsene sind jedoch auch von FSME betroffen – in der Gruppe der unter 30-Jährigen wurden insgesamt 157 Fälle verzeichnet.
Aktueller Stand und Ausblick: Was ist zu erwarten?
Die ungewöhnlich milden Wintermonate und die ersten warmen Frühlingstage haben dazu geführt, dass die Zeckensaison 2025 deutlich früher als gewohnt begonnen hat. Dies spiegelt sich bereits in den aktuellen Fallzahlen wider:
Bei der Borreliose wurden bis zum 09. April 2025 deutschlandweit bereits 882 Fälle aus neun Bundesländern gemeldet. Auch bei FSME ist ein früher Anstieg zu verzeichnen. Hier wurden in diesem Jahr bereits 26 Fälle aus sieben Bundesländern registriert. In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen wurden jeweils sieben Fälle gemeldet, in Hessen zwei und in Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen jeweils ein Fall.
Prävention und Schutz: So minimieren Sie Ihr Risiko
Die aktuellen Frühjahrszahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem Thema Zeckenstiche auseinanderzusetzen. Angesichts der steigenden Fallzahlen von Borreliose und FSME sollten wir uns bewusst machen, dass Prävention und Sensibilisierung der Schlüssel im Umgang mit diesen Krankheiten sind. Die frühzeitige Vorsorge, sei es durch Schutzmaßnahmen wie die FSME-Impfung oder das richtige Verhalten nach einem Zeckenstich, kann entscheidend dazu beitragen, das Risiko zu minimieren.
Für alle, die mehr über Schutzmaßnahmen, Symptome und den richtigen Umgang mit Zeckenbissen erfahren möchten, bietet unser umfassender Zecken Ratgeber hilfreiche Informationen und praktische Tipps. Uns ist es wichtig, dass Sie gut vorbereitet sind – für sich selbst, für Ihre Familie und für entspannte Stunden in der Natur. Denn je bewusster wir mit dem Thema umgehen, desto besser lassen sich gesundheitliche Risiken vermeiden.
Was viele unterschätzen: Auch unsere tierischen Begleiter sind gefährdet. Hunde und Katzen, die sich gerne im Freien aufhalten, können von Zecken gestochen werden und dadurch ernsthafte Krankheiten wie Babesiose oder Anaplasmose entwickeln. Umso wichtiger ist es, auch bei Haustieren auf einen geeigneten Schutz zu achten. In unserem Zecken-Haustierratgeber zeigen wir, wie Sie Hund und Katze effektiv vor Zecken schützen – von bewährten Spot-On-Präparaten über Zeckenhalsbänder bis hin zu natürlichen Alternativen. Denn Gesundheitsschutz hört nicht beim Menschen auf – auch Ihre Vierbeiner verdienen eine sichere und sorgenfreie Zeit im Grünen.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen zu einem sicheren Frühling und Sommer verhelfen konnten. Bei Fragen oder Unsicherheiten können Sie sich selbstverständlich jederzeit an uns wenden – gemeinsam sorgen wir für mehr Sicherheit im Umgang mit Zecken.