Scheidenpilz – 6 brennende Fragen einfach beantwortet

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Jacqueline Kusserow, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 23.05.2022

Frau mit einem Medikament gegen Scheidenpilz.

Auch heute noch zählt eine Pilzinfektion der Scheide zu den Tabuthemen, die wenn überhaupt nur in einer reinen Frauenrunde angesprochen werden. Dabei sind drei Viertel aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben von einer solchen Infektion ihrer Vagina betroffen, die kein Zeichen mangelnder Hygiene ist. Die Symptome sind allen, die schon einmal an einer Pilzinfektion litten, gut bekannt: Juckreiz, Brennen, cremiger bis krümeliger Ausfluss.

Wie entsteht ein Scheidenpilz?

Generell ist es normal, dass Pilze in unserem Körper vorhanden sind, ohne ihm zu schaden. Zusammen mit anderen Mikroorganismen besiedeln die Pilze verschiedene Bereiche in unserem Organismus. Sie lösen keine Symptome aus, solange die Scheidenschleimhaut gegen Infektionen geschützt ist. Dafür sorgen Milchsäurebakterien, die ein saures Milieu in der Scheidenflora aufbauen. Der pH-Wert der natürlichen Scheidenflora liegt im Normalfall bei unter 4,5. Dieses saure Scheidenmilieu ist weder für Pilze noch für schlechte Bakterien ein gutes Umfeld. Albert Döderlein war der Entdecker dieser Milchsäurebakterien, darum werden die guten Bakterien in der Scheide auch Döderlein-Bakterien genannt. Sie bewirken eine Ansäuerung des Scheidenmilieus, wodurch das Eindringen und Vermehren unerwünschter Keime verhindert wird.

Allerdings kann es auch zu einem Mangel an Milchsäurebakterien kommen, was zu einem gestörten Säureschutzmantel und letztendlich einer Störung der Vaginalflora führen kann.

Ursachen dafür können unter anderem sein:

  • Eine allgemeine Abwehrschwäche: Jegliche Krankheiten, die für ein geschwächtes Immunsystem sorgen, können zu einer Infektion beitragen. Durch das schwache Immunsystem können sich der Candida albicans oder andere Candida-Stämme stark vermehren. Die Folge ist eine Pilzinfektion.
  • Bestimmte Therapien mit Antibiotika: Ein Antibiotikum wird eingesetzt, um schädliche Bakterien im Körper zu eliminieren. Da das Medikament aber nicht zwischen guten und schlechten Bakterien unterscheidet, können auch die guten Milchsäurebakterien erwischt werden. So entsteht ein guter Nährboden für Pilze der Gattung Candida in der Scheide. Neben Antibiotika können auch andere Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, die Ursache für eine Pilzinfektion sein.
  • Ein veränderter Hormonhaushalt: Die Flora in der Scheide der Frau kann durch Hormone verändert werden. Vor allem durch eine erhöhte Östrogenkonzentration. Natürliche Schwankungen können für hormonelle Veränderungen verantwortlich sein, beispielsweise in der Schwangerschaft. Aber auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille oder andere Hormonersatzpräparate können die Hormonschwankungen auslösen und zu einem Vaginalpilz führen.
  • Übertriebene Hygiene im Intimbereich: Der Einsatz von aggressiven oder stark parfümierten Pflegemitteln kann die natürliche Flora auf der Haut im Intimbereich verändern und so Vaginalpilzen das Wachstum ermöglichen.

Die Folge ist, dass sich Hefepilze, wie der Candida albicans, übermäßig vermehren und eine Infektion im Genitalbereich auslösen können. Auch andere Candida-Arten, wie der Candida glabrata, können die Ursache für eine Pilzinfektion sein.

Welche Symptome löst eine Pilzinfektion in der Scheide aus?

Wer einmal eine Pilzinfektion in der Vagina hatte, kennt die typischen Symptome:

  • Jucken und Brennen der Vagina
  • Weißlicher und cremiger bis bröckeliger Ausfluss
  • Unangenehmer Geruch im Intimbereich
  • Gerötete und eventuell rissige Haut im Intimbereich
  • Eventuell Bläschen oder Ausschlag
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Die Beschwerden können variieren, da verschiedene Pilze unterschiedliche Symptome auslösen können.

Scheidenpilz-Behandlung: Selbstmedikation oder doch lieber zum Arzt?

Zwar verschwindet ein Pilzbefall der Scheide nur selten von allein, lässt sich jedoch gut und schnell behandeln. Bewährt hat sich bei der Behandlung eine Kombination aus Vaginalzäpfchen zum Einführen in die Scheide und einer Vaginalcreme zur Behandlung der äußeren Schleimhäute. Die Vaginalzäpfchen enthalten meist Imidazole wie den Wirkstoff Clotrimazol. Die Vaginalcreme mit antimykotischem Wirkstoff unterstützt die Wirkung der Vaginalzäpfchen gegen die Candida-Pilze und hilft beim Aufbau einer gesunden Scheidenflora. Die Zäpfchen werden am besten abends vor dem Schlafengehen in die Scheide eingeführt. Während der Nachtruhe haben sie genug Zeit zu wirken und laufen nicht vorzeitig aus. Die Vaginalcreme wird tagsüber zwei- bis dreimal auf den äußeren Genitalbereich angewandt. Die jeweiligen Angaben im Beipackzettel sind abweichend ggf. zu beachten. Außerdem sollten die juckenden und vom Vaginalpilz befallenen Bereiche sanft gereinigt werden. Von parfümierten Seifen-Produkten ist gänzlich abzusehen. Zudem kann das Weglassen von Slipeinlagen mit Plastikbestandteilen und Tampons während der Menstruation dem Kribbeln durch den Scheidenpilz entgegenwirken.

 Tipp: Sogenannte Antimykotika sind als Mittel gegen Scheidenpilz als Eintages- oder Dreitages-Therapie rezeptfrei erhältlich, beispielsweise Kadefungin oder Canesten Gyn Once.

Wenn sich innerhalb von drei Tagen trotz Behandlung jedoch keine Besserung zeigt, der Scheidenpilz zum ersten Mal oder häufiger als viermal im Jahr auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt beim Vorliegen einer Schwangerschaft oder wenn weitere Symptome hinzukommen. Der Arzt kann durch einen Abstrich herausfinden, ob eine Infektion durch einen Scheidenpilz hinter den Beschwerden steckt. Dadurch kann er entscheiden, welche Therapie sich am besten eignet. Durch die Behandlung von einem Arzt kann zudem verhindert werden, dass sich der Scheidenpilz zu einem chronischen Scheidenpilz entwickelt. Mit der richtigen Behandlung bekommt die Frau wieder eine gesunde Vaginalflora.

Infografik Scheidenpilz: Überblick über Ursachen, Symptome, Behandlung und vorbeugende Maßnahmen.

Wie beuge ich einer Infektion durch einen Vaginalpilz vor?

Betroffene Frauen, die schon einmal an einem Scheidenpilz litten, würden sich diese Erfahrung in Zukunft gern ersparen. Dafür gibt es ein paar einfache Verhaltensweisen, die sie dabei unterstützen können. Vorbeugend gegen Pilze in der Scheide helfen milde, ph-neutrale Waschlotionen, die ein gesundes Scheidenmilieu unterstützen. Allerdings ist zu bedenken, dass übertriebene Intimhygiene mehr schadet als nutzt. Nach dem Waschen sollten Sie sich sorgfältig abtrocknen. Falls Sie im Schambereich trockene, gereizte Hautstellen haben, sollten Sie diese betroffenen Stellen mit einer Intimpflegesalbe eincremen. Auch luftdurchlässige Unterwäsche kann das Infektionsrisiko verringern: Besonders eng anliegende, synthetische Kleidung kann durch Feuchtigkeit und Wärmestau eine Infektion durch einen Vaginalpilz begünstigen. Außerdem sind häufige Wechsel bei Handtüchern beziehungsweise Waschlappen angeraten. Gewaschen werden sollten sie bei mindestens 60 Grad Celsius und mit einem Vollwaschmittel, damit die Pilze abgetötet werden. Die Reinigung nach dem Toilettengang sollte von der Scheidenöffnung in Richtung des Darmausgangs erfolgen. So ist sichergestellt, dass keine Pilze oder andere Keime des Darms ihren Weg in die Scheide finden.

Tipp: Bei unklaren Symptomen sollten Sie auf neutrale Waschmittel umsteigen. Neben einer vaginalen Pilzinfektion können auch die bakterielle Vaginose oder eine allergische Reaktion einen Juckreiz auslösen. Bei einer bakteriellen Scheideninfektion ist der Gang zum Arzt empfohlen. Diese bakterielle Infektion können Sie unter anderem daran erkennen, dass der Ausfluss einen unangenehmen Geruch hat.

Was passiert bei einer Scheidenpilzinfektion in der Schwangerschaft?

Eine Schwangerschaft fordert den Körper einer Frau in vielerlei Hinsicht heraus. Das macht ihn anfälliger für das Wachstum von Hefepilzen in der Scheide. Vor allem durch die veränderten Hormonkonzentrationen bei schwangeren Frauen. Bei rund 30 Prozent der werdenden Mütter werden zum Ende der Schwangerschaft die Hefepilze im vaginalen Bereich festgestellt, die zu 80 Prozent bei einer vaginalen Geburt auf die Haut des Neugeborenen übertragen werden. Von dort können die Pilze über den Mund in den Körper des Kindes gelangen. Der Hefepilz Candida albicans kann beispielsweise die Infektion Mundsoor bei Babys auslösen. Typisch dafür sind krümelige Auflagen auf der Wangenschleimhaut und auf der Zunge. In der Regel verläuft die Erkrankung harmlos. Bei Neugeborenen, die unter 1500 Gramm wiegen, kann eine Ansteckung aber eine Candida-Sepsis auslösen, die tödlich verlaufen kann. Außerdem gibt es seit 2004 erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pilzen in der Scheide und Frühgeburten. Eine Pilzprophylaxe für Schwangere ist noch nicht routinemäßig vorgesehen, wird aber empfohlen.

Welche Maßnahmen sind nötig bei einer Pilzinfektion des Partners?

Infektionen durch Hefepilze treten bei beiden Geschlechtern im Genitalbereich auf und sind durch ungeschützten Geschlechtsverkehr ansteckend. Wenn in einer Partnerschaft ein Pilz auftritt, ist es daher ratsam, dass sich beide Partner behandeln lassen – auch wenn nur einer Symptome einer Infektion zeigt. Dadurch kann vermieden werden, dass sich beide Partner immer wieder gegenseitig mit der Candida-Infektion anstecken. Eine wiederkehrende Infektion durch einen Pilz, die abwechselnd bei beiden Partnern auftritt, wird auch Ping-Pong-Effekt genannt.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Jacqueline Kusserow

Über unsere Autorin:

Jacqueline Kusserow | Apothekerin in der Heimversorgung
Ich bin seit langer Zeit Apothekerin in der Heimversorgung bei mycare. Durch meine Fachweiteribldung "Pharmazie in der Geriatrie" bin ich nun auch für ein Medikationmanagement im Bezug auf unsere geriatrischen Patienten qualifiziert. Mehr erfahren

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