Gefahr Zecke: Leitfaden FSME und Lyme-Borreliose

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 6 Minuten

Von Janet Baron, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 18.04.2023

Eine Zecke in Nahaufnahme.

Endlich Frühling! Leider kommen nun die Zecken wieder zum Vorschein. Die kleinen Plagegeister sind lästig und unter Umständen sogar gefährlich. Normalerweise ist wenigstens von November bis Ende Februar Ruhe vor den Spinnentieren. Doch da unsere Winter immer öfter zunehmend mild ausfallen, ist die Zeckensaison nahezu ganzjährig. EIn Zeckenstich kann verschiedene Krankheiten auslösen - es ist daher sinnvoll, sich entsprechend zu schützen und zu wissen, wie eine Zecke fachgerecht entfernt wird.

Was sind Zecken?

Zecken sind blutsaugende Parasiten. Mögliche Wirte sind Tiere und Menschen. Dazu sind die Parasiten unwahrscheinlich hart im Nehmen: Damit sie in der Natur sterben, braucht es längere Perioden mit durchgehend niedrigen Temperaturen, um die minus zwanzig Grad Celsius. Übrigens ist es ein Mythos, dass Zeckentiere auf Bäumen lauern, um sich von dort auf ihre potenziellen Opfer herabfallen zu lassen. Sie sitzen auf Grashalmen, Büschen, Zweigen und im Unterholz. Von dort streift man sie im Vorbeigehen einfach ab.

 Gut zu wissen: Allgemein spricht man von einem Zeckenbiss, das trifft jedoch nicht zu. Zecken haben einen Stechapparat. Um an das Blut des Wirts zu gelangen, schneiden sie mit ihrem Mundwerkzeug in die Haut, um anschließend zu zustechen. Daher ist Zeckenstich die korrekte Bezeichnung.

Wie schützt man sich vor Zeckenstichen?

Mit dem Wissen, dass viele Zecken die Borreliose übertragen können, aber längst nicht alle Tiere Träger sind, wird offensichtlich, dass es schwierig ist, sich zu schützen. Dafür gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Stiche zu verhindern. Dazu gehören folgende Maßnahmen:

  • Dichte Kleidung tragen.
  • Tragen Sie helle Kleidung, da hier die Tiere leicht zu sehen sind.
  • Geschlossene Schuhe, lange Hosen.
  • Sollte es doch zu einem Stich kommen gilt: Ruhe bewahren.
  • Stichstelle bis zur Abheilung beobachten.
  • Im Zweifel Arzt aufsuchen.
 Tipp: Freie Hautstellen mit einem können Sie mit einem Insektenschutzmittel schützen - beispielsweise Anti Brumm für Erwachsene oder Anti Brumm Natural für Kinder. Der Schutz hält je nach verwendetem Präparat zwischen zwei bis zu acht Stunden an. Nach dem Aufenthalt im Freien sollten Sie die Kleidung inklusive Unterwäsche wechseln und den Körper nach den Plagegeistern absuchen.

Wurden Sie von einer Zecke gestochen, so ist das erste Symptom ein Juckreiz, der wenige Tage nach dem Einstich auftritt, solange das Tier noch anhängt. Nun ist es wichtig, den Störenfried mit einer Zeckenpinzette, Zeckenkarte oder Zeckenzange sorgfältig und sauber zu entfernen. Sie sollte stets ganz vorsichtig entfernt werden. Bleibt der Kopf des Spinnentieres in der Haut zurück, kann es zu Entzündungen und sogar zu Vereiterungen kommen. Wenn Sie Probleme mit der Entfernung haben, scheuen Sie sich bitte nicht, einen Arzt aufzusuchen. Die Stichstelle sollte über Tage und Wochen genau beobachtet werden. Bildet sich eine starke Rötung, fühlen Sie sich zudem müde, matt und fiebrig, sollten Sie vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen. Dieser berät Sie eingehend, führt mit Ihnen einen Borreliose-Test durch und leitet danach ggf. eine Antibiotika-Therapie ein.

Wie kann man Zecken entfernen?

Im Internet kursieren die abenteuerlichsten Vorschläge, von denen abzuraten ist. Öl, Benzin, Nagellackentferner und Alkohol bewirken vor allem eines: Das Tier gerät in Stress und wird in einen Todeskampf versetzt. Dabei sondern die Zecken vermehrt Speichel ab, was automatisch das Infektionsrisiko erhöht. Am besten entfernen Sie das Spinnentier, indem Sie sie dicht am Kopf und möglichst hautnah greifen, den Körper nicht quetschen und langsam sowie kontrolliert mit einer leichten Drehbewegung rausziehen. Da dies mit den Fingernägeln oft schwierig ist, gibt es verschiedene Hilfsmittel zur Zeckenentfernung:

Hier noch 7 Tipps zum Entfernen der lästigen Insekten:

  1. Nach jedem Spaziergang durch Wald und Wiesen den Körper intensiv nach Blutsaugern absuchen.
  2. Mit einer Zeckenpinzette oder Zeckenzange das Tier möglichst nah am Kopf fassen und gerade mit wenig Druck herausziehen.
  3. Beim Entfernen aufpassen, dass der Hinterleib nicht zerquetscht wird.
  4. Kein Klebstoff, Nagellackentferner oder Öl verwenden.
  5. Der in der Haut eingegrabene Kopf mit den Mundwerkzeugen muss entfernt und die Wunde desinfiziert werden.
  6. Wenn Sie nicht sicher sind, ob das Tier vollständig entfernt wurde, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
  7. Stichstelle in der nächsten Zeit sorgfältig beobachten.

Wie versorgt man die Wunde nach einem Zeckenstich?

Nach der Entfernung der Zecke sollte die Wunde mit einem Wunddesinfektionsmittel behandelt werden. Dieses ist beispielsweise von Octenisept als Spray erhältlich und entgegen früherer Methoden und Jodpräparaten heute farblos und brennt meist nicht mehr beim Auftragen. Sie sollten die Stichstelle unbedingt einige Tage beobachten. Wenn eine Rötung nicht zurückgeht oder sich ausbreitet, sich ein roter Ring um den Stich zeigt oder die Einstichstelle anschwillt oder schmerzt, müssen Sie einen Arzt aufsuchen. Wenn der Stechapparat des Blutsaugers stecken bleibt, ist dies meist unbedenklich: Dieser Fremdkörper wird in den meisten Fällen von selber abgestoßen.

Was macht Zecken so gefährlich?

Die steigenden Temperaturen locken nicht nur Mensch und Hund vermehrt nach draußen, sondern wecken auch bei einem der hierzulande gefährlichsten Insekten neue Lebensgeister. Dabei sind Zeckenstiche selbst in der Regel ungefährlich. Die Blut saugenden Krabbeltiere können durch die Übertragung verschiedener Erreger gefährliche Krankheiten auslösen und müssen deshalb schnell wie möglich aus der Haut entfernt werden.

Vor allem zwei Krankheiten werden in Europa von infizierten Zeckentieren übertragen: die FSME und die Borreliose. Man sollte sich der Gefahr bewusst sein, aber dennoch nicht in Panik verfallen. Denn: Bei weitem nicht jedes Insekt ist infiziert. Nur rund 2 % übertragen mit ihrem Speichel den FSME-Virus. Die FSME-Risikogebiete liegen vor allem im Süden Deutschlands, also Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen. Vereinzelte FSME-Fälle traten jedoch fast in jeder Region Deutschlands auf. Kommt es nach einem Zeckenstich zu grippeähnlichen Symptomen und Fieber, konsultieren Sie am besten umgehend einen Arzt. Denn diese Symptome könnten auf eine FSME-Infektion hinweisen. Übersieht man dieses Stadium, kann sich nach einiger Zeit eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Entzündung des Rückenmarks dazugesellen. Obwohl natürlich nicht alle die entsprechenden FSME-Viren oder Borrelia burgdorferi in sich tragen, sollte trotzdem jeder Blutsauger umgehend entfernt werden.

FSME – Was Zecken damit zu tun haben

Frühsommer was? Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine Viruserkrankung, die fast ausschließlich von Zeckentieren übertragen wird. Infizierte Insekten geben den FSME-Virus beim Stich weiter. Die meisten Menschen übersehen die Infektion, die Erkrankung bricht nicht aus. Bei rund 30 Prozent aller Infizierten macht sich die Krankheit mit grippeähnlichen Beschwerden bemerkbar. Leichtes Fieber, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen gehören zu den Symptomen des ersten Krankheitsverlaufs. Oft wird eine FSME-Erkrankung daher mit einer Sommergrippe verwechselt. Die gute Nachricht: Bei den meisten Erkrankten bleibt es bei den erkältungsähnlichen Beschwerden. Nur bei einigen der Infizierten tritt die FSME in die zweite Krankheitsphase. In dieser greift das Virus das zentrale Nervensystem an, es kann zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), zu einer Entzündung von Hirnhaut und Gehirn (Meningoenzephalitis) oder zu einer Entzündung des Gehirn- und Rückenmarkgewebes (Meningoenzephalomyelitis, Meningoradikulitis) kommen.

Was hilft gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis?

Eine FSME-Erkrankung in der zweiten Phase kann von einem komplizierten Verlauf gekennzeichnet sein, vor allem bei älteren Menschen. Bei Kindern und Jugendlichen heilt die Erkrankung meist vollständig aus. Besser ist es natürlich, eine Frühsommer-Meningoenzephalitis zu vermeiden. In Deutschland gelten vor allem Bayern und Baden-Württemberg als FSME-Risikogebiete, in denen besonders viele Zecken infiziert sind. Weitere riskante Gegenden liegen laut RKI in Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Rheinland-Pflaz und im Saarland. Hier sind oft nur einzelne Giebete oder Landkreise ein Risikogebiet. Generell ist eine Impfung gegen FSME sinnvoll, vor allem für Menschen, die sich regelmäßig in der freien Natur aufhalten. Die Impfung wird von den meisten Kassen bezahlt. Kinder können ab dem vollendeten ersten Lebensjahr geimpft werden.

Was ist eine Lyme-Borreliose?

Bei der Lyme-Borreliose, nur Borreliose oder auch Lyme-Krankheit genannt, handelt es sich um eine Infektionskrankheit. Diese wird durch bereits infizierte Tiere übertragen. Anders als beim FSME-Virus handelt es sich bei diesem Erreger um ein Bakterium. Der Krankheitserreger, welchen die Zecken bei Ihrem Saugakt absondern, nennt sich Borrelia burgdorferi. Borreliose zeigt sich häufig (aber nicht immer) zunächst an lokalen Hautstellen. In späteren Stadien sind auch verschiedene Organe wie zum Beispiel Gelenke und im fortgeschrittenen Stadium sogar das Nervensystem betroffen. Ein typisches Anzeichen ist die sogenannte Wanderröte. Sie breitet sich langsam, aber zusehends kreisförmig um die Einstichstelle herum aus, ist aber nicht zwingend ausgeprägt. Die Infektion kann bei Menschen, Säugetieren und Vögeln über den Zeckenstich des Holzbocks stattfinden (weniger oft durch Mückenstiche). Eine Gefahr für die übertragbare Krankheit besteht in allen Ländern und Regionen der Welt — im Süden jedoch mehr als im Norden. Man geht davon aus, dass jedes fünfte Zeckentier von Borrelien befallen ist und somit zum Überträger der Lyme-Borreliose werden kann.

Wie bekommt man die Borreliose?

Hecken und hohe Gräser sind für die Spinnentiere der ideale Lebensraum. Wer gerne Pilze, Beeren und Wildkräuter sammelt oder Kontakt mit Wildtieren pflegt, begegnet ihnen am ehesten. Sie warten im Gebüsch auf ihre Opfer, manchmal wochen- oder monatelang. Häufig streifen wir die Tierchen im Vorbeigehen vom Grün ab. Kaum auf dem Wirt angekommen, arbeiten sich die blutsaugenden Tierchen zu angenehm warmen Körperweichteilen vor. Erst dann setzen sie ihre Beißwerkzeuge ein und saugen sich schließlich fest.

Wie erkennt man die Krankheit?

Die Erkrankung verläuft zunächst einmal recht unspektakulär. Von dem Zeckenstich bis zum Ausbruch vergehen etliche beschwerdefreie Tage und Wochen. Ein roter Fleck um die Einstichstelle herum könnte kurze Zeit nach der Infektion sichtbar werden. Dieses Mal vergrößert sich rasch und bildet eine weißliche Verfärbung in der Mitte. Die kreisrunde Hautrötung kann zuweilen einen Durchmesser von bis zu 65 cm umfassen. In diesem frühen Stadium können bereits weitere Begleitsymptome wie zum Beispiel Gelenk- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellung, Fieber, Kopfschmerzen sowie Bindehautentzündung auftreten. Oft sind gar keine Krankheitszeichen vorhanden und die Infektion wird eher zufällig im Rahmen der Diagnostik diverser anderer Beschwerden gefunden. Generell kann die Krankheit in drei Phasen verlaufen, wobei das Abweichen oder Fehlen von einigen Beschwerden möglich ist:

  1. Erstes Stadium (Stadium I): „Wanderröte“ (Erythema migrans), Ausbreitung der Infektion auf der Haut. Hinzu kommen teils unspezifische Symptome wie etwa Fieber und Gelenkbeschwerden. Unbehandelt kommt es zur Ausbreitung im ganzen Organismus.
  2. Zweites Stadium (Stadium II): Wochen und Monate nach dem Zeckenstich klagen Betroffene über brennende Nervenschmerzen. Der ganze Körper ist nun vom Bakterium befallen — auch das Nervensystem. Symptome wie Gefühlsstörungen, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzbeutelentzündungen machen sich bemerkbar. Leider werden diese Beschwerden nur allzu oft fehlgedeutet, was zu einer Verlängerung des Leidens führen kann.
  3. Drittes Stadium (Stadium III): Verchronifizierung. Der Zeckenstich liegt bereits Monate bis Jahre unbehandelt zurück. Betroffene Personen leiden zunehmend häufig an Gelenkentzündungen und zum Teil bläulichen Hautveränderungen an Beinen und Armen. Auftretende Entzündungen lassen nach einer Weile nach, um dann nach Wochen, Monaten oder Jahren wiederzukehren.

Wie beugt man Borreliose vor?

Der beste Schutz gegen Zecken und somit auch gegen Borreliose ist das Tragen körperenger, geschlossener Kleidung. Anti-Zeckenmittel kurz vor dem Waldspaziergang auf alle in Frage kommenden Hautstellen aufgetragen, kann die Spinnentiere für Stunden fernhalten und dafür sorgen, dass sie den ungeliebten Wirt schnell wieder verlassen. Meiden Sie bei Wandertouren Hecken und dichtes Gebüsch. Achten Sie in Streichel-Zoos, aber auch beim eigenen Haustier, auf krabbelnde oder bereits festgesaugte Tierchen im Fell und vermeiden Sie vor allem bei Wildtieren einen zu nahen Kontakt. Zu Hause angekommen, kontrollieren Sie gründlich Ihre Kleidung und Ihren Körper. Schauen Sie gerade auch an versteckten Körperregionen wie zum Beispiel unter den Achselhöhlen und in der Leistengegend nach.

Wie wird Lyme-Borreliose behandelt?

Wurde Borreliose in einem frühen Stadium diagnostiziert, entscheidet sich der behandelnde Arzt für eine antibiotische Therapie, welche häufig einige Wochen dauert. Welche Antibiotika, in welcher Dosierung verabreicht werden, hängt von dem allgemeinen Gesundheitszustand, dem Krankheitsstadium des Betroffenen sowie vom Alter ab. Wird Borreliose frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt, sind die Genesungschancen hoch. Außerdem können durch ein frühes Eingreifen Folgeschäden und Komplikationen weitgehend vermieden werden.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Janet Baron

Über unsere Autorin:

Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron

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