Alle wichtigen Fakten zum Bandscheibenvorfall

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 2 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 21.12.2022

Mann macht Yoga.

Um den Bandscheibenvorfall zu verstehen, muss man zuerst verstehen, wie die Wirbelsäule aufgebaut ist. Die Wirbelsäule ist das Grundgerüst unseres Skeletts und trägt viel von der Körperlast - sie wird im Sitzen sowie im Stehen beansprucht. Sie ist medizinisch in verschiedene Abschnitte aufgeteilt:

  • Lendenwirbelsäule
  • Brustwirbelsäule
  • Halswirbelsäule

Sie setzt sich aus Wirbelkörpern zusammen. Diese formen den Wirbelkanal, durch den das Rückenmark verläuft. Der Puffer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern wird Bandscheibe genannt. Sie halten den Abstand zwischen den Körpern aufrecht und dämpfen Stöße ab.

Die häufigste Ursache für einen Bandscheibenvorfall ist eine altersbedingte Abnutzung der Bandscheibe. Vorwölbungen der Bandscheiben reizen die entlang laufenden Nerven, was zu Rückenschmerzen oder sensiblen Ausfallerscheinungen führen kann. Die meisten Menschen weisen ab 30 Jahren Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule auf. Dies gehört zum normalen Alterungsprozess und ist noch kein Zeichen einer Krankheit. Ein Bandscheibenvorfall mit Symptomen betrifft jährlich etwa 150 von 100.000 Menschen. Die meisten betroffenen Personen sind zwischen 40 und 50 Jahre alt.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheiben sind flexibel und ermöglichen so die Beweglichkeit der Wirbelsäule - gleichzeitig dienen sie als Stossdämpfer, welcher Erschütterungen auf die Wirbelsäule abfängt. Jede Bandscheibe verfügt über einen äußeren festen Faserring und einen inneren, etwas weicheren Kern, welcher dafür sorgt, dass die Bandscheibe elastisch bleibt.

Wölbt sich der Gallertkern und damit die Bandscheibe vor, ohne den schützenden Faserring zu zerreißen, entsteht eine Bandscheibenvorwölbung - Bandscheibenvorwölbungen sind eine Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls. Zu einem Bandscheibenvorfall kommt es, wenn sich ein Teil dieses Kerns durch den Faserring nach außen, in den Nervenkanal der Wirbelsäule, verschiebt. Dann drückt dieser auf umliegende Nerven oder das Rückenmark. Synonym für eine Bandscheibenvorwölbung bzw. einen Bandscheibenvorfall ist das Wort Diskushernie.

An welchen Stellen der Wirbelsäule kann der Bandscheibenvorfall auftreten?

In rund 90 Prozent der Fälle ist die Lendenwirbelsäule von einem solchen Vorfall betroffen. Zu den Symptomen gehören Rückenschmerzen, die bei Belastung plötzlich auftreten oder stärker werden. Die Muskulatur wird meist im betroffenen Bereich verhärtet sein. Teilweise strahlt der starke Rückenschmerz auch aus in Gesäß oder Bein, Sie können auch ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl im Bein bemerken.

Haben Sie einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule, können ein schmerzender Nacken sowie ein ausstrahlender Schmerz in Arm, Hand oder Hinterkopf ein Indiz dafür sein.

In welchem Alter kann ein Bandscheibenvorfall auftreten?

Je älter ein Mensch wird, desto weniger gut kann der Gallertkern Wasser aufnehmen. Außerdem wird mit zunehmendem Alter der Faserring von Rissen durchzogen. Dadurch kann es passieren, dass der Gallertkern durch den Faserring bricht – ein Bandscheibenvorfall passiert. Wobei längst nicht jede Bandscheibenveränderung gleich Rückenschmerzen nach sich ziehen muss. Je besser die umgebende Muskulatur ausgebildet und trainiert ist, desto weniger Beschwerden treten auf, weil die Muskeln den nötigen Halt geben.

Es sind oft ältere Menschen von dem Bandscheibenvorfall betroffen, aber auch junge Menschen können aufgrund von Fehlhaltung, Übergewicht oder Falschbelastung einen Bandscheibenvorfall erleiden.

Welche Symptome löst ein Bandscheibenvorfall aus?

Ein Bandscheibenvorfall muss nicht zwingend Symptome hervorrufen. Ein kleiner Bandscheibenvorfall bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Je nach Größe und Lage kann ein Bandscheibenvorfall verschiedene Symptome hervorrufen.

Unterscheiden sich die Symptome je nach Lage des betroffenen Wirbels?

Ja. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule treten Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in das Bein und ggf. den Fuss auf, Sensibilitätsstörungen im Bereich des Beins und ggf. des Fußes, ein Kribbeln im Gesäß, Bein und/oder Fuss oder aber Lähmungserscheinungen vom Bein auf. Wenn Probleme beim Stuhlgang und beim Wasserlassen sowie ein Taubheitsgefühl im Anal- und Genitalbereich und auf der Innenseite der Oberschenkel auftreten, stellt dies ein Notfall dar (Kauda-Equina-Syndrom). In diesem Fall muss ein Chirurge das vorgefallene Bandscheibengewebe notfallmäßig operativ entfernen, um dauerhafte Nervenschädigungen und Symptome zu verhindern. Leiden Sie an diesen Symptomen, sollten Sie unverzüglich eine Notaufnahme aufsuchen.

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann zu Nackenschmerzen, ausstrahlenden Schmerzen im Arm, Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Arm oder Hand führen.

Wie wird ein Bandscheibenvorfall behandelt?

Oft lässt sich ein Bandscheibenvorfall im Lendenbereich mit Medikamenteneinnahme und Physiotherapie behandeln. Sind die Schmerzen jedoch stark oder ist der Druck auf die Nerven so groß, dass es zu Gefühlsstörungen, Muskelschwäche oder Lähmungen kommt, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Bei einer Operation wird die Bandscheibenvorwölbung sorgfältig entfernt, der nicht störende Teil der Bandscheibe wird an Ort belassen. Idealerweise kann in geeigneten Fällen mit lediglich kleinen Einschnitten in die Haut operiert werden.

Was kann ich gegen die Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall nehmen?

Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac, Voltaren, Ibuprofen können gegen die Schmerzen eingenommen werden.

 Info: Diese Schmerzmittel gibt es auch als Gel, beispielsweise das Diclofenac AbZ Schmerzgel, welches lokal aufgetragen werden kann. Bei starken Beschwerden können opioide Schmerzmittel wie Buprenorphin, Fentanyl, Oxycodon oder Tilidin in Betracht gezogen werden, welche verschreibungspflichtig sind und dem Betäubungsmittelgesetz unterstehen. Ferner werden vom Arzt manchmal Corticosteroide oder Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien) verschrieben.

Wichtig ist, dass man in Bewegung bleibt trotz Schmerzen, damit sich die Rückenmuskulatur nicht abbaut und schwächer wird.

Wie kann ich einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Hauptursachen für einen Bandscheibenvorfall in jungen Jahren sind Übergewicht, falsche Belastung der Wirbelsäule, Bewegungsmangel, Haltungsfehler, schwere körperliche Arbeit, das Heben schwerer Gegenstände mit ungünstiger Körperhaltung. Es ist nicht direkt möglich, einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen. Dennoch können Sie mit verschiedenen Massnahmen Ihre Rückenmuskulatur stärken und dadurch Ihr Risiko für einen Bandscheibenvorfall verringern. Wichtig ist zudem, den Alltag so zu gestalten, dass unnötige, ungesunde Belastungen für die Wirbelsäule vermieden werden.

Folgende Dinge können unterstützend wirken:

  • Regelmäßiges Rücken- und Bauchmuskeltraining, um Ihre Wirbelsäule zu stützen und zu entlasten.
  • Vermeiden Sie Übergewicht.
  • Heben in vornüber gebeugter Position kann die Bandscheiben mit dem acht- bis zwölffachen Gewicht belasten. Heben Sie schwere Gegenstände daher nach Möglichkeit aus der Hockposition mit gerader Wirbelsäule.
  • Erledigen Sie Arbeiten im Haushalt und im Beruf stets in einer aufrechten, normalen Körperhaltung.
  • Sitzmöbel sollten ergonomisch gestaltet sein und über eine höhenverstellbare Sitzfläche und Sitzlehnen verfügen.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern. Mehr über L. Dolder

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Janet, Apothekerin bei mycare.de
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