Medizinische Tests für Zuhause
Wartezimmer sind oftmals überfüllt, Mediziner haben kaum noch Zeit für den Einzelnen und vermitteln zudem wichtige Informationen in unverständlichem Fachjargon. Mehr lesen








Was kann ich mit Selbsttests überprüfen?
Ein Trend zum Selbsttest ist unverkennbar, betrachtet man allein die unzähligen "Gesundheits-Apps" für Smartphone und Co. Aber auch Heimtests sind auf dem Vormarsch: Längst lassen sich auf diese Weise nicht mehr nur Schwangerschaften in den eigenen vier Wänden nachweisen. Ein paar Tröpfchen Blut, Speichel oder Urin sollen oftmals für die Früherkennung von körperlichen Schwächen mittels Selbsttest ausreichen. Ob Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege, Nahrungsmittelunverträglichkeiten beziehungsweise andere Allergien oder sogar Herzinfarkt, Darmkrebs und HIV – zahlreiche Hersteller der mehr oder weniger preisgünstigen Testsets versprechen Gewissheit in wenigen Minuten. Auch Menge und Qualität der Spermien oder Vaterschaften lassen sich inzwischen von zuhause aus überprüfen. Darüber, ob diese Angebote sinnvoll sind oder nicht, herrscht selbst unter Experten Uneinigkeit.
Testergebnisse oftmals unzuverlässig
Die Zuverlässigkeit der angebotenen Testsätze ist mitunter gering: So können falsch-positive Ergebnisse unnötige Sorgen Gesunder hervorrufen, falsch-negative Resultate führen hingegen dazu, dass sich Betroffene irrtümlicherweise in Sicherheit wiegen. Blut im Stuhl etwa, welches als ein wesentlicher Indikator für Darmkrebs gilt, kann auch durch relativ harmloses Zahnfleischbluten entstehen. Andererseits blutet nicht jede Krebsvorstufe – der Test wäre in einem solchen Fall also fatalerweise negativ. Oftmals ist bereits die Handhabung so umständlich, dass es zu einer fehlerhaften Probenentnahme kommt. Darüber hinaus kann der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oder die Einnahme von Medikamenten die Ergebnisse beeinflussen. Andererseits führen positive Resultate häufig auch diejenigen Menschen zum Arzt, die den Gang dorthin sonst eher scheuen; im Idealfall entsteht also ein größeres Bewusstsein für die eigene Gesundheit.
Empfehlenswerte Selbsttestungen
Pauschal ablehnen lassen sich medizinische Selbsttests also nicht, einige sind sogar durchaus sinnvoll. Natürlich sollten Diabetiker regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel messen können, ohne dafür einen Arzt aufsuchen zu müssen. Menschen mit einer Neigung zu Blasenentzündungen profitieren davon, den eigenen Urin schnell und unkompliziert auf Nitrit untersuchen zu können. Auch der Grippe-Test hat Vorteile: Die Infektion lässt sich so zwar nicht mehr verhindern, es können jedoch weitere Personen vor Ansteckung geschützt werden. Generell gelten alle Tests mit hoher Aussagekraft als empfehlenswert. Hierzu zählen auch regelmäßige Blutdruckmessungen sowie die Selbstuntersuchung der Blutfettwerte und Urintestungen auf Mikroalbumin, welches auf Diabetes mellitus hindeutet. Ebenso ist die Peak-Flow-Methode, mittels derer Asthmatiker ihre Lungenfunktion dokumentieren können, ausgesprochen sinnvoll. Wichtig ist: Bei neu auftretenden Beschwerden oder einem Krankheitsverdacht sollte unbedingt der Arzt des Vertrauens hinzugezogen werden – und wenn das Wartezimmer noch so voll ist.