Alle Fakten zu Cannabis und wie es medizinisch eingesetzt wird

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 15.09.2022

Wissenschaftlerin untersucht medizinisches Cannabis

Cannabis ist das lateinische Wort für Hanf. Der Hauptwirkstoff von Cannabis wird als Dronabinol, einer synthetischen Form des Delta-9-Tetrahydrocannabinols, bezeichnet. Konsumiert man Cannabis, wird dies oft als rauschartiger Zustand beschrieben. Bei vielen Menschen steigert der Konsum von Cannabis die Euphorie. Die Wirkung von Cannabis kann aber auch sedierend sein. Bei gewissen Menschen kann es dazu führen, dass sie sich ängstlich-bedrückt, freudlos oder gereizt fühlen. Bei Langzeitgebrauch kann es zu einer psychischen Abhängigkeit kommen; es besteht jedoch nur eine sehr geringe körperliche Abhängigkeit. Der Entzug ist unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. In der Medizin wird es vermehrt zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie bei Krebsleiden, oder aber zur Schmerztherapie eingesetzt. Auch bei AIDS-Patienten kann es zur Verbesserung des Appetits verschrieben werden, zusätzlich kann Cannabis gegen Spastiken verwendet werden.

Was wird unter Cannabis verstanden?

Hanf, oder eben auch Cannabis, ist eine Droge: Drogen sind Substanzen, die beim Konsum die Psyche beeinflussen und so das Fühlen, Denken oder die Wahrnehmung verändern. Als Gras oder Marihuana bezeichnet man die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. An den Drüsenhaaren dieser Blüten befindet sich das Harz der Pflanze – im Harz befinden sich hohe Konzentrationen von THC, CBD und anderen Cannabinoiden. Als Cannabinoide bezeichnet man die Wirkstoffe der Marihuanapflanze. Das wichtigste Cannabinoid der Pflanze ist das THC, das Delta-9- Tetrahydrocannabinol. Übrigens: Unter Haschisch (Dope, Shit, Piece) versteht man das getrocknete Harz aus den Drüsenhaaren der weiblichen Pflanze.

Wenn man von Cannabisarzneimitteln spricht, versteht man die Gesamtheit der verwendeten Cannabisprodukte inklusive Blüten, unabhängig davon, wie sie rechtlich eingestuft werden. Der Cannabiskonsum kann positive Gefühle wie Gelassenheit, Entspanntheitsgefühl und Leichtigkeit hervorrufen, obwohl sich gleichzeitig der Herzschlag erhöht. Wahrnehmungen werden intensiver wahrgenommen. Oft ist das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt, neue Gedankenverläufe treten auf. Häufig ist auch eine Appetitsteigerung zu bemerken. Bei negativ erlebten Erfahrungen handelt es sich hauptsächlich um Angst und Panik. Erinnerungslücken, eingeschränktes Wahrnehmen der Umwelt und das Gefühl, sich nicht mehr mitteilen zu können, sind möglich. Auch Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Schwindel können auftreten.

Was ist der Unterschied zwischen THC und CBD?

Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sind beides Cannabinoide der Hanfpflanze. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer chemischen Struktur, weshalb sie auch unterschiedliche Effekte haben. Vor allem der Effekt auf die Psyche ist von großem Unterschied: THC wirkt psychoaktiv, also bewusstseinsverändernd, CBD ist hingegen nicht psychoaktiv, weshalb es auch nicht mit einem hohen Missbrauchspotenzial verbunden ist. THC erzeugt also einen Rausch, CBD nicht. Das liegt daran, dass CBD auf eine ganz andere Weise an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren im Endocannabinoid System (ECS) des Körpers andockt als THC. CBD wirkt nur sehr schwach an den Rezeptoren des ECS.

Infografik Cannabis: Unterschied von THC und CBD, Anwendungsgebiete, Risiken

Gegen welche Beschwerden und Symptome wird Cannabis medizinisch eingesetzt?

CBD ist für die Behandlung bestimmter seltener Formen von Epilepsien im Kindesalter zugelassen und kann gegen Übelkeit und Erbrechen oder aber Appetitverlust aufgrund einer Chemotherapie helfen. Es kann zudem bei chronischen Schmerzzuständen, zum Beispiel bei neuropathischen oder durch Krebs verursachten Schmerzen verschrieben werden. Ferner wird es bei bei Spastiken und Krämpfen, die durch Multiple Sklerose oder andere neurologische Krankheiten ausgelöst werden, verordnet. Eine Cannabistherapie kann zum Beispiel einem Schmerzpatienten helfen, wenn eine andere standardisierte Schmerztherapie zu starke Nebenwirkungen hat.

Cannabisprodukte werden ferner auch als Beruhigungsmittel, gegen Schlafstörungen und gegen psychische Störungen eingesetzt – die Produkte haben diesbezüglich jedoch keine entsprechende Indikation.

 Tipp: CBD-Produkte können auch lokal aufgetragen werden. Es gibt sie als Creme, Öl, Gel und Mundspray

Welche Nebenwirkungen sind bei einer Cannabis-Therapie möglich?

CBD lässt sich über ölige Lösungen und Tropfen inhalieren oder schlucken. Als Nebenwirkungen kann es zu Schwindel, Verwirrtheit, Müdigkeit, Benommenheit, Mundtrockenheit oder Blutdruckabfall kommen.

Betroffene, die Cannabis rauchen, können pulmonale Symptome (akute Bronchitis, Husten und Auswurf), entwickeln, und die Lungenfunktion kann verändert sein. Wird Cannabis mit Tabak konsumiert, bestehen dieselben Folgen wie beim Zigarettenrauchen. Die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass schwerer Marihuanakonsum mit erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen und anatomischen Veränderungen im Gehirn verbunden ist. Besonders schädlich ist der Cannabiskonsum in der frühen Jugend. Jede Substanz, die Euphorie erzeugt und Angst verringert, kann zu einer Abhängigkeit führen; Cannabis ist hier keine Ausnahme.

Kann medizinisches Cannabis süchtig machen?

Medizinischen Cannabis gibt es in unterschiedlichen Formen und Medikamenten. Die Wirkstoffe Nabilon (indiziert bei Chemotherapie-induziertem Erbrechen und Übelkeit; enthält THC) und Nabiximols (zugelassen zur Symptomverbesserung bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund von MS; enthält THC und CBD) unterstehen dem Betäubungsmittelgesetz. Dronabinol enthält wiederum nur THC und wird gegen Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapien sowie gegen Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bei HIV/AIDS-Patienten verordnet.

Die Wahrscheinlichkeit, durch CBD eine Cannabiskonsumstörung zu entwickeln, gilt als gering. Bereits im Jahr 2017 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Artikel über Cannabidiol und gab an, dass CBD nicht süchtig macht. Leider gibt es aber kaum Studien zur Langzeitwirkung. Es ist deshalb noch unklar, wie hoch das Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung wirklich ist.

Welchen Einfluss hat die Cannabis Legalisierung auf den medizinischen Bereich?

In Deutschland wird das Cannabis ausschließlich für medizinische Zwecke angebaut. Es handelt sich daher um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel und unterliegt den Bestimmungen des Betäubungsmittelrechts. Die Legalisierung von Cannabis aber ist ein politisches und gesellschaftliches Thema - in Deutschland hat die Debatte über Legalisierung von Cannabis in den vergangenen Jahren an Fahrt aufgenommen. Bis Jahresende 2022 soll ein Gesetzesentwurf für die Freigabe von Cannabis vorliegen.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern. Mehr über L. Dolder

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Janet, Apothekerin bei mycare.de
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