Cannabis auf Rezept: So groß sind die Unterschiede bei Preis, Wirkung und Auswahl

Aktualisiert am 29.10.2025

Medizinisches Cannabis spielt unter anderem in der Schmerztherapie, bei neurologischen Erkrankungen oder zur Linderung von Übelkeit nach Chemotherapien eine wachsende Rolle. Doch wie gut ist der Markt eigentlich aufgestellt, und wie könnte sich die geplante Gesetzesänderung auf Patienten auswirken? Wie groß ist die Auswahl für deutsche Patienten und worin unterscheiden sich die Produkte? Wir haben über 1.300 Cannabisblütensorten auf der Vergleichsplattform flowzz.de untersucht: Die Unterschiede sind erheblich, vor allem beim Wirkstoffgehalt, den Preisen und der Angebotsvielfalt der Hersteller.

Gesetzesänderung soll Verschreibung und Versand einschränken

Das Bundeskabinett hat im Oktober 2025 einen Referentenentwurf zur Änderung des Medizinalcannabisgesetzes beschlossen. Künftig soll medizinisches Cannabis nur noch nach persönlichem Arztbesuch verschrieben werden dürfen. Zudem dürfen Apotheken medizinisches Cannabis nicht mehr versenden. Das neue Gesetz soll den Missbrauch eindämmen, stellt aber gleichzeitig viele Patienten, insbesondere in ländlichen Regionen, vor neue Herausforderungen beim Zugang zu ihrer Therapie.

Über 1.300 Sorten im Vergleich: Welche Hersteller dominieren den Markt?

Unsere Analyse umfasst insgesamt 1.306 Blütensorten von 58 Herstellern. Dabei zeigt sich eine große Spannbreite im Sortiment: Während einige Unternehmen ein sehr breites Sortiment anbieten, konzentrieren sich andere auf nur wenige Produkte. Das Unternehmen Remexian Pharma aus Ludwigsfelde ist mit 203 Blütensorten der Anbieter mit dem größten Sortiment. Es folgen der Berliner Hersteller Cantourage mit 107 Sorten und das Kölner Unternehmen Cannamedical mit 104. Auf Platz vier und fünf des Rankings liegen Four 20 Pharma (83 Sorten) und Ennua Pharma (81 Sorten). Gleichzeitig führen auf der Vergleichsplattform flowzz.de acht Hersteller jeweils eine Sorte, fünf Anbieter zwei Sorten und acht Unternehmen jeweils drei Sorten.

Die Anbieter mit der größten Produktvielfalt importieren das Cannabis von Anbauunternehmen aus der ganzen Welt und verarbeiten es in Europa weiter. Sie bauen nicht selbst an. Die einzigen drei Firmen, die in Deutschland die Lizenz haben, Cannabis legal anzubauen, sind Demecan (80 Sorten) Tilray (68 Sorten), und Aurora (16 Sorten).

Hybrid-Sorten am häufigsten vertreten

Cannabis kann in drei Strain-Typen unterteilt werden: Sativa, Indica und Hybrid. Die Untersuchung zeigt, dass der Großteil der verfügbaren Produkte zur Hybrid-Kategorie gehört. Insgesamt entfallen 81 Prozent aller analysierten Blüten auf diesen Strain-Typ, wobei 38 Prozent ausgewogene Hybride darstellen. Weitere 29 Prozent entfallen auf indica-dominante und 14 Prozent auf sativa-dominante Varianten. Reine Indica-Sorten machen 13 Prozent des Gesamtangebots aus, reine Sativa-Sorten lediglich sechs Prozent.

Hybrid, Indica oder Sativa: Worauf sich die Hersteller spezialisieren

Auch beim Blick auf die einzelnen Hersteller zeigt sich, wie unterschiedlich die Strain-Typen verteilt sind. Die meisten Hybrid-Sorten, inklusive indica- und sativa-dominanter Varianten, bietet Remexian Pharma mit insgesamt 175 Sorten an, davon entfallen 63 auf indica-dominante und 18 auf sativa-dominante Hybride. Es folgen Cantourage mit 97 (darunter 36 indica-dominante und neun sativa-dominante Sorten) und enua Pharma mit 74 (jeweils 28 indica- und 22 sativa-dominant). Bei den reinen Indica-Sorten liegt Cannamedical mit 22 Sorten vorn, gefolgt von Remexian Pharma mit 19 und Tilray mit 18 Sorten. Die meisten Sativa-Sorten finden sich bei Cannamedical (18), Tilray (elf) und Remexian Pharma (neun).

Wirkstoffgehalt im Vergleich: Bis zu 37 % THC möglich

Ein zentrales Kriterium bei medizinischem Cannabis ist der THC-Gehalt. Die untersuchten Produkte weisen eine enorme Spannbreite auf, zwischen einem und 37 Prozent. Die Auswertung zeigt: Mehr als 87 Prozent der Produkte enthalten über 20 Prozent THC. 629 Sorten fallen in die Kategorie „sehr hoch“ (über 25 %), weitere 512 in die Kategorie „hoch“ (über 20 %). Deutlich weniger Produkte gehören zum mittleren Bereich (132 Sorten mit 11-20 %) oder weisen einen niedrigen Gehalt unter 10 % auf (33 Sorten).

Auch im Durchschnitt zeigen sich Unterschiede zwischen den Strain-Typen: Klassische Sativa-Sorten enthalten rund 21,9 Prozent THC, Indica-Produkte etwa 23 Prozent. Hybride liegen mit durchschnittlich 23,8 Prozent leicht darüber. Innerhalb dieser Gruppe erreichen indica-dominante Hybride im Mittel 24,9 Prozent, sativa-dominante Varianten rund 24,2 Prozent.

Preisvergleich: Mehr Wirkung heißt nicht automatisch teurer

Die Preise von medizinischem Cannabis reichen von 2,99 Euro bis 17,09 Euro pro Gramm. Ein Großteil der Sorten bewegt sich im mittleren Preissegment: Rund 78 Prozent der analysierten Blüten kosten zwischen fünf und zehn Euro (1.015 Sorten). Etwa 19 Prozent liegen unter fünf Euro (247 Sorten), während rund drei Prozent über zehn Euro pro Gramm kosten (44 Sorten). Der durchschnittliche Preis liegt bei 6,81 Euro pro Gramm.

Die Preise der einzelnen Strain-Typen unterscheiden sich nur geringfügig. Hybride kosten im Schnitt 6,87 Euro pro Gramm, Indica-Sorten 6,63 Euro und Sativa-Blüten rund 7,02 Euro. Die Preisgestaltung orientiert sich in erster Linie an der Qualität der Blüten - also Faktoren wie Geruch, Aussehen und Wirkstoffgehalt.

Vielfalt ja, aber Zugang bald eingeschränkt

Unsere Untersuchung zeigt: Der Markt für medizinisches Cannabis ist vielfältig, aber auch komplex. Zwischen den einzelnen Produkten gibt es deutliche Unterschiede, in der Wirkung, im Preis und in der Verfügbarkeit. Während Plattformen wie flowzz.de für Transparenz sorgen, tragen Apotheken, besonders spezialisierte Versandapotheken, durch pharmazeutische Beratung und individuelle Versorgung zu einer gezielten, verträglichen Therapie bei. Mit dem geplanten Versandverbot und der Einschränkung der Telemedizin könnte diese Versorgung künftig jedoch deutlich schwieriger werden.