Neurodermitis: Alle Infos zum atopischen Ekzem

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Janet Baron, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 30.10.2023

Zwei trockene Hände,vor einem weißen T-Shirt, mit Neurodermitissymptomen, bei denen die rechte Hand den Handrücken der linken Hand krazt

Neurodermitis ist eine Entzündungsreaktion der Haut. Sie ist die häufigste chronische Hauterkrankung, welche in der Regel in Schüben verläuft. Die Ursachen sind bislang noch nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass genetische Faktoren beteiligt sind. Auch psychische Faktoren und Umwelteinflüsse können den Krankheitsausbruch bei entsprechender Veranlagung provozieren.

Was ist Neurodermitis?

Unter Neurodermitis, oder dem atopischen Ekzem, wird eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung verstanden. Diese ist nicht ansteckend. Neurodermitis tritt in Schüben auf – auf einen Schub mit trockener, entzündeter und juckender Haut folgt eine Phase mit gesunder Haut. Entsprechende Hautpflege kann dabei helfen, die Schübe hinauszuzögern oder diese abzumildern. Die entzündeten, meist auch juckenden Hautstellen finden sich unter anderem an Kopfhaut, Gesicht und Händen. An den betroffenen Stellen kann sich die Haut zudem verdicken, Mediziner nennen dies Flechtenbildung oder Lichenifikation. Im Jugendalter kann sich die Neurodermitis zurückbilden. Rund 10 bis 20 Prozent der Kinder leiden an Neurodermitis. Bei den Erwachsenen sind etwa zwei bis vier Prozent erkrankt. Es gibt keine Standardtherapie – für jeden Patienten muss sie individuell abgestimmt werden.

Infografik XY

Gibt es verschiedene Formen von Neurodermitis?

Mediziner unterscheiden zwischen zwei Formen dieser Hautkrankheit:

  • Extrinsisch: Bei dieser reagiert das Immunsystem sensibel auf allergieauslösende Stoffe – diese Reaktion kann im Blutbild nachgewiesen werden. Die meisten Neurodermitis-Patienten haben diese Form. Bei Kindern ist meist eine Lebensmittelallergie der Auslöser der Neurodermitis, bei Erwachsenen Heuschnupfen oder die Hausstaubmilbenallergie.
  • Intrinsisch: Es gibt keinen externen Auslöser der Neurodermitis, die Betroffenen leiden auch im Normalfall nicht an einer Allergie. Etwa ein Fünftel der Neurodermitiker leidet an dieser Form. Gemeinsam haben die beiden Formen allerdings, dass die Haut entsprechende Pflege braucht, um widerstandsfähig zu werden und dadurch die Neurodermitis-Schübe so lange wie möglich hinauszuzögern.

Wodurch wird Neurodermitis ausgelöst?

Es gibt verschiedene Auslöser, oder auch Trigger genannt:

  • allergische Reize, ausgelöst durch Pollen, Schimmelpilze, bestimmte Nahrungsmittel, Tier-Allergene
  • Überempfindlichkeit gegen beispielsweise Kosmetika, Seife oder Waschmittel
  • Umwelteinflüsse
  • akute Infekte und Stress

Das Atopische Ekzem wird wahrscheinlich vererbt. Viele Kleinkinder mit dem atopischen Ekzem kommen aus Allergikerfamilien und erben die Überempfindlichkeit des Immunsystems. Wenn sich die Beschwerden jedes Jahr in der Pollenzeit verschlimmern, liegt sehr wahrscheinlich eine Reaktion auf Aeroallergene (Allergieauslöser aus der Luft) vor. Viele Patienten leiden zusätzlich unter Heuschnupfen.

Wie identifiziere ich die Auslöser?

Breitet sich die Neurodermitis immer mehr aus, ist das Behandeln der Symptome allein nicht mehr ausreichend. Es ist wichtig, die Trigger zu kennen, um diese vermeiden zu können. Unter anderem kann dies durch einen Allergietest passieren, der auch nach einiger Zeit wiederholt werden kann. Besonders sinnvoll ist dies, wenn sich Lebensumstände verändert haben, aber auch bei vorübergehenden Faktoren, wie

  • Umzug, Renovierungsmaßnahmen, Urlaub,
  • neue Kleidung & Kosmetik,
  • Umstellung der Ernährung sowie
  • neues Haustier oder
  • Pollenflug.

Mögliche Allergene lassen sich durch kritische Analyse der Lebensumstände und der Gewohnheiten etwas eingrenzen. Das erleichtert dem Arzt die Diagnose deutlich und hilft dem Patienten, die Trigger zu vermeiden. Falls einer der Auslöser der Pollenflug ist, ist es sinnvoll, wenn die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei einer Pollenallergie oder Heuschnupfen getroffen werden. Unter anderem zählt dazu das Wechseln der Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien, Pollenschutzgitter an den Fenstern und abends duschen und Haare waschen, um alle Pollen von der Haut zu entfernen.

Welche Symptome löst Neurodermitis aus?

Zentral ist die grundlegende Störung der Hautbarriere, wodurch die Haut sehr empfindlich auf äußere und innere Einflüsse reagiert. Neurodermitis äußert sich insbesondere durch eine sehr empfindliche und trockene Haut, die oft auch gerötet ist. Für die Betroffenen steht meist der extreme Juckreiz im Vordergrund, der nachts am stärksten ist. Das nervige und quälende Jucken, auch Pruritus genannt, verleitet gerade Kinder dazu, die betroffenen Hautstellen zu kratzen, zu scheuern und zu reiben. Das bringt nur kurzfristig Linderung, da der entstehende Schmerzimpuls den Juckreiz überdeckt. Beim Kratzen wird die Haut zusätzlich geschädigt und Bakterien und Pilze können leichter eindringen. Das sorgt für weiteren Juckreiz und es entsteht so etwas wie ein Teufelskreis. Oft wird das Jucken dann noch schlimmer, da die Haut noch stärker verletzt ist.

Zu den typischen Symptomen gehören auch Rötungen, nässende Stellen sowie Bläschen. Diese zeigen sich bei Kindern meist zunächst auf den Wangen, der Stirn und der Kopfhaut und breiten sich später über den gesamten Körper aus. Die Haut im Nacken, den Kniekehlen, den Armbeugen und den seitlichen Körperpartien ist nicht nur trocken und rissig, sondern häufig auch verdickt und erscheint von der Struktur her gröber.

 Hinweis: Der sogenannte Milchschorf auf den Köpfen von Babys kann zusammen mit anderen Symptomen auf Neurodermitis hinweisen. Tritt der Milchschorf allein auf, ist dies kein Hinweis auf die atopische Dermatitis.

Wie pflege ich meine Haut bei Neurodermitis?

An Neurodermitis erkrankte Haut reagiert sehr sensibel auf Umwelteinflüsse und Stress. Deshalb sollte man sich für die tägliche Hautpflege ausreichend Zeit nehmen. Mit ihr soll die Haut geschützt und neue Schübe vermieden werden. Da die empfindliche Haut von Neurodermitikern zu trocken ist und über zu wenig Hautfette verfügt, muss ihr über die Pflege viel Fett und Feuchtigkeit zugeführt werden. So kann die Haut ihre Schutzfunktion besser erfüllen. Jedoch sollte bei der Pflegeauswahl der Hautzustand beachtet werden: Akute Entzündungen sollten mit Produkten auf Wasserbasis behandelt werden. Das Jucken kann durch Cremes mit den Inhaltsstoffen Nachtkerzenöl oder Harnstoff (jedoch nicht bei einer akuten Entzündung, da Harnstoff sonst auf der Haut ein brennendes Gefühl hervorrufen kann) gelindert werden. Eine kurzzeitige Behandlung mit Kortison ist normalerweise bei Ekzemen mit Entzündungen nötig. Viele Produkte sind verschreibungspflichtig, niedrig dosierte Varianten gibt es freiverkäuflich in der Apotheke. Geeignet ist beispielsweise die LETI AT4 Körpermilch.

Im Sommer sollte auch auf den richtigen Sonnenschutz geachtet werden. Speziell für Neurodermitiker geeignete Produkte schützen die empfindliche, trockene Haut vor den UV-Strahlen, wie das LETI AT4 Defense SPF 50+ Spray.

Welche Produkte eignen sich für die Reinigung?

Neurodermitiker sollten für die Hautreinigung Produkte mit rückfettenden Eigenschaften und einem hautfreundlichen pH-Wert verwenden. Sinnvoll sind Duschöl und medizinische Duschbäder aus der Apotheke. Sie reinigen sanft und wirken Hautirritationen entgegen. Beim Baden sollte darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht zu heiß ist. Ein zu langes Duschen oder Baden schadet ebenfalls der Haut, da ihr so Feuchtigkeit entzogen wird. Anschließend sollte man die Haut trocken tupfen. Schwungvolles Abrubbeln ist nicht empfehlenswert – es kann die Haut zusätzlich reizen.

 Tipp: Zur Reinigung und Pflege eignet sich das Eucerin AtopiControl Dusch- und Badeöl. Es lindert zusätzlich Juckreiz und kann in akuten sowie symptomfreien Phasen angewendet werden.

Kann Neurodermitis geheilt werden?

Nein, die atopische Dermatitis kann nicht geheilt werden. Die Symptome können behandelt und Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Eine Änderung des Lebenswandels kann auch sinnvoll sein. Es ist bis heute nicht erforscht, welchen Einfluss die Ernährung auf die Entstehung der Neurodermitis hat. Trotzdem stehen Lebensmittel in Verdacht, die Erkrankung auszulösen oder zumindest zu begünstigen. Die Beschwerden können gelindert werden, meidet man bestimmte Lebensmittel. Häufig reagieren Neurodermitiker allergisch auf Kuhmilch, Nüsse, Weizenmehl, Fisch, Hühnereier und Soja, jedoch gibt es keine allgemein gültige Regel. Auch auf Kaffee und Alkohol sollte verzichtet werden. Zucker und stark gewürzte Speisen können ebenfalls einen Neurodermitisschub verstärken.

Da Zigarettenrauch die Symptome verstärkt, sollte der Haushalt komplett rauchfrei gehalten werden. Auch Stress wirkt sich negativ auf die Neurodermitis aus. Daher ist Entspannung sehr wichtig. Eine Heilfastenkur kann positive Effekte erzielen. Patienten sollten zudem ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.

Alle Fakten zu Neurodermitis im Überblick

  • Neurodermitis ist eine nicht ansteckende, chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut.
  • Es sind mehr Kinder als Erwachsene von ihr betroffen. Die Krankheit kann sich im Jugendalter verlaufen.
  • Entsprechende Hautpflege kann Neurodermitisschübe hinauszögern oder lindern.
  • Bei einem Schub hat die Haut entzündete und juckende Hautstellen.
  • Die Vermeidung von Auslösern kann gegen Schübe helfen. Auslöser können Stress, Waschmittel oder auch verschiedene Nahrungsmittel sein.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Janet Baron

Über unsere Autorin:

Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron

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