7 wichtige Fakten zur Nesselsucht

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 19.07.2022

Frau, die sich an den Rücken fässt.

Etwa 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung erkranken mindestens einmal im Leben Nesselsucht. Sie ist eine der häufigsten Hautkrankheiten, die sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen kann. Die Nesselsucht wird medizinisch Urtikaria genannt. Sie entsteht, wenn die Haut auf bestimmte Reize mit Rötungen, Quaddeln und Juckreiz reagiert. Auch die Schleimhäute können betroffen sein, dann spricht man von Angioödemen.

Man unterscheidet die akute Urtikaria von einer chronischen Form, welche vorliegt, wenn die Quaddelbildung länger als sechs Wochen anhält. Es gibt viele Ursachen, welche eine Nesselsucht auslösen können. Häufig kann jedoch kein spezieller Auslöser identifiziert werden, dann nennt man die Hauterscheinung idiopathische Urtikaria.

Die wichtigsten Fakten zur Nesselsucht

  • Nesselsucht ist nicht ansteckend.
  • Die typischen Quaddeln werden durch das Gewebshormon Histamin verursacht.
  • Meistens bilden sich Quaddeln von alleine innerhalb von 24 Stunden wieder zurück.
  • Wenn sich die Quaddeln in den Schleimhäuten bilden, kann dies lebensbedrohlich sein.
  • Nesselsucht kann auch ein Zeichen für eine bestehende Allergie sein.
  • Nesselsucht kann auch an den Schleimhäuten auftreten.
  • Nesselsucht kann auch durch Wärme, Kälte oder Druck auf die Haut ausgelöst werden.

Infografik Nesselsucht: Ursachen, Behandlung und Symptome

Was kann die Nesselsucht auslösen?

Die Ursachenfür die Entstehung von Nesselsucht sind vielfältig. Verantwortlich für die vermehrte Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen ist oftmals eine Allergie. Jedoch geht nicht jede Nesselsucht auf einen allergischen Auslöser zurück. Ursächlich können auch Unverträglichkeiten von Arzneimitteln, Nahrungsmitteln, Gewürzen, Alkohol oder auch Lebensmittelzusatzstoffen sein. Aber auch Infekte mit Bakterien, Viren oder Pilzen können eine Nesselsucht auslösen. Auch physikalische Reize wie Wärme, Kälte, Druck auf der Haut, Reibung oder Sonnenlicht können Nesselsucht verursachen.

Die häufigste Form ist die sogenannte Hautschriftnesselsucht: Der Ausschlag entsteht durch Scherkräfte, wenn beispielsweise Stoff scheuert oder reibt; es bilden sich innerhalb von Minuten die typischen Quaddeln und die Haut juckt. Der Ausschlag bleibt zwischen zwei und acht Stunden bestehen. Die Quaddelbildung kann aber auch mit einer Verzögerung von mindestens 30 Minuten bis maximal vier Stunden nach der Reizung auftreten. Auch durch Druck auf der Haut, wenn man zum Beispiel den Gürtel zu eng geschnallt hat, kann mit einer zeitlichen Verzögerung von vier bis acht Stunden Nesselsucht auftreten. Entsteht eine Nesselsucht als Folge einer Vibration, beispielsweise wenn Sie mit einer Schlagbohrmaschine arbeiten, handelt es sich um eine Vibrationsurtikaria (1).

Ursache für die Beschwerden der Nesselsucht ist vor allem der Botenstoff Histamin, welcher bei Nesselsucht vermehrt ausgeschüttet wird. Histamin macht, dass sich die kleinen Blutgefäße ausweiten, weshalb sich dann die Haut rötet. Des Weiteren werden die Blutgefäße aufgrund von Histamin durchlässiger - somit kann Flüssigkeit ins Gewebe gelangen und es bilden sich oberflächliche Erhebungen der Haut, welche Quaddeln genannt werden. Bei einigen Patienten zeigen sich Quaddeln lediglich an bestimmten Körperpartien, bei anderen bedecken sie beinahe den ganzen Körper. Durch den oben beschriebenen Mechanismus kommt es zu starkem Juckreiz.

Welche Faktoren erhören das Risiko für die Nesselsucht?

Allergien, aber auch chronische Infekte können eine Nesselsucht begünstigen. Auch Stress kann dazu beitragen, dass eine Nesselsucht eher auftritt.

Welche Symptome sind möglich bei der Nesselsucht?

Bei Nesselsucht kommt es zu rötlichen Hautausschlägen mit stark juckenden Quaddeln. Ein Arztbesuch ist immer ratsam und bei heftigen oder immer wiederkehrenden Beschwerden notwendig. Meist bilden sich Quaddeln innerhalb von 24 Stunden vollständig zurück, können aber an anderen Körperstellen neu auftreten. Kommt es zu Schleimhautschwellungen der Atemwege, wie im Rachen oder am Kehlkopf, kann dies Atemnot auslösen, was lebensbedrohlich werden kann. In diesem Fall sollte umgehend ein Notarzt gerufen werden.

Wie wird die Nesselsucht behandelt?

Zuerst sollte nach Auslösern gesucht werden - diese sollten anschließend vermieden werden. Wichtig ist zudem die Linderung des oft quälenden Juckreizes. Bei starken und chronischen Beschwerden werden Antihistaminika verabreicht. Allerdings helfen die Antihistaminika nur etwa jedem zweiten Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria. Bei Angioödemen werden Antihistaminika mit Kortison verabreicht – bei sogenannten Bradykinin-vermittelten Schwellungen wirken diese Medikamente jedoch nicht. Für Patienten mit Angioödemen ist es wichtig, dass diese Notfallmedikation bei sich tragen, um jeder Zeit bei starken Schwellungen oder bei Atemnot reagieren zu können.

 Info: Diese Notfallmedikation umfasst ein Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat und bei Bedarf einen Adrenalin-Pen für die Selbstinjektion (2). Anti-IgE-Antikörper können zum Einsatz kommen, wenn Antihistaminika nicht helfen. Diese werden in Form von Spritzen verabreicht, welcher sich der Patient auch selbst spritzen kann. Immunsuppressiva werden eingesetzt, wenn auch anti-IgE-Antikörper nicht wirksam sind.

Gibt es auch hilfreiche Hausmittel gegen Nesselsucht?

Bewährte Hausmittel gegen Nesselsucht sind kalte Umschläge, kalte Duschen und spezielle Kühlgele. Auch kurz kalt duschen hilft oft - das Kühlen der Haut kann das quälende Jucken lindern. Eine wohltuende Wirkung haben auch Umschläge mit Kamillen- oder Pfefferminzaufgüssen sowie kühle Vollbäder mit Backpulver. Wichtig: Bei einer Kälte-Urtikaria oder aquagenen Urtikaria muss auf das Kühlen verzichtet werden, denn bei diesen Nesselsucht-Formen können Kälte und Feuchtigkeit neue Schübe auslösen.

Können auch Babys und Kinder Nesselsucht bekommen?

Ja, die Nesselsucht tritt im Kindesalter recht häufig auf. Meistens ist sie Folge einer allergischen Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente, Tierhaare oder aber auch Infektionen wie grippale Infekte, Mittelohrentzündungen oder Rachenentzündungen.

Wie wird Nesselsucht in der Schwangerschaft und Stillzeit behandelt?

Antihistaminika wie Loratadin und Cetirizin, können in der Schwangerschaft niedrig dosiert eingenommen werden. Stillende Mütter sollten auch nach der Entbindung eine Einnahme von Antihistaminika und kortisonhaltigen Medikamenten gut abwägen. Auf jeden Fall muss die Einnahme mit dem Arzt abgesprochen werden. Inwieweit die Antihistaminika der zweiten Generation in der Muttermilch das gestillte Kind beeinflussen, ist noch weitgehend unbekannt (3).

Die Nesselsucht selbst schadet dem Ungeborenen sowie dem Neugeborenen nicht.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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