Wie erkenne ich Krätze?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 11.03.2022

Ein Hautarzt untersucht einen Patienten auf Krätze-Symptome

Juckende, rötliche Hautstellen können für viele Hautkrankheiten stehen, die Ursache muss nicht die Krätze, medizinisch Scabies oder Skabies, sein. Allerdings zählen ein starker Juckreiz und Hautausschlag zu den Symptomen dieser Hauterkrankung. Die ansteckende Infektion lässt sich aber gut behandeln, in dem die Krätzmilben, deren Ausscheidungen unter der Haut für den Juckreiz sorgen, durch bestimmte Medikamente abgetötet werden. Besonders in Einrichtungen, in denen oft mit Körperkontakt gearbeitet wird, wie in Pflegeeinrichtungen, Kindergärten oder Schulen, kann die Krätze auftreten. Wichtig ist, dass sie schnell erkannt und behandelt wird, um eine Endemie (ein örtlich begrenztes, aber zeitlich unbegrenztes Auftreten einer Erkrankung) zu verhindern.

Was ist Krätze?

Der Name der Erkrankung leitet sich aus dem häufigsten Symptom ab: Mit Krätzmilben befallene Menschen haben oft einen sehr starken Juckreiz, wodurch sie sich ständig kratzen. Scabies gehören zu den Kleinstlebewesen, die Milben sind nur etwa 0,3 bis 0,5 Millimeter groß und damit mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen. Sie zählen zu den Parasiten, da sie nicht ohne einen Wirt überleben können.

Infografik Krätze: Ursachen, Symptome, Sonderformen und Behandlungen

Ursache der Hautkrankheit Krätze

Der starke Juckreiz und die Hautausschläge lassen sich vor allem auf die weiblichen Krätzmilben zurückführen. Nach der Befruchtung graben sie sich in die oberste Hautschicht ein und hinterlassen dort Eier und Ausscheidungen. Die Ausscheidungen sorgen für die Reaktion des Immunsystems, wodurch der Juckreiz entsteht. Die weibliche Krätzmilbe kann etwa vier bis sechs Wochen in der Haut überleben und legt ab der zweiten Lebenswoche bis zu vier Eier täglich. Die geschlüpften Milben werden nach zwei Wochen geschlechtsreif und der Kreislauf beginnt, ohne Behandlung, von vorn.

Woran erkenne ich Krätze-Symptome?

Wie schobeschrieben, ist besonders nächtlicher Juckreiz das häufigste Symptom der Krätze. Allerdings kann es bei einer Erstinfektion bis zu zwei bis sechs Wochen dauern, ehe die typischen Symptome auftreten. Innerhalb dieser Zeit ist der Erkrankte allerdings schon ansteckend. Bei einer nachfolgenden Infektion dauert es meist nur wenige Tage, bis die Immunantwort da ist. Daher sollten Sie Hautveränderungen auch ohne Juckreiz abklären lassen, wenn sie nach typischen Milbengängen aussehen. Die Krätzmilben graben kleine, bogenförmige Gänge in die menschliche Haut, um ihre Eier abzulegen. Zumeist finden sich diese

  • in den Bereichen zwischen den Fingern und Zehen,
  • an den inneren Fußrändern,
  • an den Handgelenken,
  • in der Achselregion,
  • an den Brustwarzenhöfen und dem Nabel sowie
  • am Penisschaft und am Bereich um den Anus.

Der Rücken, Kopf und Nacken sind nur selten betroffen. Bei Babys und Kleinkindern kann der Milbenbefall allerdings auch am Kopf und an den Hand- und Fußsohlen auftreten. Die typischen Krätzesymptome sind zwar hauptsächlich dort zu finden, wo die Milben sitzen, können aber auch den gesamten Körper betreffen.

Sonderformen der Krätze

Je nach Ausprägung und Stärke der Symptome und des Milbenbefalls beim Patienten lässt sich die Krätze in verschiedene Sonderformen einteilen:

  • Gepflegte Skabies: Bei einer intensiven Körperpflege und dem Einsatz von Kosmetika, zeigen sich die Hautveränderungen meist nur sehr dezent. Dadurch kann die Diagnose erschwert werden.
  • Nodöse und bullöse Scabies: Stark juckende, rötlich-braune Knötchen zeichnen die nodöse Skabies aus. Manchmal bleiben die Knötchen noch Monate nach einer erfolgreichen Abtötung der Parasiten vorhanden. In den Knötchen selbst finden sich keine Milben. Wenn sich besonders viele kleinere und größere Blasen bilden, spricht man von einer bullösen Scabies. Besonders bei Kindern ist diese Verlaufsform zu finden.
  • Scabies crustosa (Scabies norvegica): Diese besondere Form des Befalls, die sogenannte Borkenkrätze, bringt einen besonders massiven Milbenbefall mit. Dadurch kommt es zu Hautrötungen am ganzen Körper und zur Bildung von kleinen und mittelgroßen Schuppen. An den Hand- und Fußflächen bilden sich oft dicke Hornhautschichten und an den Fingern, Handrücken, Handgelenken und Ellenbogen können sich bis zu 15 Millimeter dicke Borken bilden. Meist sind diese auf ein bestimmtes Areal begrenzt, sie können sich aber auch in Richtung Kopfhaut, Ohren und Fußsohlen ausbreiten.

Wie stecke ich mich mit Skabies an?

Hauptsächlich werden Krätzmilben durch direkten Hautkontakt übertragen. Der Haut-zu-Haut-Kontakt muss allerdings über längere Zeit erstrecken – eine Händeschütteln oder eine kurze Umarmung reicht im Normalfall nicht für eine Ansteckung. Auch durch Decken oder Kleidung können die Milben übertragen werden. Allerdings überleben sie nur kurze Zeit ohne einen Wirt, wodurch die Übertragung durch Textilien relativ selten ist.

Skabies verbreitet sich vor allem dort, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben, schlimmstenfalls noch bei mangelnder Hygiene. Eine gute Hygiene schützt einen allerdings nicht direkt vor gewöhnlicher Skabies, sondern eher davor, einen schweren Verlauf der Infektion bis hin zur Borkenkrätze zu haben. Auch in Kindergärten oder Pflegeheimen kann sich die Krätze durch den direkten Hautkontakt gut verbreiten. Ein besonderes Risiko für Skabies besteht zudem bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, also zum Beispiel älteren Menschen.

Wie sieht die Krätze-Behandlung aus?

Um Krätze zu behandeln, muss sie zuerst beim Arzt diagnostiziert werden. Dieser versucht, mithilfe eines Dermatoskops (Auflichtmikroskops) die Milben, ihre Gänge, Eier oder Ausscheidungen nachzuweisen. Er kann außerdem mit einer feinen Nadel Material aus einem Milbengang holen und sich dieses unter dem Mikroskop anschauen. Oft gelingt dieser direkte mikroskopische Nachweis aber nicht, da sich in der Regel höchstens zehn Milben in der Haut befinden, sofern kein Fall von Borkenkrätze vorliegt. Aus diesem Grund wird die Diagnose zumeist anhand der Symptome und der juckenden Hautveränderungen an den typischen Stellen gestellt.

Nach erfolgter Diagnose kann die Skabies mit verschiedenen Krätze-Medikamenten behandelt werden. Diese Anti-Milben-Mittel gibt es zum Auftragen als Salbe zur äußerlichen Behandlung oder zum Einnehmen als Tablette. Am häufigsten kommt der Wirkstoff Permethrin zum Einsatz als Creme. Die Permethrin-Creme wird nach Anweisung des Arztes aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden gründlich abgewaschen. Auch andere Wirkstoffe, wie Allethrin oder Benzylbenzoat, können zum Einsatz kommen. Der Arzt wird individuell bestimmen, welcher Wirkstoff am geeignetsten für den Patienten ist. Außerdem kann Ivermectin zur Behandlung von Skabies eingesetzt werden. Dieser Wirkstoff wird als Tablette eingenommen. Zumeist reicht eine Behandlung mit Permethrin oder eine Ivermectin-Tablette aus, um die Milben erfolgreich zu bekämpfen. Nach der Therapie können die Hautveränderungen noch einige Zeit bestehen bleiben – dies wird als postskabiöses Ekzem bezeichnet.

Es kann sinnvoll sein, neben der erkrankten Person auch die engen Kontaktpersonen mit zu behandeln. Besonders bei einem Ausbruch in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen kann dies sinnvoll sein. Der behandelnde Arzt und auch das Gesundheitsamt geben für diesen Fall Handlungsanweisungen. Bei einem Ausbruch beispielsweise in einem Altenheim oder Kindergarten ist die Krankheit meldepflichtig, sodass das Gesundheitsamt informiert werden muss.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Lisa Stenschke

Über unsere Autorin:

Lisa Stenschke | Apothekerin in der Robert-Koch-Apotheke
Seit 6 Jahren bin ich Apothekerin und von Anfang an mit Herzblut hauptsächlich in den Vor-Ort-Apotheken von myCare e.K. im Einsatz. Eine kompetente, umfassende und vertrauensvolle Beratung der Patienten ist mir sehr wichtig. Auch bei Instagram und Facebook freue ich mich bei "Frag Lisa" auf das Interesse an unseren Produkten. Mehr über L. Stenschke

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