Können Hautkrankheiten Depressionen verursachen?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Von Janet Baron, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 13.07.2022

Vor dem Körper verschränkte Arme mit Hautausschlag.

Nicht allen Depressiven kann man ihre Gemütslage ansehen. Depressionen gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen von chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte) oder Ekzemen. Psychischer Stress und depressive Verstimmungen widerrum verstärken Hauterkrankungen. Wie Sie erkennen können, drehen sich Patienten durchaus im Kreis. Eine Behandlung ist dennoch mit Geduld und Entspannung möglich.

Welche Wirkung haben Hautkrankheiten auf die Psyche?

Unser oberflächliches Hautbild gilt als Spiegel der Seele. Dies bedeutet, dass unsere Psyche und Emotionen in einer sehr engen Verbindung zu unserer Hauterscheinung stehen. Unbewusst drücken wir über unsere Haut Gefühle aus. Bei Scham, Furcht oder Angst zum Beispiel wird unsere Gesichtshaut besser durchblutet und wirkt errötet. Sind wir gestresst und unglücklich wirkt unsere Haut zudem rauer und blasser. Ist man glücklich scheint die Haut in einem perfekten Zustand zu sein. Was passiert, wenn die Haut an einer Krankheit leidet?

Psychischer Stress und depressive Verstimmungen können Ursache für Symptome auf der Haut sein. Unter Stress erhöht sich die Zahl der weißen Blutkörperchen und fördert damit Entzündungsreaktionen. Bei Menschen mit einer chronischen Psoriasis (Schuppenpflechte) oder Neurodermitis löst das insbesondere Hautentzündungen mit typischen Symptomen, häufig mit Juckreiz aus. Das Immunsystem produziert spezielle Entzündungs-Botenstoffe und startet eine Entzündungsreaktion. Dies dient eigentlich dem natürlichen Heilvorgang des Körpers. Bei fortwährendem Stress bleibt der Körper sozusagen in ständiger Alarmbereitschaft. Dies erhöht das Risiko für nahezu jede chronische Erkrankung im Körper.

Betroffene empfinden den unkontrollierbaren Krankheitsverlauf als stark belastend. Sie fühlen sich hilflos und es entstehen innere Spannungen.

Erkrankte geraten häufig in einen Teufelskreis zwischen Hauterkrankung und Depressionen, der dann wie folgt ablaufen kann:

  • Negative Vorstellungen von ihrem Körper: Die Betroffenen denken, dass ihre Umwelt mit Ekel und Unsicherheit auf sie reagiert.
  • Sie entwickeln Minderwertigkeitskomplexe, Kontaktängste und haben ein schwaches Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen- besonders wenn sich das Hautproblem an sichtbaren Körperregionen befindet.
  • Sie fühlen sich oft in ihrer Haut unwohl und erleben belastende Lebensereignisse, wie Mobbing und Ausgrenzung.
  • Den betroffenen Menschen fällt es schwer körperliche Nähe zuzulassen, wodurch sie sich immer weiter von ihrer Umwelt isolieren. Ausgrenzungen sorgen für psychosoziale Belastungen. Diese können die Depressionen und Hautreaktionen verstärken.

Besonders bei chronisch-entzündlichen Krankheiten sinkt der Serotoninspiegel (auch als Glückshormon bekannt) wodurch eine direkte Entstehung von psychischen Erkrankungen beeinflusst werden kann. Besonders Frauen leiden unter dieser gedrückten Stimmung. Viele Menschen werten Hautkrankheiten als abstoßend. Die Angst vor einer Ansteckung ist bei den meisten Menschen stark ausgeprägt, oftmals aber völlig unbegründet. Neurodermitis ist nicht ansteckend oder übertragbar, da es keine Neurodermitis-Viren als Krankheitserreger gibt, sondern es sich lediglich um eine überschießende Reaktion des eigenen Immunsystems handelt.

Können Hautkrankheiten auch durch psychische Faktoren entstehen?

Nicht immer sind Erkrankungen der Haut nur auf erblich bedingte Faktoren zurück zu führen. Neurodermitis, Psoriasis und Ekzeme haben eine genetische Veranlagung, werden jedoch meist auch durch seelische Ursachen beeinflusst. Stress und depressive Phasen wirken sich nicht nur negativ auf die Psyche aus. Sie können sich auch negativ auf die Haut auswirken, wodurch die Haut erkranken kann. Hautkrankheiten, die neben organischen Ursachen auch psychische Ursachen aufweisen, benötigen eine spezielle therapeutische Behandlung, die Psychodermatologie. Dies ist eine Therapiesitzung für die Seele und die Haut, wobei der Arzt wiederkehrende Muster ermittelt und dort mit seiner Therapie ansetzt. Dabei werden psychologische und psychiatrische Techniken, meist in Form von Gesprächen angewendet, wodurch Erkrankungen der Haut ganzheitlich gesehen und wirkungsvoll behandelt werden können.

Welche Therapiemethoden gibt es?

Eine Therapie für Schuppenflechte oder Psoriasis und Neurodermitis ist bis heute noch stark eingeschränkt. Mit einer angepassten medizinischen Hautpflege ist es heutzutage gut möglich, die geschwächte Hautbarriere zu stärken und die Haut bedarfsgerecht mild zu pflegen. Medikamente mit Wirkstoffen auf der Haut werden bei starken Symptomen kurzzeitig ggf. zusätzlich vom Arzt verordnet. In einer Psychotherapie werden psychische Probleme, die mit der Krankheit einhergehen ermittelt. Durch Rollenspiele und Kompetenztraining sollen soziale Defizite abgebaut werden.
Entspannungsverfahren und kognitive Strategien sollen beim Stressabbau helfen, wodurch das Selbstwertgefühl gesteigert werden kann. Eine Umstrukturierung der Gedanken soll die Betroffenen von ihren Hautzuständen ablenken und helfen, sich auf neue Themen zu fixieren. Ebenfalls suchen Therapeuten alternative Verhaltensweisen zum Kratzen.

In der Behandlung werden auch die sogenannten Trigger vorgebeugt. Als Trigger werden die typischen Auslöser für das jeweilige Krankheitsbild bezeichnet. Therapeuten empfehlen ein Tagebuch über die Krankheit zu schreiben. So können die Patienten genau herausfinden, welche Situation als Auslöser eingestuft werden können. Die Behandlungen können danach individuell angepasst und typische Verhaltensmuster vermieden werden.

Neben psychologischen Therapiemethoden unterstützen spezielle Cremes und Lotions die empfindliche und trockene Haut. Die richtige Hautpflege mindert den quälenden Juckreiz, stärkt die Hautbarriere, spendet intensiv Feuchtigkeit und unterdrückt das Bedürfnis zu kratzen.

Bei hohen stressbedingten Belastungen empfiehlt sich das Durchführen von Entspannungsübungen, wie

  • Mantras: Das Aufsagen von positiven Sätzen (Ich werde das schaffen. Ich bin stark. ich finde die Lösung für das Problem.).
  • Meditation: Eine Konzentrationsübung um negative Gedanken zu verbannen.
  • Progressive Muskelentspannung: Alle Muskeln im Körper werden nacheinander angespannt und danach entspannt. Durch den Entspannungseffekt kann man sich freier und ausgeglichener fühlen.

In jedem Fall sollte die Behandlung mit einem Arzt abgesprochen werden. Gegen depressive Verstimmungen gibt es verschiedene Stimmungsaufheller. Die Verordnung derer obliegt der Kompetenz des Arztes. Bei leichteren depressiven Verstimmungsphasen sind bewährte natürliche Arzneimittel Mittel die erste Wahl. Diese sind ärztliche Verschreibung erhältlich und können leichte Verstimmungen behandelt werden.

 Info: Falls Sie eine Depression oder selbstverletzende Gedanken haben, suchen Sie sich bitte ärztliche Hilfe. Im Notfall können Sie sich an die telefonseelsorge.de unter 0800/111 0 111 wenden.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Janet Baron

Über unsere Autorin:

Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron

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