Wie erkenne ich eine Schilddrüsenüber- oder unterfunktion?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 5 Minuten

Von Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 27.01.2022

Eine Frau fasst sich an ihren Hals im Bereich der schilddrüse.

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsähnliches, kleines Organ im vorderen Halsbereich. Die Hormone, die von ihr produziert werden, sind wichtig für verschiedenste Prozesse des Körpers, unter anderem Kreislauf, Wachstum, Stoffwechsel und Psyche. Aus diesem Grund können die Symptome vielfältig sein, wenn die Schilddrüse erkrankt. Eine der offensichtlichsten Erkrankungen ist der Kropf, auch Struma genannt: Bei Jodmangel kann sich die Schilddrüse vergrößern, sodass dieser Kropf entsteht. Damit dies nicht passiert, sollte genügend Jod über die Nahrung oder bei nachgewiesenem Mangel per Nahrungsergänzungsmittel wie die Pure Jod und Tyrosin Kapseln aufgenommen werden, da der Körper es nicht selbst herstellen kann. Andere Erkrankungen sind eher unspezifischer von den Symptomen, wie eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion.

Wie arbeitet die Schilddrüse?

Die wichtigsten Schilddrüsen-Hormone sind Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Das T3-Hormon wird größtenteils durch das T4-Hormon in der Leber gebildet, während das T4-Hormon in der Schilddrüse produziert wird. Unter anderem regulieren sie je nach Bedarf den Grundumsatz und Energieverbrauch des gesamten Organismus‘. Der Spiegel des ebenfalls in der Schilddrüse gebildeten Hormons Calcitonin wird durch den Kalziumgehalt des Blutes bestimmt und ist wichtig die Aufnahme und den Einbau von Kalzium in den Knochen.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Die Überfunktion erklärt sich durch ihren Namen: Die Drüse produziert zu viele Hormone, sodass verschiedene Vorgänge im Körper durcheinander geraten können. Vor allem die Stoffwechselprozesse werden durch die Hyperthyreose beschleunigt – dadurch können verschiedene Symptome entstehen, unter anderem:

  • Nervosität
  • Schlaflosigkeit
  • Depression
  • Brüchige Haare
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Zitternde Hände
  • Muskelkrämpfe
  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Gewichtsabnahme
  • Menstruationsstörungen
  • Struma/Kropf

Die Ursachen der Überfunktion sind ebenfalls vielfältig. In vielen Fällen ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow der Auslöser dafür. Bei dieser Erkrankung wird das Immunsystem fehlgesteuert, was auch Auswirkungen auf die Schilddrüse hat. Neben den genannten Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion entwickeln Betroffene von Morbus Basedow meist noch Augenprobleme wie ein Fremdkörpergefühl, hervortretende Augen oder vermehrtes Tränen. Weitere Ursachen können eine Entzündung der Schilddrüse sein, eine Autonomie der Drüse durch eine eigenständige und unkontrollierte Hormonproduktion oder Schilddrüsenkrebs. Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion sollten Sie sich ärztlichen Rat holen.

Wie wird die Überfunktion behandelt?

Da die Schilddrüsenüberfunktion eine Erkrankung mit sehr vielen Facetten ist und die Therapie sehr viel Augenmerk und eine umfangreiche Diagnostik voraussetzt, wird der Therapieplan in der Regel von einem Facharzt für innere Medizin oder einem Endokrinologen erstellt. Die Behandlung hängt von der Schwere der Hyperthyreose und dem Alter sowie dem generellen Gesundheitszustand des Patienten ab. Wenn die Patienten medikamentös eingestellt werden, erhalten sie sogenannte Thyreostatika, also Schilddrüsenblocker. Dadurch sollen weniger Schilddrüsenhormone im Blut zirkulieren. Die Blutwerte werden während der Behandlung regelmäßig kontrolliert, damit die optimale Tagesdosis herausgefunden werden kann. Wenn die Überfunktion im Zuge von Morbus Basedow entstanden ist, reicht es oftmals aus, die Medikamente ein Jahr lang zu nehmen, damit sich die Schilddrüsenfunktion wieder normalisiert.

Falls sich die Anzeichen der Schilddrüsenüberfunktion nicht bessern im Zuge der Therapie mit Medikamenten, wird oft an einer Radiojodtherapie überlegt. Bei dieser Therapie bekommt der Patient radioaktives Jod entweder per Spritze oder als Kapsel. Das radioaktive Jod wird wie normales in der Schilddrüse gespeichert. Beim Zerfall des radioaktiven Jos entstehen Betastrahlen, die die Zellen zerstören. Dadurch kann die Schilddrüse nicht mehr so viele Hormone herstellen, sodass sich der Hormonspiegel normalisiert. Im Normalfall hat die radioaktive Strahlung keine Auswirkung auf andere Organe im Körper, da die Reichweite mit wenigen Millimetern sehr gering ist. Allerdings kann es passieren, dass zu viel von der Schilddrüse zerstört wird, sodass aus der Über- eine Unterfunktion wird.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Bei der Hypothyreose produziert die Drüse im Hals zu wenige Hormone. Dadurch werden Stoffwechselprozesse im Körper verlangsamt und die Leistungsfähigkeit verringert. Die Symptome, die dadurch entstehen, können wie bei der Überfunktion vielfältig sein und beinhalten unter anderem:

  • Depressive Verstimmungen
  • Müdigkeit
  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme (ohne Änderung der Ernährung)
  • Herzvergrößerung
  • Durchblutungsstörungen
  • Frieren
  • Zyklusstörungen
  • Einschränkungen der Libido, Fruchtbarkeit und Potenz
  • Auch der Cholesterinspiegel kann bei der Schilddrüsenunterfunktion erhöht werden, was zur Arterienverkalkung führen kann.

Die Erkrankung ist relativ selten – etwa ein Prozent der Bevölkerung hat eine Unterfunktion der Schmetterlingsdrüse. Von 3.500 Neugeborenen leidet zudem etwa eines an einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion. Daneben gibt es noch Menschen mit einer latenten Unterfunktion: Dies bedeutet, dass das kleine Organ nur dann ausreichende Hormonmengen produziert, wenn sie stark angeregt wird. Meist verwandelt sich dies mit der Zeit zu einer richtigen Schilddrüsenunterfunktion. Mediziner unterscheiden zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Schilddrüsenunterfunktion - je nachdem, welche Ursache vorliegt.

  • Primär: Hierbei liegt die Ursache der Erkrankung in der Schilddrüse selbst. Die Ursachen können angeboren sein, wenn beispielsweise ein Kind ohne oder mit fehlerhaft entwickelter Drüse im Hals geboren wird. Außerdem kann die Erkrankung erst im Laufe des Lebens entstehen, eine sogenannte erworbene Hypothyreose. Dies passiert oftmals nach einer Schilddrüsenentzündung. Aber auch die Behandlung der Überfunktion mit radioaktivem Jod kann zu einer primären, erworbenen Schilddrüsenunterfunktion führen.

  • Sekundär: Die Ursache bei der sekundären Form liegt in der Hypophyse, der Hirnanhangsdrüse. Hier wird zu wenig des Hormons produziert, das das schmetterlingsähnliche Organ zur Hormonproduktion anregt. Ein Grund kann ein Tumor oder ein Schädel-Hirn-Trauma sein. Diese Form der Hypothyreose ist selten.

  • Tertiär: Noch seltener ist die tertiäre Form – hier liegt der Fehler beim Hypothalamus, der einen Stoff produziert, welcher der Hypophyse zu verstehen gibt, dass die Schilddrüse zur Hormonproduktion angeregt werden soll.

Wie kann ich eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion erkennen?

Eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich meist schon schnell nach der Geburt. Neugeborene zeigen beispielsweise Bewegungsarmut oder Trinkunlust. Auch Verstopfung und abgeschwächte Muskelreflexe können darauf hinweisen. Eine verlängerte Neugeborenen-Gelbsucht ist ebenso ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Der Hormonmangel sollte behandelt werden, damit sich die geistige und körperliche Entwicklung nicht verzögert.

Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Eine erste Feststellung der Erkrankung erfolgt durch eine Blutuntersuchung. Mittels weiterer Diagnostik, beispielsweise per Ultraschall, wird die Ausprägung und bestenfalls Ursache festgestellt. Die Behandlung ist relativ einfach: Der Hormonmangel kann durch die Einnahme von Hormontablette ausgeglichen werden. Ist diese Ersatz- oder Substitutionstherapie richtig dosiert, schränkt den Patienten nichts in der Lebensqualität oder Lebenserwartung ein. L-Thyroxin ist meist das Mittel zur Wahl. Es wirkt wie das Schilddrüsenhormon T4 und kann zudem teilweise in das Hormon T3 umgewandelt werden. Die Behandlung wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und langsam auf die individuelle Enddosis gesteigert. Bei dieser soll sich der TSH-Wert normalisieren und der Patient ein subjektives Wohlbefinden entwickeln. Per Blutuntersuchung wird regelmäßig kontrolliert, ob die Dosis angepasst werden muss. Auch bei Kindern, die eine angeborene oder erworbene Schilddrüsenunterfunktion haben, wird diese Behandlung eingesetzt. Gerade bei Neugeborenen ist es wichtig, dass sie das fehlende Hormon zu sich nehmen, damit sie sich gesund entwickeln.

Wie sieht die Behandlung einer Hypothyreose in der Schwangerschaft aus?

Wenn eine Schwangere eine Schilddrüsenunterfunktion hat, ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig: So kann die Dosis des L-Thyroxins individuell angepasst werden – oft steigt der Bedarf in der Schwangerschaft. Bei einer zu geringen Dosis kann eine Fehl- oder Frühgeburt drohen. Außerdem beginnt die kindliche Schilddrüse erst in der 12. Woche mit der Thyroxin-Synthese, schon vorher werden aber verschiedene Weichen für die körperliche und geistige Entwicklung gestellt. Für diese ist das Schilddrüsenhormon wichtig, welches das Ungeborene über die Mutter bekommen sollte.

Kann ich einer Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen?

Einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion kann nicht vorgebeugt werden. Auch vielen erworbenen Unterfunktionen kann nicht vorgebeugt werden – oft ist der Auslöser die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis. Dabei richtet sich das Immunsystem des Körpers gegen die eigene Schilddrüse.

Allerdings gibt es auch Unterfunktionen, die durch Jodmangel ausgelöst werden. Dieser Form kann vorgebeugt werden, indem auf eine jodreiche Ernährung geachtet wird. Unter anderem kann jodiertes Speisesalz und regelmäßiger Verzehr von Fisch dabei helfen, den täglichen Jodbedarf zu decken. Der Tagesbedarf von Erwachsenen bis 50 Jahre liegt etwa bei 200 Mikrogramm Jod.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Lisa Stenschke

Über unsere Autorin:

Lisa Stenschke | Apothekerin in der Robert-Koch-Apotheke
Seit 6 Jahren bin ich Apothekerin und von Anfang an mit Herzblut hauptsächlich in den Vor-Ort-Apotheken von myCare e.K. im Einsatz. Eine kompetente, umfassende und vertrauensvolle Beratung der Patienten ist mir sehr wichtig. Auch bei Instagram und Facebook freue ich mich bei "Frag Lisa" auf das Interesse an unseren Produkten. Mehr über L. Stenschke

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