Was ist Rheuma?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Jacqueline Kusserow, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 11.10.2021

Eine Frau hält ihr schmerzendes Handgelenk

Der Begriff Rheuma kommt von dem griechischen Wort fließen. In der Antike stellte man sich unter Rheuma schleimige Ströme vor, die vom Kopf in die fernen Körperteile fließen und dabei Krankheiten auslösen. Heute verbinden wir mit Rheuma den »fließenden Charakter« ausstrahlender Schmerzen und Beschwerden, die von einem Gelenk zum anderen wandern. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Rheuma der Überbegriff für Erkrankungen, die an den Bewegungsorganen auftreten und fast immer mit Schmerz und häufig mit Bewegungseinschränkung verbunden sind. Medizinisch wird mittlerweile weniger von Rheuma gesprochen, sondern von Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Damit sind über 100 verschiedene Erkrankungen gemeint. Neben Knochen und Gelenken kann Rheuma auch Weichteile, wie Muskeln, Bänder, Sehnen und Organe betreffen. Eine Rheuma-Erkrankung kann in jedem Alter auftreten. Der größte Teil der rheumatischen Erkrankungen verläuft chronisch, d. h. die Erkrankungen können zwar heute meist wirksam behandelt, aber nicht völlig geheilt werden. Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen nicht nur frühzeitig professionelle Therapie erfahren, sondern auch Information, Rat und Hilfe zur Selbsthilfe bekommen, mit dem Ziel, ein möglichst normales Alltagsleben führen zu können. Schwere Komplikationen drohen vor allem, wenn innere Organe betroffen sind, ein Beispiel ist Nierenversagen.

Ursachen von Rheuma

Von einzelnen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis sind die Ursachen bekannt – bei Arthrose oder Sehnenscheidenentzündungen liegt es beispielsweise am Verschleiß oder einer Überbeanspruchung. Dafür gibt es einige Risikofaktoren, wie unter anderem Übergewicht, gelenknahe Knochenbrüche oder fehlende Bewegung über einen längeren Zeitraum. Andere rheumatische Erkrankungen können durch beispielsweise Mangelernährung oder Gendefekte auftreten. Von den meisten Rheuma-Erkrankungen sind die Ursachen und viele Zusammenhänge aber noch immer unbekannt. Daher können nur die Symptome behandelt werden. Bei frühzeitiger Erkennung und mit konsequenter Therapie lassen sich jedoch schwere Verlaufsformen verhindern oder zumindest stark abmildern.

Wie lässt sich das große Gebiet „Rheuma“ einteilen?

Der Begriff rheumatische Erkrankungen des medizinischen Formenkreises lässt darauf schließen, dass es das eine Rheuma nicht gibt. Oft ist mit Rheuma die häufigste Erkrankung aus dem Formenkreis gemeint, die rheumatoide Arthritis, auch chronische Polyarthritis genannt. In der Bezeichnung finden sich die wichtigsten Charakteristika der Krankheit wieder: chronisch steht für eine lange Zeitdauer der Erkrankung, Arthritis bedeutet Gelenkentzündung und Poly- eine Vielzahl von (betroffenen) Gelenken. Bei dieser entzündet sich die Innenhaut der Gelenke. Diese Entzündung ist nicht heilbar – mit der richtigen Behandlung kann häufig der Verlauf aber gestoppt oder verlangsamt werden. Weitere Krankheiten aus dem Formenkreis sind u.a. Gicht, Arthrose oder Vaskulitiden. Mediziner unterteilen Rheuma in fünf Gruppen:

  • Entzündlich-rheumatische Beschwerden
  • Verschleißbedingte rheumatische Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden
  • Rheumatische Erkrankungen der Weichteile
  • Chronische Knochenerkrankungen

Was sind entzündlich-rheumatische Beschwerden?

Alle Erkrankungen, die unter dieser Gruppe zusammengefasst werden, beruhen auf entzündlichen Prozessen. Meist arbeitet dabei das Abwehrsystem gegen körpereigene Zellen, weswegen auch von Autoimmunerkrankungen gesprochen wird. Die Rheumatoide Arthritis gehört zu dieser Gruppe, ebenso wie verschiedene Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen. Außerdem können bestimmte Rheuma Formen dieser Gruppe auch Kinder und Jugendliche betreffen, der Oberbegriff lautet Juvenile Idiopathische Arthritis. Auch Gefäßentzündungen, wie Vaskulitiden, zählen zu den entzündlich-rheumatischen Beschwerden. Eine besondere Form des entzündlichen Rheumas ist Morbus Bechterew: Diese Form äußert sich vor allem in Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Im Verlauf der Erkrankung können sich Verknöcherungen bilden, die die Bewegung der Betroffenen einschränken.

Was sind verschleißbedingte rheumatische Erkrankungen?

Zu den bekanntesten Krankheiten dieser Gruppe zählt die Gelenkabnutzung Arthrose Die Arthrose kann jedes Gelenk betreffen. Mit steigendem Alter tritt sie immer häufiger auf, besonders nutzen sich Knie- und Hüftgelenke ab. Teilweise wird auch die Sehnenscheidenentzündung zu den degenerativen rheumatischen Erkrankungen gezählt.

Wie äußern sich Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden?

Zu den wahrscheinlich bekanntesten Krankheiten aus dieser Rheuma Gruppe zählt die Gicht. Betroffene haben eine erhöhte Harnsäure-Konzentration im Blut. Die Harnsäurekristalle können sich in Gelenken ablagern und dort Schmerzen verursachen. Mit dieser Gruppe sind also Störungen im Stoffwechsel gemeint, die hauptsächlich zu Schmerzen an den Gelenken führen. Typisch ist das Auftreten so genannter akuter Gichtanfälle. Es handelt sich dabei um einen plötzlichen, starken Schmerz in einem Gelenk mit einer auffälligen Schwellung. Aber auch verschiedene hormonelle Störungen werden teilweise zum Rheuma gezählt, wenn Betroffene von Schmerzen an den Gelenken, Knochen oder Muskeln berichten. Dazu gehören unter anderem Überfunktionen der Nebenschilddrüse und der Schilddrüse.

Was sind rheumatische Erkrankungen der Weichteile?

Neben Gelenken und Knochen kann Rheuma auch weiche Körperteile betreffen. Dazu zählen Muskeln, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel oder Fettgewebe. Das Fibromyalgie-Syndrom wird zu dieser Gruppe gezählt. Bei diesem Syndrom haben Betroffene Schmerzen, ohne dass es eine erkennbare Veränderung in Muskeln oder Gelenken gibt. Obwohl die Krankheit stark von psychischen Faktoren beeinflusst wird, sind die Schmerzen keine Einbildung und müssen medizinisch behandelt werden. Generell hat sich bei Muskelschmerzen der Begriff Muskelrheuma etabliert – ein offizielles Krankheitsbild ist dies aber nicht. Wenn Schmerzen in den Muskeln oder anderen weichen Teilen vom Körper auftreten, ist es sinnvoll, mit einem Arzt nach der genauen Ursache zu forschen.

Was sind chronische Knochenerkrankungen?

Skelettschmerzen sind die am häufigsten auftretenden Beschwerden in dieser Gruppe des rheumatischen Formenkreises. Teilweise treten auch Knochenverformungen oder -brüche auf. Osteoporose ist eine der Erkrankungen, die zu dieser Rheuma Gruppe gezählt wird. Sie betrifft vor allem ältere Frauen: Durch den veränderten Hormonhaushalt kann die Knochenmasse ausdünnen, sodass die Knochen schneller brechen können. Auch die Osteomalazie, oder bei Kindern Rachitis, gehört zu den chronischen Knochenerkrankungen im weiten Feld des Rheumas. Dabei ist der Einbau von Kalzium und Phosphat in den Knochen gestört, bei Kindern kann dies zu Knochenverformungen und Gelenkfehlstellungen führen.

Was sind die Symptome von Rheuma?

Gelenkschmerzen, meist hervorgerufen durch Entzündungen, zählen zu den bekanntesten Symptomen in der Rheumatologie. Entzündungen in Gelenken oder auch an anderen Stellen im Körper lassen sich durch verschiedene typische Anzeichen erkennen:

  • Schmerzen
  • Rötung
  • Schwellung
  • Überwärmung
  • Funktionseinschränkung von betroffenen Körperregionen

Liegt eine entzündliche Krankheit aus dem rheumatischen Formenkreis vor, treten meist noch weitere Symptome auf:

  • Leichtes Fieber
  • Nachtschweiß
  • Müdigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Diffuse Gliederschmerzen
  • Teilweise Hautveränderungen

Um festzustellen, ob Rheuma vorliegt, sind mehrere Untersuchungen von einem Hausarzt oder Rheumatologen notwendig. Die bisherige Krankengeschichte spielt dabei oft eine große Rolle für die Diagnose, ebenso wie eine körperliche Untersuchung auf bestimmte Rheuma-Symptome – beispielsweise eine Bewegungseinschränkung von Gelenken, Hautausschläge oder Rheumaknoten. Außerdem kann eine Blutuntersuchung Aufschluss darauf geben, ob Rheuma vorliegt. Durch bildgebende Verfahren wie einen Ultraschall oder die Magnetresonanztomographie kann der Arzt außerdem feststellen, ob in den Gefäßen Entzündungen vorhanden sind.

Wie sieht die Behandlung von Rheuma aus?

Bei akuten Schmerzzuständen ist meist schnelle Hilfe gefragt. Hier werden häufig schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Neben lokal anzuwendenden Salben, Gelen und Cremes, die die Schmerzen gezielt an der betroffenen Stelle lindern, stehen bei sehr starken Schmerzen auch entsprechende Wirkstoffe in oraler Darreichungsform, beispielsweise als Tablette oder Kapsel, als Schmerzpflaster oder als Injektionen zur Verfügung. Allerdings sind diese Mittel in der Regel nur für den kurzfristigen Gebrauch geeignet. Langfristig haben sich bei verspannungs- oder Arthrose bedingten Schmerzen Wärmeanwendungen wie Fangopackungen, Rheumabäder wie das Neydharting Heimoor Vital Bad, Massagen oder Rotlicht bewährt, bei akut entzündlichen Prozessen sind indessen Kälteanwendungen geeignet. Zusätzlich kann gezieltes Bewegungstraining Muskel- und Gelenkschmerzen lindern und sogar vorbeugen. So lassen sich durch Krankengymnastik, regelmäßigen Sport und Krafttraining systematisch Muskeln stärken, die den Bewegungsapparat stützen und damit Schmerzen vorbeugen. Besonders geeignet sind hier Ausdauersportarten ohne abrupte Bewegungsänderungen wie Schwimmen, Joggen, Walken oder Radfahren. Bei einigen Erkrankungen aus dem Formenkreis kann auch eine Umstellung der Ernährung helfen, um die Symptome zu mildern. Zu einer Rheumadiät gehört eine ausgewogene Ernährung:

  • Viel Obst und Gemüse
  • Etwa zweimal wöchentlich Seefisch wie Hering. Lachs oder Makrele
  • Fleisch- und Wurstwaren stark reduzieren
  • Omega-3-Fettsäuren reiche Lebensmittel wie Leinsamen, Wallnüsse, Rapsöl
  • Auf Unverträglichkeiten achten
  • Viel trinken, am besten Wasser und ungesüßten Tee
  • Kaffee nur in Maßen
  • Alkohol vermeiden

Vor allem bei verschleißbedingten rheumatischen Erkrankungen kann es allerdings sein, dass eine OP unumgänglich ist, damit die Betroffenen wieder schmerzfrei werden können. Auch bei der rheumatoiden Arthritis kann eine Rheuma-OP helfen, in dem die entzündete Gelenkinnenhaut entfernt wird.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Jacqueline Kusserow

Über unsere Autorin:

Jacqueline Kusserow | Apothekerin in der Heimversorgung
Ich bin seit langer Zeit Apothekerin in der Heimversorgung bei mycare. Durch meine Fachweiteribldung "Pharmazie in der Geriatrie" bin ich nun auch für ein Medikationmanagement im Bezug auf unsere geriatrischen Patienten qualifiziert. Mehr erfahren

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