Wundversorgung: Erste Hilfe bei Verletzungen

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Ulrike Wendt, PTA bei mycare.de
Aktualisiert: 11.04.2023

Ein Vater versorgt die Kniewunde seines Sohns mit einem Pflaster.

Ausgerutscht, gestolpert oder hingefallen: Verletzungen sind schnell passiert. Gerade Wunden brauchen dann eine schnelle Erste Hilfe, damit Infektionen vorgebeugt wird. Je nach Wundart unterscheidet sich die Versorgung – einige werden beispielsweise eher feucht behandelt, andere trocken. Außerdem gibt es Unterschiede in der Versorgung von akuten und chronischen Wunden, die beachtet werden sollten.

Was für Wundarten gibt es?

Eine Wunde ist eine oberflächliche bis tiefe Verletzung der Haut oder Schleimhaut. Die Verletzung kann durch verschiedene Ursachen entstehen, unter anderem durch Hitze, Säuren, Druck- oder Zugkräfte, die auf die Haut einwirken – beispielsweise bei Schnitt- oder Schürfwunden. Die Wundarten werden nach Ursache sowie nach Zeitverlauf unterschieden. Der Zeitverlauf gibt an, ob es sich um eine akute oder eine chronische Wunde handelt.

Generell gilt, dass stark oder anhaltend blutende Wunden in ärztliche Behandlung gehören. Dies gilt auch für starkverschmutzte Wunden. Falls eine große Schnitt-, Brand-, Platz- oder Bisswunde vorliegt, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Um die Blutung zu stoppen oder zu verringern, können Sie einen Druckverband anlegen – ein Abbinden wird nicht empfohlen. Von Laien ausgeführt, kann das Abbinden zu Verletzungen an Nerven und Gewebe führen. Im schlimmsten Fall muss die Gliedmaße deswegen amputiert werden. Medizinisches Fachpersonal bindet Wunden nur ab, wenn der Blutverlust ansonsten lebensbedrohlich ist. Bei verschmutzten Wunden sollte zudem der Tetanus-Impfschutz überprüft und im Zweifel aufgefrischt werden.

Welche Wundheilungsphasen gibt es?

Die Wundheilung wird in 3 Phasen unterteilt. Dabei laufen diese Phasen allerdings nicht streng getrennt voneinander ab, sondern können über verschiedene Wundabschnitte hinweg parallel stattfinden.

  1. Die Reinigungsphase: Diese Phase setzt im Moment der Verletzung ein. Durch die Blutung werden Keime und Verschmutzungen aus der Wunde gespült. Die nachfolgende Gefäßverengung sorgt dafür, dass die Blutung wieder aufhört. Eventuell entsteht Wundschorf. Verschiedene Mechanismen sorgen dafür, dass Blutplasma in die Wunde gelangt, damit diese weiter gereinigt werden kann. Danach erfolgt die Neubildung der Zellen.
  2. Granulationsphase: Mit der Neubildung der Zellen gelangt die Wunde in die 2. Phase: Von den Wundrändern aus wachsen neue Zellen in die Wunde, wodurch die Neubildung der Zellstruktur beginnt.
  3. Epithelisierungsphase: Diese Wundheilungsphase verschließt die Wunde vollständig. Das in der zweiten Phase aufgebaute Granulationsgewebe wird flüssigkeitsärmer und die Wundoberfläche wird durch sogenannte Epitelzellen verschlossen. Bei größeren Wunden können Narben entstehen.

Was sind akute Wunden?

Eine akute Wunde tritt plötzlich und unerwartet auf. In der Regel verheilt sie innerhalb von ein paar Wochen. Die Phasen der Wundheilung werden dabei meist ohne größere Komplikationen durchlaufen.

Wie versorge ich akute Wunden?

Die Erstversorgung ist der erste Schritt der Wundversorgung. Direkt nach Auftreten der Wunde sollte diese gereinigt und verbunden werden. Dabei können milde Desinfektionsmittel, die für Wunden oder Schleimhäute geeignet sind, helfen. Pflaster können oberflächliche, nur leicht blutende Wunden vor weiteren Verschmutzungen schützen.

Bei stärker blutenden Wunden ist das Stillen der Blutung wichtig. Ein Druckverband kann hier helfen: Legen Sie mehrere sterile Kompressen auf die Wunde und umwickeln Sie diese mit leichten Druck mit einer Mullbinde. Blutet die Wunde stärker, können Sie nach den ersten Umwicklungen der Mullbinde noch ein Verbandspäckchen auf die Wunde legen und dieses straff mit der Mullbinde umwickeln. Der verletzte Körperteil sollte hochgelagert werden. Falls die Wunde nicht aufhört zu bluten, müssen Sie einen Arzt rufen.

Nach der Erstversorgung folgt die primäre Wundversorgung. Dabei wird die Wunde verschlossen. Für die meisten kleineren Wunden reicht dafür ein Pflaster. Bei größeren Wunden oder auch Platzwunden kann allerdings der Einsatz eines speziellen Gewebeklebers oder von Klammern nötig sein, damit die Wundränder optimal verschlossen sind. Auch ein Vernähen der Wunde ist in einigen Fällen nötig. Gewebekleber, Klammern und Nähen gehört in die Hände von geschultem, medizinischem Fachpersonal. Bevor die Wunde verschlossen wird, wird sie gründlich von eventuellen Schmutzrückständen gereinigt und desinfiziert, um Infektionen vorzubeugen.

Infografik Wundversorgung: Wie die Erstversorgung erfolgen sollte und weitere wichtige Hinweise

Was für Komplikationen können in der Wundversorgung auftreten?

Auch wenn bei der Wundversorgung kein Fehler gemacht wurde, kann es sein, dass sich die Wunde entzündet. Eine Infektion ist an Schmerzen, Rötung, Schwellung und dem Auftreten von Eiter im Wundbereich zu erkennen. Entzündete Wunden benötigen eine sekundäre Wundversorgung, ebenso wie chronische Wunden. Außerdem können durch die Wundheilung Narben entstehen.

Was sind chronische Wunden?

Eine chronische Wunde ist eine Verletzung, die auch nach 12 Wochen noch nicht verschlossen ist. Außerdem zeigen chronische Wunden meist auch nach vierwöchiger optimierter Behandlung keine Tendenzen zur Heilung. Der diabetische Fuß oder ein Druckgeschwür sind Beispiele für chronische Wunden.

Wie versorge ich chronische Wunden?

Die sekundäre Wundversorgung ist wichtig bei chronischen sowie entzündeten Wunden. Die Wunde wird dabei offen gehalten und regelmäßig gereinigt. Dabei kann medizinisches Fachpersonal auch abgestorbene Zellen oder entzündetes Gewebe entfernen. Eine Wundauflage schützt vor weiteren Verschmutzungen. Wenn die Wunde komplett sauber ist, kann sie mit einer Naht verschlossen werden.

Welche Komplikationen können bei chronischen Wunden auftreten?

Chronische Wunden belasten oft den gesamten Körper. Die Schmerzen können zum Beispiel zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen. Außerdem können Bakterien, die in die offene Wunde eindringen, eine Entzündung auslösen. Die regelmäßige Reinigung ist daher sehr wichtig, da sich die Erreger ansonsten weiter ausbreiten und eine Sepsis, eine Blutvergiftung, auftreten kann. Im schlimmsten Fall muss der betroffene Körperteil dann amputiert werden.

Welche Verbandsmaterialien für Wunden sollte ich zu Hause haben?

In eine gut sortierte Hausapotheke gehören auch Materialien zur Wundversorgung:

 Tipp: Um die Wundheilung von kleinen Wunden zu unterstützen, können Sie eine Wundheilungscreme wie Bepanthen auftragen, sobald die Wunde oberflächlich verschlossen ist.

Die wichtigsten Infos zur Wundversorgung kurz zusammengefasst

Es gibt zwei verschiedene Wundarten: Akute und chronische Wunden. Die Wundversorgung unterscheidet sich in ein paar Punkten.

  • Akute Wunden: Wunde reinigen und Blutung stoppen, evtl. mittels Druckverband. Bei kleinerer Wunde kann diese zu Hause mittels Pflaster verschlossen werden. Ist die Wunde größer oder hört nicht auf zu bluten, sollten Sie zum Arzt. Dieser kann die Wunde gründlicher reinigen und sie mittels Gewebekleber, Klammern oder mit einer Naht verschließen.
  • Chronische Wunden: Gehört in medizinische Behandlung. Wunde wird einige Tage offen gelassen, bis sie wirklich frei von Schmutz und Bakterien ist, und dann genäht. Das gleiche gilt für entzündete akute Wunden.
  • Wunden werden nicht von Laien abgebunden.
  • Falls Entzündungssymptome (Fieber, Schmerzen, Rötung) auftreten, müssen Sie zum Arzt.

Autorin PTA Ulrike Wendt

Über unsere Autorin:

Ulrike Wendt | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Ich bin seit 17 Jahren Pharmazeutisch-technische Assistentin bei mycare.de. Aufgrund der langen Berufserfahrung und der regelmäßigen Fortbildung sind wir schon Experten in Gesundheitsthemen. Mehr erfahren über U. Wendt

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