Ein Leitfaden zur entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Autorin Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 08.08.2022

Eine Frau fässt sich an den Bauch.

Morbus Crohn ist eine Darmerkrankung, welche chronische Entzündungen im gesamten Verdauungstrakt verursacht. Die häufigsten Symptome von Morbus Crohn sind Durchfall und Bauchschmerzen. Am häufigsten ist der Endabschnitt des Dünndarmes entzündet. Der Endabschnitt des Dünndarms wird auch das „terminale Ileum“ genannt, weshalb die Erkrankung früher auch „ileitis terminalis“ genannt wurde. Die Erkrankung verläuft in Schüben. Morbus Crohn ist zwar nicht heilbar, aber mit der richtigen Behandlung in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle gut in den Griff zu bekommen.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Verbreitung von Morbus Crohn weltweit zugenommen. Die Erkrankung tritt in beiden Geschlechtern gleich oft auf und ist oft familiär gehäuft. Die meisten Menschen bekommen Morbus Crohn vor dem 30. Lebensjahr.

Morbus Crohn verläuft in Schüben: Das heißt, dass sich beschwerdefreie Zeiten mit Krankheitsphasen abwechseln. Die Erkrankung lässt sie sich meistens gut behandeln, sodass ein normaler Alltag möglich ist. Andere Namen für Morbus Crohn sind zum Beispiel Crohn-Krankheit, Enteritis regionalis, Enterocolitis regionalis, Ileitis terminalis oder englisch Crohn’s disease.

Typische Symptome umfassen chronischen Durchfall, manchmal ist dieser Durchfall auch blutig. Es kann zu krampfartigen Bauchschmerzen, Fieber, Appetitverlust und Gewichtsverlust kommen.

Die Diagnose basiert auf einer Darmspiegelung, Videokapselendoskopie und verschiedenen bildgebenden Verfahren. Für Morbus Crohn gibt es keine Heilung. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Entzündung zu reduzieren. Gewisse Personen müssen operiert werden.

Was ist der Auslöser für Morbus Crohn?

Die genaue Ursache der Erkrankung ist weitgehend unbekannt - man weiß, dass eine Fehlfunktion des Immunsystems zu Morbus Crohn führen kann. Deshalb ist die Krankheit bisher nicht heilbar. Es wird vermutet, dass mehrere Faktoren bei der Entstehung zusammenspielen. Morbus Crohn ist keine Infektionskrankheit und somit nicht ansteckend für andere. Es gibt einige Risikofaktoren, die mit Morbus Crohn in Zusammenhang stehen.

Welche Risikofaktoren gibt es für das Entstehen der entzündlichen Darmerkrankung?

Die Ursache von Morbus Crohn ist nicht sicher bekannt, viele Forscher glauben aber, dass eine Fehlfunktion des Immunsystems dazu führen kann. In der Wissenschaft werden folgende Risikofaktoren vermutet (1):

  • Gene: Erbliche Faktoren scheinen bei Morbus Crohn eine Rolle zu spielen. Die chronische Darmentzündung ist in manchen Familien gehäuft zu finden. Zudem lassen sich bei einigen Betroffenen bestimmte Genveränderungen nachweisen, zum Beispiel ein verändertes NOD2/CARD15-Gen.
  • Umweltfaktoren: Es wird vermutet, dass der westliche Lebensstil eine Rolle für die Entstehung und den Verlauf spielt.
  • Veränderte Darmflora: Im menschlichen Darm tummeln sich Millionen Bakterien. Eine gesunde Darmflora ist für eine normale Darmfunktion wichtig. Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass eine gestörte Darmflora nicht nur mit Morbus Crohn, sondern auch mit vielen weiteren Krankheiten in Verbindung stehen könnte.
  • Gestörte Darmbarriere: Vermutlich funktioniert bei Morbus Crohn die Barriere der Darmschleimhaut nicht richtig. Sie sorgt normalerweise dafür, dass keine Bakterien aus dem Darm in die Darmwand eindringen können. Gelingt ihnen dies doch, folgen heftige Immunreaktionen in der Darmwand.
  • Rauchen: Rauchen gilt als Risikofaktor.
  • Eine Behandlung mit Antibiotika in der Jugendzeit: Dies gilt als Risikofaktor.
  • Psychische Faktoren: Sie scheinen als Ursachen für Morbus Crohn keine Rolle zu spielen. Wohl aber können seelische Belastungen wie Stress oder Konflikte den Verlauf der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung beeinflussen. Sie können entweder neue Schübe auslösen oder schon vorhandene Schübe verstärken.

Infografik: Morbus Crohn - Vorbeugung, Symptome & Behandlung

Welche Symptome löst Morbus Crohn aus?

Zu den ersten Anzeichen für Morbus Crohn gehören Durchfall, Erbrechen und krampfartige Schmerzen im rechten Unterbauch. Diese Unterbauchschmerzen sind kolikartig und ähneln denen einer Blinddarmentzündung. Zudem kommt es oft anfänglich zu einer deutlichen Gewichtsabnahme.

Die Darmentzündungen können den gesamten Verdauungstrakt betreffen, vom Mund bis zum After. Am häufigsten entstehen sie jedoch an jener Stelle, an der der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Zudem kann die Entzündung nicht nur die oberste Schleimhautschicht erfassen, es können sämtliche Wandschichten des Darms betroffen sein.

Ein weiteres Merkmal von Morbus Crohn ist, dass sich die Entzündung nicht kontinuierlich über den Darm ausbreitet, sondern sich die Entzündungsherde an mehreren, nicht zusammenhängenden Stellen im Darm zeigen. Dazwischen liegen gesunde Darmabschnitte.

Nicht jede Patientin oder jeder Patient entwickelt alle Symptome in der gleichen Stärke. Übrigens: Auch die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa ruft ähnliche Beschwerden hervor.

Folgende Symptome kommen bei Morbus Crohn häufig vor (1):

  • Durchfall: Der Stuhl ist flüssig und wässrig, manchmal enthält er Blut oder Schleim.
  • Manche Menschen mit Morbus Crohn leiden zugleich unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Lebensmittelallergie.
  • Bauchschmerzen, oft als Bauchkrämpfe im rechten Unterbauch, aber auch in anderen Regionen des Bauchs
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme: Aufgrund des Durchfalls verliert der Organismus viel Eiweiss und somit Energie und Gewicht.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Fieber
  • Blutarmut (Anämie) aufgrund eines Mangels an Eisen oder Vitamin B12, andere Mangelerscheinungen.

Wie wird Morbus Crohn behandelt?

Bei Morbus Crohn gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, sie werden oft kombiniert eingesetzt. Ziel der Behandlung ist es immer, Beschwerden zu lindern und die Anzahl der Schübe zu verringern. Wichtig ist es auch, Folgekomplikationen zu verhindern. Die Behandlung stützt sich auf folgende Therapiemöglichkeiten:

  • Durchfallmittel
  • Aminosalizylate
  • Kortikosteroide
  • Biologika
  • Immunsuppressiva
  • Antibiotika
  • Operative Eingriffe

Welche Ernährung hilft bei Morbus Crohn?

Betroffene sollten sich während der Krankheitsschübe ballaststoffarm ernähren. Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, während des akuten Schubes weiter ausreichend zu essen. Bei Morbus Crohn mit ausgedehntem Befall des Dünndarms sollten oxalsäurereiche Nahrungsmittel wie Rhabarber, Schwarztee, Spinat oder Mangold vermieden werden, da dies die Bildung von Nierensteinen begünstigen kann. Unter Umständen wird eine Kalzium-Einnahme empfohlen, da Kalzium das Oxalat im Darm bindet und dessen Resorption verhindert. Liegt eine Mangelernährung oder ein Vitaminmangel oder Eisenmangel vor, ist eine individuelle Ernährungsberatung durch einen Diätologen wichtig (3).

Wie ist die Prognose für ein Leben mit Morbus Crohn?

Es gibt bisher keine Heilung für Morbus Crohn. Mit entsprechender Behandlung können die meisten Menschen ein normales Leben führen. Es wird geschätzt, dass etwa 10 % der Betroffenen aufgrund von Morbus Crohn und den damit einhergehenden Komplikationen stark in ihrem Alltag eingeschränkt sind.

Wird die Erkrankung richtig behandelt, haben die Patienten eine normale Lebenserwartung. Bei Morbus Crohn spielt die Früherkennung eine große Rolle, weil Betroffene ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben. Je früher Morbus Crohn entdeckt wird, desto besser lässt sich die Krankheit behandeln.

Literatur:

  • 1) https://www.usz.ch/krankheit/morbus-crohn/ (abgerufen am 07.07.2022).
  • 2) https://www.usz.ch/krankheit/morbus-crohn/ (abgerufen am 07.07.2022).
  • 3) https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verdauung/darmerkrankungen/ernaehrung.html ((abgerufen am 03.07.2022).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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