Die wichtigsten Fakten zur Fettstoffwechselstörung

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 28.06.2024

Ältere, übergewichtige Frau sitzt auf einem Sofa und hält sich ihre Herzregion vor Schmerzen

Bei einer Fettstoffwechselstörung (auch Dyslipoproteinämie oder Lipidstoffwechselstörung genannt) liegen die Werte der im Blut enthaltenen Fette über dem normalen Bereich. Die häufigsten Fettstoffwechselstörungen sind die Hypercholesterinämie (zu hoher LDL-Cholesterinanteil im Blut), die Hypertriglyceridämie (zu viele Triglyceride im Blut) und die kombinierte Hypercholesterinämie und Hypertriglyceridämie. Eine Fettstoffwechselstörung kann zur Verengung der Blutgefäße führen. Die mit Abstand wichtigsten Lebensstilmaßnahmen bei einer Fettstoffwechselstörung sind das Nicht-Rauchen und die körperliche Bewegung.

Was ist eine Fettstoffwechselstörung?

Eine Fettstoffwechselstörung liegt vor, wenn im Blut enthaltene Fette eine zu hohe Konzentration aufweisen. Es gibt körpereigene Fette und Fette, die wir über Lebensmittel zu uns nehmen; diese liefern dem Körper Energie. Eine Fettstoffwechselstörung kann dazu führen, dass Fette nicht ordnungsgemäß verarbeitet, transportiert oder abgebaut werden, was zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen kann.

Infografik Fettstoffwechselstörung: Risikofaktoren, Symptome & Behandlung

Welche verschiedenen Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Fettstoffwechselstörungen, darunter:

  • Hypercholesterinämie: Ein hoher Cholesterinspiegel im Blut, der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
  • Hypertriglyceridämie: Ein hoher Triglyceridspiegel im Blut, der auch das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen kann.
  • Familiäre Hypercholesterinämie: Eine genetisch bedingte Störung, bei der der Körper überschüssiges Cholesterin nicht effektiv abbauen kann.
  • Lipoprotein-A-Erhöhung: Eine Erhöhung des Lipoprotein-A-Spiegels im Blut, was auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.

Wie häufig tritt eine Fettstoffwechselstörung auf?

Fettstoffwechselstörungen sind relativ häufig und können Menschen jeden Alters betreffen. Ihr Auftreten hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich Genetik, Ernährung, Lebensstil und Gesundheitszustand. Einige Arten von Fettstoffwechselstörungen wie Hypercholesterinämie und Hypertriglyceridämie sind in der Bevölkerung weit verbreitet, während andere, wie familiäre Hypercholesterinämie, seltener vorkommen.

Welche Ursachen hat eine Fettstoffwechselstörung?

Eine Fettstoffwechselstörung kann durch eine Vielzahl von Ursachen entstehen. Häufige Ursachen sind die genetische Veranlagung und Lebensstilfaktoren. Mehrheitlich sind Fettstoffwechselstörungen nicht vererbt, sondern Folge anderer Faktoren oder Krankheiten (so genannte sekundäre Hypercholesterinämie).

Welche Rolle spielen der Lebensstil und soziale Faktoren?

Der Lebensstil und soziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Fettstoffwechselstörungen. Eine ungesunde Ernährung, die reich an gesättigten Fetten, Transfetten und Zucker ist, kann zu einem Anstieg von Cholesterin und Triglyceriden im Blut führen. Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind ebenfalls Risikofaktoren.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Ein großer Teil der Erkrankungen ist genetisch mitbedingt. In diesen Fällen sprechen wir von einer primären Fettstoffwechselstörung.

Weitere Fälle sind sekundäre Fettstoffwechselstörungen, diese werden durch die Lebensweise des Betroffenen oder eine Vorerkrankung ausgelöst:

  • Eine Ernährung, die reich an gesättigten Fetten und Zucker ist, erhöht das Risiko.
  • Übergewicht und Fettleibigkeit sind mit einem erhöhten Risiko für Fettstoffwechselstörungen verbunden.
  • Ein inaktiver Lebensstil kann das Risiko erhöhen.
  • Rauchen kann den Fettstoffwechsel beeinträchtigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einem Anstieg von Triglyceriden im Blut führen und das Risiko für Fettstoffwechselstörungen erhöhen.
  • Zuckererkrankung (Diabetes mellitus)
  • Lebererkrankungen
  • Nephrotisches Syndrom (Sammlung von verschiedenen Symptomen bei Erkrankungen der Nierenkörperchen)
  • Magersucht
  • Die Einnahme von Betablockern (zum Beispiel bei Herzkrankheiten), Östrogenen (zum Beispiel Anti-Baby-Pille), Diuretika (Wassertreibende Mittel) oder Glukokortikoiden (zum Beispiel Kortison) können zu einer Fettstoffwechselstörung beitragen.

Welche Symptome löst eine Fettstoffwechselstörung aus?

Fettstoffwechselstörungen verursachen oft keine offensichtlichen Symptome und werden daher häufig erst bei routinemäßigen Blutuntersuchungen entdeckt.

Bei genetisch bedingten Erkrankungen treten im längeren Verlauf charakteristische Knötchen (Xanthome) auf. Dies äußert sich durch eine Gelbfärbung der Haut. Es kann des Weiteren zu gelblichen, fetthaltigen Ablagerungen auf der Haut der Ober- oder Unterlider der Augen (Xanthelasma) kommen. Ferner können Schmerzen in der Bauchgegend (durch eine mögliche Pankreatitis), Schmerzen in der Brust und/oder Arm oder in den Beinen (Schaufensterkrankheit) durch Fettablagerungen in Arterien (Arteriosklerose) auftreten. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.

Was für Komplikationen können aus einer Fettstoffwechselstörung entstehen?

Durch Störungen des Fettstoffwechsels können weitere Erkrankungen entstehen - zum Beispiel ist ein Risiko, dass sich aufgrund erhöhter Fettwerte zu viele Ablagerungen an den Rändern der Blutgefäße festsetzen und diese sich verengen und schlimmstenfalls verstopfen, falls sich die Plaques lösen. Dabei kann es unter anderem zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.

Wie wird eine Fettstoffwechselstörung diagnostiziert?

Die Entwicklung von Symptomen bei einer Fettstoffwechselstörung vollzieht sich schleichend und zeigt die Erkrankung oft erst zu einem späten Zeitpunkt. Ab Mitte 30 ist es deshalb empfehlenswert, die Blutwerte regelmäßig überprüfen zu lassen. Bei einer Analyse des Blutes werden vor allem LDL-und HDL-Wert ermittelt, es kann zudem das Gesamtcholesterin und die Höhe der Triglyceride festgestellt werden.

Eine Fettstoffwechselstörung liegt vor, wenn einer oder mehrere dieser Werte über einen längeren Zeitraum außerhalb des Normbereichs liegen. Weitere Tests wie Lipoprotein-Analysen können durchgeführt werden. Eine familiäre Anamnese und körperliche Untersuchung können ebenfalls bei der Diagnosestellung helfen.

Wie sieht die Behandlung bei einer Fettstoffwechselstörung aus?

Die Behandlung einer Fettstoffwechselstörung zielt darauf ab, den Cholesterin- und Triglyceridspiegel im Blut zu senken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Gefährlich wird ein zu hoher Cholesterinwert meist im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen, zu wenig Bewegung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Übergewicht. Menschen mit einer Fettstoffwechselstörung wird empfohlen, sich aktiv mehr zu bewegen und sich gesund zu ernähren. Cholesterinwerte können mit Statinen zudem aktiv gesenkt werden.

Muss ich meine Ernährung umstellen?

Das meiste Cholesterin stellt der Körper selbst her. Nur einen kleinen Teil nehmen wir über die Nahrung auf. Trotzdem ist eine gesunde Ernährung ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen. Empfohlen ist die Mittelmeerküche Sie ist reich an frischem Gemüse, Obst, Salaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen, Kräutern und Olivenöl.

Gibt es chirurgische Optionen?

Es gibt chirurgische Optionen für bestimmte Fettstoffwechselstörungen, insbesondere wenn sie mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie stark erhöhten Cholesterinwerten einhergehen. Ein Beispiel dafür ist die familiäre hypercholesterinämische Störung, bei der eine genetische Veranlagung zu extrem hohen Cholesterinwerten führt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöht.

Eine der chirurgischen Optionen ist die Lipidapherese, ein Verfahren, bei dem das Blut ähnlich wie bei der Dialyse durch eine Maschine geleitet wird, um überschüssiges Cholesterin und andere Lipide zu entfernen. Dies kann dazu beitragen, die Cholesterinwerte zu senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Komplikationen zu verringern. Allerdings ist die Lipidapherese ein invasives Verfahren und wird in der Regel nur bei Patienten mit schwerwiegender Fettstoffwechselstörung eingesetzt, die nicht ausreichend auf andere Behandlungen ansprechen.

Eine Behandlung zielt darauf ab, die Blutfettwerte wieder zu senken. Grundsätzlich trägt eine gesunde Lebenshaltung dazu bei, den Fettstoffwechsel zu regulieren. Dies ist aber nicht immer möglich. Zusätzlich können Medikamente die Blutfettwerte senken.

Können alternative Ansätze bei einer Fettstoffwechselstörung helfen?

Ja, alternative Ansätze können bei der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen helfen, insbesondere wenn sie als Ergänzung zu einer medikamentösen Therapie und Lebensstiländerungen eingesetzt werden:

  • Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, die Cholesterinwerte zu kontrollieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Dies umfasst den Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie den Verzicht auf gesättigte Fette.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, das LDL-Cholesterin zu senken und das HDL-Cholesterin zu erhöhen. Ausdauersportarten wie Joggen, Nordic-Walking, Langlauf, Wandern, Radfahren und Schwimmen sind besonders geeignet, um den Cholesterinspiegel günstig zu beeinflussen.

Können zusätzliche Omega-3-Fettsäuren helfen, den Cholesterinwert zu senken?

Es ist allgemein bekannt, dass Supplemente mit Omega-3-Fettsäuren helfen, den Cholesterinwert zu senken. Dazu existieren viele Studien. Eine Übersichtsarbeit1 kam nun zum Schluss, dass es keine Indikation für das Supplementieren der Nahrung mit marinen Omega-3-Fettsäuren gibt. In einer ausgewogenen Diät nehmen wir genügend pflanzliche und tierische Omega-3-Fettsäuren auf. Die Evidenz aus randomisierten Studien zeigt, dass zusätzliche marine Omega-3-Fettsäuren keinen positiven Effekt auf die Gesundheit haben.

Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass ungesättigte Fettsäuren gesünder sind als gesättigte Fettsäuren. Diese sollten regelmäßig Teil des Speiseplans sein.

Welche Auswirkungen kann eine Fettstoffwechselstörung auf den eigenen Alltag haben?

Menschen mit einer Fettstoffwechselstörung benötigen in der Regel regelmäßige Arztbesuche, um ihre Cholesterinwerte zu überwachen und ihre Behandlung anzupassen; dies kann mühsam sein. In einigen Fällen können Personen mit schweren Fettstoffwechselstörungen Einschränkungen bei körperlicher Aktivität haben, insbesondere wenn sie bereits Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Wenn man lebenslang Medikamente einnehmen muss, kann dies zu psychischer Belastung führen.

Alle Infos zur Fettstoffwechselstörung kurz zusammengefasst

  • Bei einer Fettstoffwechselstörung liegen die Werte der im Blut enthaltenen Fette über dem normalen Bereich.
  • Fettstoffwechselstörungen verursachen oft keine offensichtlichen Symptome und werden daher häufig erst bei routinemäßigen Blutuntersuchungen entdeckt.
  • Den Cholesterinspiegel senken kann man mit Lebensstiländerungen: Dazu gehören Rauchverzicht, Alkoholverzicht, Gewichtsreduktion sowie regelmäßige Bewegung.

Literatur:
1) Omega-3-Fettsäuren: chronischer Hype ohne Evidenz? (swisshealthweb.ch) (abgerufen am 05.05.2024).

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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