Was sollte ich über das Stillen wissen?
Von Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 14.02.2020

Weil Immunsystem und diverse Organe des Neugeborenen oft noch nicht voll funktionsfähig sind, unterstützt die Muttermilch deren Entwicklung. Muttermilch:
- ist optimal zusammengesetzte Nahrung für die Kleinsten, immer verfügbar, immer wohltemperiert
- liefert Aminosäuren, ungesättigte Fettsäuren und viele andere für die Entwicklung des Kindes wichtige Nährstoffe
- senkt das Risiko, dass das Kind später an Diabetes, Allergien oder Neurodermitis erkrankt
Auch für die Mutter hat es Vorteile die Brust zu geben:
- Hormone, die bei der Ernährung mit der Brust ausgeschüttet werden, sorgen für Kontraktion und Abheilen der Gebärmutter nach der Geburt und für seelische Ausgeglichenheit.
- Auch die Mütter erkranken seltener an Infektionen.
- Durch den erhöhten Kalorienverbrauch erreichen Mütter recht schnell wieder ihr Normalgewicht.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Neugeborene volle sechs Monate lang nur zu stillen und erst danach langsam Beikost einzuführen. Nur Wenige werden heute tatsächlich sechs Monate lang gestillt wie empfohlen. Dogmatisch sollte man das Thema nicht angehen: Auch eine kurze Stillzeit nützt Mutter und Kind, schafft eine einzigartige Bindung zwischen beiden und stärkt das Immunsystem.
Die Brusternährung hat viele Vorzüge:
- Kiefer und Gaumen,
- Herz-Kreislauf-System,
- Lungenfunktion und Stoffwechsel
des Kindes entwickeln sich optimal.
Mütter tragen durch das Stillen womöglich sogar zur Vorsorge vor Eierstock- oder Brustkrebs und Osteoporose bei.
Worauf sollte ich beim Stillen achten?
Mit entsprechender Vorbereitung schon während der Schwangerschaft ist das Stillen in der Regel kein Problem. Doch zuweilen wird Hilfe und Unterstützung durch spezielle Produkte nötig. Worauf stillende Mütter achten und wann sie sich beraten lassen sollten:
- Die ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Eisen, Folsäure und Jod sollte nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch in der Stillzeit gewährleistet sein. Bei der Einnahme von Medikamenten ebenso wie von diversen Heil- oder Kräutertees sollte unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden, ob die Wirkstoffe dem Kleinkind schaden könnten.
- Stillkissen, Stillhilfen wie z.B. Stillhütchen helfen beim richtigen Anlegen und bei wunden Brustwarzen der Mutter.
- Eine elektrische Milchpumpe, damit die gewohnte Nahrung tagsüber aus dem Fläschchen gegeben werden kann, ist vor allem für berufstätige Mütter eine wichtige Anschaffung.
- Wer nicht stillen kann oder will, greift heute auf hochwertige Milchpulvernahrung zurück. Damit steht uns heutzutage ein ausgezeichneter Ersatz für Muttermilch zur Verfügung, denn sie wird entsprechend strenger, gesetzlich vorgeschriebener EU-Richtlinien hergestellt. Die Basis ist meistens Kuhmilch, die speziell aufbereitet wird, damit die Milch für Babys besser verträglich ist.
Pre-Präparate sind in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch am ähnlichsten und enthalten lediglich Milchzucker (Laktose), aber keine zusätzlichen Kohlehydrate. Sie sind in der Regel für die ersten vier bis sechs Wochen gedacht, können aber als Zusatznahrung auch länger gegeben werden. Für Säuglinge mit erhöhter Allergiegefährdung ist spezielle Hypoallergen-Milch (abgekürzte Bezeichnung: HA) gedacht. Hier ist das Milcheiweiß hydrolisiert, das heißt, in kleinere Bruchstücke aufgespalten. Die Auswahl an Milchersatz, Spezial- und Heilnahrung ist groß, holen Sie sich in Ihrer Kinderarztpraxis sachkundig kompetenten Rat.
Was ist die richtige Position beim Stillen?
Damit Sie Ihr Baby auch länger gut halten können, sollten Sie eine bequeme Stillposition finden.
Stillen im Liegen: Gerade nach der Geburt, nach dem Kaiserschnitt oder nachts finden viele Mütter das Liegen als sehr angenehm und kräfteschonend. Legen Sie sich bequem auf die Seite, stützen Sie dabei Ihren Kopf und legen Sie Ihr Baby wie weiter oben beschrieben an.
Wiegegriff im Sitzen: Im Sitzen können Sie Ihr Baby fast überall stillen. Ein ruhiges Umfeld trägt ebenfalls zu einem entspannten Stillen bei. Halten Sie Ihr Baby dabei am Po und Oberschenkel, der Kopf liegt in Ihrer Armbeuge. Den Arm, mit dem Sie Ihr Kind halten, können Sie abstützen, damit er nicht so schnell müde wird. Ihr Rücken und Ihre Schulter bleiben so auch entspannt.
Rückengriff im Sitzen: Stützen Sie Ihr Baby im Sitzen auf Ihrer Hüfte ab. In Ihrer Hand liegen der Kopf und der Nacken, seine Beine befinden sich unter Ihrem Arm, entlang Ihrer Hüfte. Diese Position hilft besonders bei Milchstau. Sie unterstützt das Entleeren der betroffenen Milchgänge zur Achsel hin.
Die Brust im Stehen geben: Halten Sie Ihren kleinen Spross Bauch an Bauch wie in einem Tragetuch. Stützen Sie mit dem einen Arm seinen Po und halten Sie den Kopf mit dem anderen Arm. Das Herumgehen während Sie stillen wirkt sich oft beruhigend aus. Das kann sehr hilfreich sein, wenn Ihr Kleines einen unruhigen Tag hat.
Tipp: Besonders in den ersten Stilltagen sollten Sie abwechselnde Positionen einnehmen. Das beugt wunden Brustwarzen und Milchstauungen vor und entspannt.
Wie stille ich richtig?
Für das richtige Anlegen des Säuglings halten Sie es am besten so, dass sein Körper Ihnen ganz zugewandt ist. Ziehen Sie es ganz nah an sich heran - Bauch an Bauch. Der Mund Ihres Babys und Ihre Brustwarze befinden sich auf derselben Höhe. Ihr Baby sollte sie erreichen, ohne dass es den Kopf drehen muss.
Den Daumen der freien Hand legen Sie über die Brustwarze und die Finger ca. 3 Zentimeter darunter. Jetzt berühren Sie den Mund Ihres Babys mit der Brustwarze. Es wird den Mund schnell öffnen und sollte beim "Andocken" auch einen Teil des Warzenhofes umschließen. Das verhindert das Wundwerden an den Brustwarzen. Dass Ihr Baby trinkt, erkennen Sie an den Schluckgeräuschen und an den Bewegungen der Ohrläppchen und Schläfen Ihres Babys.
Ist Ihr Baby satt, wird es die Brust von alleine loslassen. Gehört Ihr Baby zu den Säuglingen, die gerne weiternuckeln, können Sie es leicht mit einen kleinen Trick lösen, um sich vor dem Wundwerden zu schützen. Legen Sie Ihren kleinen Finger sanft in seinen Mundwinkel. Das löst sofort das beim Saugen entstandene Vakuum im Mund.
Tipp: Für unterwegs können Sie auch mit Hilfe einer Milchpumpe zu Hause Milch abpumpen und diese in eine Flasche füllen.
Wie oft sollte ich stillen?
Besonders am Anfang ist es wichtig, nicht nach der Uhr zu stillen, sondern nach Bedarf. Das kommt Ihnen und dem Säugling entgegen, denn:
- es bringt die Milchmenge und die Nachfrage ins Gleichgewicht,
- optimiert die Gewichtszunahme Ihres Babys,
- vermeidet Schreiphasen und
- stärkt die Kommunikation.
Meist schwanken die Abstände zwischen den Mahlzeiten anfangs zwischen zwei und vier Stunden. Das ergibt ca. 6 bis 12 Mahlzeiten pro Tag. Aber nicht jedes Neugeborene ist gleich. Deshalb sollten Sie sich am Anfang an die individuellen Bedürfnisse Ihres Kindes richten. Ihren eigenen, regelmäßigen Rhythmus finden die meisten Stillkinder nach etwa 6 bis 8 Wochen. Mit der Zeit passt sich die Milchbildung dem Hunger des Babys an.
Wie funktioniert entspanntes Stillen?
Durch das geben der Brust wird die Produktion der "Stillhormone" Oxytocin und Prolaktin angeregt. Oxytocin lässt die Milch fließen und sorgt für das gute, innige Gefühl dem Baby gegenüber. Wichtig: Stillen Sie in einer angenehmen Atmosphäre. Das Stresshormon Adrenalin behindert die Oxytocinausschüttung. Für die Milchproduktion ist Prolaktin verantwortlich. Es wird in der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, gebildet. Die Muttermilchmenge steigt, je häufiger und länger das Kleinkind an der Brust saugt. Prolaktin wirkt außerdem entspannend. Das kann im anstrengenden Babyalltag hilfreich sein.
Wie ernähre ich mich in der Stillzeit?
Mit der Muttermilch bekommt Ihr Baby alles, was es für ein gesundes Wachstum braucht. Die Grundlage dafür sind Ihre eigenen Nährstoffdepots und die Nährstoffe, die Sie über die Nahrung aufnehmen. Deshalb benötigen Sie im Vergleich zu nicht stillenden Müttern deutlich mehr an bestimmten Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen.
Eine Gesunde Ernährung ist deshalb sehr wichtig. Wie sieht diese Ernährung aus? Im Grunde ist sie uns bekannt:
- Viel frisches Obst und Gemüse
- Kartoffeln und Vollkornprodukte
- Gelegentlich fettarmes Fleisch, fettreichen Fisch und Milchprodukte
Verzichten müssen Sie in dieser Zeit grundsätzlich auf nichts. Genussmittestrong wie Alkohol und Zigaretten sind natürlich verboten. Sie gefährden damit die Entwicklung des Kindes, da das trinken von Alkohol und Nikotin in hohen Dosen in die Muttermilch gelangen kann. Kaffee und Schwarztee hingegen sind in Maßen erlaubt, sofern Ihr Kind davon nicht unruhig oder gar schlaflos wird. Sie sollten den Kaffee jedoch besser nach dem Stillen trinken. So kann das Koffein bis zur nächsten Stillmahlzeit abgebaut werden. Reduzieren Sie Fett und Süßigkeiten und streichen Sie Fertigprodukte vom Speiseplan.
Sie sollten einen Speiseplan erstellen, den Ihr Kind gut verträgt. Dazu gehört oft ein bisschen Ausprobieren. Gut vertragen werden zum Beispiel:
- Möhren, Spinat und Fenchel
- Banane und Apfel
Knoblauch, Zwiebeln und Kohlgemüse verursachen jedoch oft unangenehme Blähungen. Ein wunder Baby-Po kann entstehen, wenn die stillende Mutter häufig Zitrusfrüchte isst.
Wie beeinflussen Stilltees die Milchproduktion?
Durch das Stillen erhöht sich Ihr Bedarf an Flüssigkeit. Daher sollten Sie mindestens zwei Liter am Tag trinken. Am besten eignen sich dafür säurearme Fruchtsäfte, Fruchtsaftschorlen und stilles Mineralwasser. Manchmal kommt es vor, dass eine Frau nicht genügend eigene Milch produzieren kann, aber dennoch auf den natürlichen Stillvorgang nicht verzichten möchte. Milchbildungs- bzw. Stilltee kann Nachhilfe leisten und stimuliert auf natürliche Weise die Milchproduktion.
Diese Stilltees gibt es in verschiedenen Zusammensetzungen. Meistens sind Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Kümmel, Fenchel, Anis, Melisse oder Zitronenverbene enthalten. Ihnen wird eine anregende, sowie gleichzeitig harmonisierende Wirkung nachgesagt. Bereits zwei bis drei Tassen täglich sollen die Milchproduktion ankurbeln und vorzugsweise aufrechterhalten. Milchbildungs- bzw. Stilltees sind in unterschiedlichen Ausführungen wie zum Beispiel Fertigmischungen oder Frischkräuter-Produkten zum individuellen Zusammenstellen erhältlich. Neben dem durchweg positiven Einfluss auf den weiblichen Milchfluss sind Stilltees auch für ihre verdauungsfördernde Wirkung bekannt. Zu Anfang sollte der Tee vorsichtig dosiert werden, da gerade in den ersten Tagen nach der Geburt der Milchfluss gering ausfallen kann — was als vollkommen normal zu werten ist. Ein langsames Herantasten an die geeignete Tagesdosis ist daher generell zu empfehlen.
Achtung: Stilltees sollten keinesfalls Kräuter wie zum Beispiel Pfefferminz oder Salbei enthalten, da diese den Milchfluss eher reduzieren als stimulieren.

Über unsere Autorin:
Lisa Stenschke | Apothekerin in der Robert-Koch-Apotheke
Seit 6 Jahren bin ich Apothekerin und von Anfang an mit Herzblut hauptsächlich in den Vor-Ort-Apotheken von myCare e.K. im Einsatz. Eine kompetente, umfassende und vertrauensvolle Beratung der Patienten ist mir sehr wichtig. Auch bei Instagram und Facebook freue ich mich bei "Frag Lisa" auf das Interesse an unseren Produkten. Mehr erfahren
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