Alle wichtigen Infos zum antiallergischen Wirkstoff Cetirizin

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 05.12.2022

Ein niesender Mann.

Cetirizin ist ein antiallergischer Wirkstoff aus der Gruppe der Antihistaminika der 2. Generation. Antihistaminika sind Medikamente, die die Wirkung des Hormons Histamin blockieren. Sie werden zur Behandlung von Heuschnupfen, allergischem Schnupfen und allergischer Bindehautentzündung eingesetzt. Cetirizin hilft auch gegen Nesselsucht. Nesselsucht ist ein Ausschlag, der sich in Form von juckenden Quaddeln zeigt. Die Symptome Juckreiz, laufende Nase, gerötete, tränende Augen und Niesen werden durch die Einnahme von Cetirizin gelindert. Im Vergleich mit Antihistaminika der 1. Generation verursacht Cetirizin weniger Müdigkeit und Schläfrigkeit. Die Wirkung tritt schnell ein und hält lange an, so dass nur eine Einnahme pro Tag notwendig ist.

Wie wirkt Cetirizin?

Pharmazeutisch gesehen gehört der Wirkstoff als H1-Rezeptor-Antagonist zu den nicht sehr müde machenden H1-Antihistaminika der 2. Generation. Die Substanz wirkt gegen die Symptome der Allergie, indem sie die oberflächlichen Wirkungen von freigesetztem Histamin wie Schwellung, Rötung und Juckreiz, sowie durch Resorption hervorgerufene Wirkungen von Histamin, wie Verkrampfungen der Muskulatur im Bronchialtrakt und daraus resultierende Atemschwierigkeiten, gegebenenfalls Blutdruckabfall und eine Steigerung der Drüsentätigkeit, verhindert beziehungsweise herabsetzt.

Cetirizin blockiert einen bestimmten Rezeptor (H1), welcher normalerweise von Histamin aktiviert wird. Dieser Rezeptor kommt weit verbreitet in unterschiedlichen Strukturen im Körper vor, zum Beispiel an der glatten Muskulatur, den Nervenzellen und in Zellen des Immunsystems. Bei der glatten Muskulatur von Gefäßen sorgt er bei der Aktivierung durch Histamin für eine verstärkte Durchlässigkeit von Flüssigkeit und eine Erweiterung der Gefäße. Dies bietet eine Erklärung dafür, dass bei Heuschnupfen in der Regel die Nase läuft. Wenn der H1 Rezeptor aber durch das Cetirizin blockiert ist, kann das Histamin auch nicht mehr an die Rezeptoren binden und die allergischen Symptome verschwinden, im Idealfall fast vollständig. Eine Blockade der Rezeptoren kann auch den häufig auftretenden Juckreiz deutlich mindern.

Wenn Cetirizin an der glatten Muskulatur der Bronchien angreift, kann eine sonst durch Histamin hervorgerufene Luftnot verhindert werden.

Antihistaminika der 2. Generation wie Cetirizin, welche die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht mehr überwinden, verursachen deutlich geringere Nebenwirkungen in Form von Müdigkeit, als dies bei der 1. Generation der Fall war. Das Mittel gelangt somit nicht oder nur in sehr geringen Mengen ins zentrale Nervensystem und hat dort kaum Auswirkungen. Nebenwirkungen wie Müdigkeit sind deshalb nur noch selten.

Infografik Cetirizin: Einsatzgebiete, Nebenwirkungen, Alternativen

Gegen welche Beschwerden wird Cetirizin eingesetzt?

Cetirizin wird eingesetzt bei

  • Heuschnupfen (allergischer Rhinitis)
  • Allergischer Bindehautentzündung,
  • Nesselfieber (chronische idiopathische Urticaria).

Der Wirkstoff hilft gegen die Symptome Juckreiz, laufende Nase, gerötete, tränende Augen und Niesen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Cetirizin-Einnahme auftreten?

Symptome wie Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen sowie ein entzündeter Rachen werden häufiger genannt. Obwohl Cetirizin zu den Antihistaminika 2. Generation gehört, kann es als Nebenwirkung auch Müdigkeit verursachen, jedoch viel weniger als Antihistaminika 1. Generation.

Gelegentlich können Symptome wie Bauchschmerzen, generelles Unwohlsein, Juckreiz, Durchfall oder sogar extrem starke Müdigkeit auftreten. Ferner kann es zu einem Harnverhalt oder Sehstörungen kommen.

Sehr selten sind Sehstörungen, Ohnmacht, ein schneller Herzschlag, Gewichtszunahme, Krampfanfälle, Beeinträchtigungen des Nervensystems und ein allergischer Hautausschlag. Die Veränderung bestimmter Blutwerte kann in seltenen Fällen durch die Einnahme von Cetirizin auftreten, z.B. eine verringerte Anzahl der im Blut vorkommenden Blutplättchen.

Gibt es Wechselwirkungen von Cetirizin und anderen Medikamenten?

Wechselwirkungen wurden mit Theophyllin, Glipizid und Ritonavir beschrieben. Eine Wechselwirkung mit Alkohol konnte zwar nicht nachgewiesen werden, trotzdem sollte Cetirizin vorsichtshalber nicht mit Alkohol kombiniert werden.

Wie wende ich Cetirizin an?

Die Arzneimittel werden in der Regel einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Bei Kindern kann die Einnahme bei Bedarf auch auf zwei Einnahmen (je eine halbe Dosis) morgens und abends verteilt werden.

Es darf nicht eingenommen werden, wenn die Funktion der Nieren stark eingeschränkt ist. Wenn Probleme beim Wasserlassen bekannt sind, verursacht zum Beispiel durch eine Läsion des Rückenmarks oder eine bei Männern bestehende Prostatahyperplasie, sollte die Einnahme im Voraus mit dem Arzt abgesprochen werden.

Bei bekannten Allergien oder Unverträglichkeiten gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Arzneimittels sollte von der Einnahme abgesehen werden. In Tablettenform enthält es meistens Lactose in geringer Dosierung als Hilfsstoff.

 Tipp: Bei bestehender Lactoseintoleranz sollte der Betroffene eine flüssige, lactosefreie Darreichungsform wählen, z.B. die Tropfen von Cetirizin Hexal. Cetirizin wirkt nach der Einnahme etwa 24 Stunden. Eine halbe bis eine Stunde nach der Einnahme sollte das Mittel Wirkung zeigen.

Welche Darreichungsformen von Cetirizin gibt es?

Im Handel befinden sich verschiedene Darreichungsformen. Je nach Vorlieben des Anwenders kann Cetirizindihydrochlorid in Form von klassischen Filmtabletten zum Schlucken, wie Cetirizin AbZ, aber auch praktischen Lutschtabletten von Aluid Pharma, Brausetabletten gewählt werden. Außerdem gibt es Cetirizin in flüssiger Form als Tropfen, Sirup und Saft von Ratiopharm.

Ist Cetirizin verschreibungspflichtig?

Cetirizin kann in allen Phasen der Schwangerschaft eingenommen werden (1). Bislang haben sich keine schädigenden Effekte gezeigt; ebenso wurden keine Entzugssymptome bei Neugeborenen beobachtet. Cetirizin kann in der Stillzeit eingenommen werden, ohne dass eine Stillunterbrechung nötig ist. Bisherige Erfahrungen deuten nicht auf nennenswerte Unverträglichkeiten hin, jedoch liegen keine systematischen Daten zum Übergang in die Muttermilch beim Menschen vor (1).

Aus grundsätzlichen Erwägungen wird die Anwendung in der Selbstmedikation bei Kindern unter 2 Jahren nicht empfohlen. Bei unklarer Symptomatik, besonders bei Säuglingen oder Kleinkindern, sollte dieses mit dem Arzt abgeklärt werden.

Für Kinder ab 6 Jahren gibt es den Wirkstoff als Lutschtabletten, Saft oder Sirup. Die flüssige Form hat den Vorteil, dass man dieses entsprechend dem Körpergewicht dosieren kann.

Gibt es Alternativen zu Cetirizin?

Zwei weitere Wirkstoffe der Antihistaminika, welche alternativ zu Cetirizin angewendet werden können, sind:

  • Loratadin: Die Wirkung von Loratadin, beispielsweise Loratadin 1 A Pharma, tritt allerdings etwas später ein als bei Cetirizin.
  • Aerius: Aerius ist deutlich stärker als Cetirizin und verschreibungspflichtig.

(1) https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/cetirizin/

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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