Welche Verhütungsmethode passt zu mir?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Grit Ritter, Pharnazieökonomin bei mycare.de
Aktualisiert: 29.01.2024

Eine Frau und ein Mann liegen zusammen in einem Bett unter einer Decke und halten ein Kondom in der Hand.

Themen wie Familienplanung und Verhütung gehören heute ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Die unterschiedlichen Methoden der Verhütung können einer ungewollten Schwangerschaft vorbeugen, manche auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Gerade bei wechselnden Sexualpartnern sollte die Verhütung im Vordergrund stehen, um die eigene Gesundheit zu schützen. Aber auch Paare ohne oder mit abgeschlossenem Kinderwunsch stellen sich oft die Frage nach der passenden Verhütung.

Welche Verhütungsmethoden gibt es?

Verhütungsmethoden gibt es viele. Wichtig ist, dass, sie zur Frau, zum Mann oder zum Paar und zu deren derzeitigen Leben passen, ob hormonelle Verhütung, Barrieremethoden, Natürliche Familienplanung (NFP) oder auch operative Verhütung wie die Vasektomie.

Ein großer Teil der Frauen im gebärfähigen Alter bevorzugt eine hormonelle Verhütung, aber auch die natürliche Familienplanung (NFP) gewinnt zunehmend an Beliebtheit und Aufmerksamkeit. Zur hormonellen Verhütung zählen die verschiedenen Pillen zum Einnehmen, die Dreimonatsspritze, der Vaginalring, Hormonimplantate, die Hormonspirale, die Verhütungsstäbchen oder –pflaster. Mit den Hormonpräparaten werden dem Körper der Frau gezielt Hormone hinzugefügt. Sie bewirken in der Regel, dass die Eireifung und der Eisprung unterdrückt werden und der Schleim im Gebärmutterhals seine Konsistenz verändert und zähflüssiger wird. Im dicken Schleim werden die Spermien unbeweglicher und erreichen nicht die Eizelle. Des Weiteren verändert sich der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Einer gegebenenfalls befruchteten Eizelle wird so das Einnisten in der Gebärmutter erschwert. Es gibt unterschiedliche Wirkstoffe, Dosierungen und Kombinationen. Hormone sind Botenstoffe, die über den Blutstrom zum entsprechenden Rezeptor gelangen und Vorgänge im Organismus beeinflussen. Kombinierte Präparate enthalten ein Östrogen und ein Gestagen, reine Gestagenpräparate, wie die Hormonspirale oder die Minipille, verzichten auf den östrogenen Anteil.

Alle Präparate diesbezüglich zählen zu den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und werden vom Arzt nach eingehender Beratung verordnet. Bis zum 22. Geburtstag übernimmt die Krankenkasse für Verhütung die Kosten der Präparate, darüber hinaus sind die Kosten privat zu tragen.

Mittels mechanischer Verhütung, auch Barrieremethoden genannt, soll verhindert werden, dass die männlichen Spermien die Eizelle erreichen. Bekanntester Vertreter hier ist das Kondom für den Mann. Das Diaphragma, die Kupfer-Spirale, das Femidon oder der Verhütungsschwamm sind äquivalente Produkte für die Frau dazu. Ein Diaphragma ähnelt optisch einer Kappe. Das Einsetzen erfordert etwas Übung. Zusammen mit einem speziellen Verhütungsgel versperrt das Diaphragma den Spermien den Zugang zur Gebärmutter. Ein Femidom ist, kurz gesagt, das Kondom für die Frau. Es ähnelt optisch sogar dem Kondom, wird allerdings nicht über den Penis des Mannes gestülpt, sondern in die Vagina der Frau eingeführt.

Natürliche Verhütung heißt konkret, die natürlichen Signale des Körpers und die Zeichen des eigenen Menstruationszyklus zu kennen und richtig zu werten. Auf diese Weise sollen fruchtbare und unfruchtbare Tage erkannt werden und ohne chemische oder hormonelle Anteile einer ungewollten Schwangerschaft vorgebeugt werden. Dafür sind das Messen der Körpertemperatur oder die Beobachtung des Zervix-Schleims notwendig. Auch der Coitus interruptus zählt dazu. Damit ist gemeint, dass der Mann die tragende Verantwortung übernimmt, indem er kurz vor dem Samenerguss seinen Penis aus der Vagina der Frau zieht. Im Vergleich gilt dies allerdings heutzutage als unsichere Methode und wird deshalb eher als nebensächlich betrachtet.

Infografik Verhütung: Hormonell, Mechanisch & Natürlich

Was ist der Pearl-Index?

Der Pearl-Index ist ein Bewertungsmaß, um die Sicherheit von Verhütungsmitteln beurteilen zu können. Die Bezeichnung geht zurück auf den amerikanischen Biologen Raymond Pearl, der seinerzeit 1933 diese Kennzahl geprägt hat. Der Pearl-Index gibt an, wie viel Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter im Zeitraum von einem Jahr trotz Verhütung mit einer definierten Verhütungsmethode schwanger werden. Im Einzelnen heißt das: Verhüten 100 Frauen ein Jahr lang mittels gleicher Verhütungsmethode und davon werden 3 Frauen schwanger, beträgt der Pearl-Index 3,0. Wird nur eine Frau von 1000 Frauen innerhalb dieser Zeit schwanger, wird ein Pearl-Index von 0,1 für dieses Verhütungsmittel angegeben. Dies lässt eine allgemeine Beurteilung der Sicherheit zu, aber manchmal ist unklar, inwieweit Anwendungsfehler bei der Bewertung mit in Betracht gezogen wurden. Daher sind die Angaben zum Pearl-Index grundsätzlich nur als Anhaltspunkt zu betrachten. Einen allgemeinen Anspruch auf Gültigkeit kann es deshalb nicht geben.

Wovor schützen die Verhütungsmethoden?

Manchem ist neben der Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft speziell zusätzlich der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten oder HIV wichtig. Dann sind Barrieremethoden wie Kondom, Diaphragma oder Femidon die Mittel der Wahl. Das Kondom für den Mann ist hinsichtlich der Anwendung die einfachste der drei Methoden. Für jede Größe oder Material-Vorlieben findet der Mann bzw. das Paar ein großes Sortiment und damit für jeden Penis die passende Ausführung. Diaphragma und Femidom sind äquivalente Produkte für die Frau. Ihre Auswahl ist nicht so umfangreich. Sie erfordern des Weiteren ein gewisses Maß an Übung. Aufgrund dessen ist der Pearl-Index dieser Frauenprodukte relativ hoch, gerade in der Anfangszeit können Anwendungsfehler auftreten. Eine zusätzliche Verhütung mit einem spermienabtötenden Gel kann deshalb unter Umständen sinnvoll sein.

Wann sollte ich bei Kinderwunsch die Verhütung mit Hormonen absetzen?

Theoretisch besteht sofort nach dem Absetzen der Pille die Möglichkeit, schwanger zu werden. Praktisch braucht es individuell verschieden mehr oder weniger Zeit, bis der Körper seinen Hormonhaushalt wieder reguliert hat. Bei den meisten Frauen beträgt dieser Zeitraum 3 bis 6 Monate. Um den Zyklus besser kontrollieren zu können, ist es ratsam, den aktuellen Monats-Blister bis zum Ende einzunehmen und erst danach gezielt das Präparat abzusetzen.

Ausschlaggebend für die darauf folgende körpereigene Hormonregulierung ist, wie lange die Pille eingenommen wurde, das Lebensalter, wie hoch die Hormondosis der Pille war, nicht zuletzt persönlicher Lebensstil und genetische Dispositionen. Berücksichtigt werden sollte auch, dass der Erfolg beim Kinderwunsch von der Fruchtbarkeit beider Partner abhängt.

Wichtig ist auch in dieser Lebensphase der Familienplanung eine vollwertige Ernährung mit ausreichender Versorgung an Nährstoffen, eine gute Balance zwischen Anspannung und Erholung, sowie genügend körperliche Bewegung.

Was kann ich machen, wenn das Kondom gerissen ist?

Situationen wie diese können vorkommen und betroffene Frauen ganz schnell in Gedanken an eine ungewollte Schwangerschaft in Bedrängnis bringen. Die Pille danach ist in diesem Zusammenhang ein heftig diskutiertes Arzneimittel. Fälschlich wird sie im Volksmund mitunter als Abtreibungspille bezeichnet. Medizinisch gesehen ist dieser Begriff völlig unzutreffend, ja sogar falsch. Seit wenigen Jahren ist die Pille danach freiverkäuflich in der stationären Apotheke erhältlich. Als wirkrelevante Arzneistoffe sind entweder LNG (Levonorgestrel) oder UPA (Ulipristal) enthalten. Das Hormon Levonorgestrel (LNG) wird seit über 40 Jahren als Notfallkontrazeptivum eingesetzt, wie solche Präparate korrekt heißen. Seit ca. 10 Jahren gibt es alternativ zusätzlich den Wirkstoff Ulipristal (UPA). Sofern das entsprechende Medikament in der empfohlenen Dosierung eingenommen wird, brechen beide Wirkstoffe eine bestehende Schwangerschaft nicht ab. Sie können lediglich den Eisprung bei rechtzeitiger Einnahme verschieben. Sollte der Eisprung aber bereits stattgefunden haben, wirkt die Pille danach nicht. Deshalb kann es auch keinen hundertprozentigen Schutz geben. Des Weiteren muss beachtet werden, dass beide Wirkstoffe lediglich Notfallkontrazeptiva sind. Nach der Einnahme bieten sie für den Rest des Zyklus keinen weiteren Verhütungsschutz.

Wie lange habe ich Zeit, die Pille danach einzunehmen?

Grundsätzlich gilt nach der Verhütungspanne je eher desto besser. Der genaue Zeitpunkt des Eisprungs ist individuell und kann nicht genau vorherbestimmt werden. Beide in Frage kommenden Wirkstoffe können zu jedem Zykluszeitpunkt eingenommen werden, aber bestenfalls innerhalb 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Allgemein können Präparate mit Levonorgestrel (LNG) bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach der Verhütungspanne eingesetzt werden, Präparate mit Ulipristal (UPA) sogar bis zu 120 Stunden (fünf Tage) danach.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Pharmazieökonomin Grit Ritter

Über unsere Autorin:

Grit Ritter | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Seit über 20 Jahren bin ich im Pharmateam des Unternehmens verwurzelt. Grundlegend dafür ist die Leidenschaft für Gesundheitsthemen incl. Prävention. Regelmäßige Fortbildungen sind da essenziell. Neben Kundenberatung sind Betriebl. Gesundheitsmanagement, Haus- und Reiseapothekenchecks und pharmazeutisches Marketing Schwerpunkte meiner Tätigkeit bei mycare.de. Mehr über G. Ritter

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Janet, Apothekerin bei mycare.de
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