Reizblase: Welche Medikamente helfen und wie Ihre Apotheke unterstützen kann

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 03.07.2024

Frau sitzt in eine Badezimmer auf einer Toilette und hält ihre Hand im Bauchbereich

Eine Reizblase ist durch häufigen, unkontrollierbaren Harndrang und oft auch durch Dranginkontinenz gekennzeichnet. Ursachen können die fehlerhaften Signalübertragungen zwischen Blase und Gehirn sowie Blasenmuskulaturveränderungen sein. Auch neurologische Störungen können eine Reizblase auslösen. Die Behandlungsoptionen reichen von Medikamenten und Verhaltenstherapien bis hin zu speziellen Übungen und, in schweren Fällen, chirurgischen Eingriffen, wobei auch die emotionale Belastung durch Unterstützung und Stressbewältigungsstrategien gemildert werden kann.

Was versteht man unter einer Reizblase?

Eine Reizblase, auch als überaktive Blase bekannt, ist ein Zustand, der durch einen plötzlichen unkontrollierbaren Harndrang gekennzeichnet ist. Menschen mit einer Reizblase müssen häufig und dringend urinieren, auch wenn die Blase nicht voll ist. Diese Dringlichkeit kann schwer zu kontrollieren sein und führt oft zu unfreiwilligem Urinverlust, auch bekannt als Dranginkontinenz.

Infografik Reizblase: Arten, Ursachen & Übungen

Wie kann ich die Reizblase von anderen Harnwegserkrankungen unterscheiden?

Die Unterscheidung zwischen einer Reizblase und anderen Harnwegserkrankungen wie einer Harnwegsinfektion oder der interstitieller Zystitis basiert auf typischen Symptomen und diagnostischen Tests. Bei einer Reizblase treten keine Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen auf. Auch die interstitielle Zystitis verursacht chronische Beckenschmerzen und Beschwerden, die bei einer Reizblase nicht auftreten. Eine ärztliche Untersuchung und Tests wie eine Urinanalyse oder eine Blasenspiegelung helfen, diese Krankheitsbilder voneinander zu unterscheiden.

Wie entsteht eine Reizblase?

Es wird angenommen, dass die Reizblase durch eine fehlerhafte Signalübertragung zwischen der Blase und dem Gehirn verursacht wird. Dies führt dazu, dass die Blase fälschlicherweise signalisiert, sie sei voll, selbst wenn dies nicht der Fall ist. Andere mögliche Ursachen sind Veränderungen der Blasenmuskulatur, neurologische Störungen, Hormonveränderungen oder Irritationen der Blasenschleimhaut.

Welche Faktoren erhöhen das Risiko, eine Reizblase zu entwickeln?

  • Menschen mit Übergewicht leiden öfter an einer Reizblase: Ein erhöhter Druck auf die Blase kann die Symptome verstärken.
  • Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Schwangerschaft und Geburt können die Beckenbodenmuskulatur schwächen.
  • Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Parkinson können eine Rolle spielen.
  • Besonders bei Frauen nach der Menopause leiden an einer Reizblase.

Durch welche Symptome äußert sich eine Reizblase?

Das Bedürfnis, mehr als achtmal am Tag oder mehr als einmal in der Nacht zu urinieren, gehört zu den Leitsymptomen. Viele Betroffene beschreiben einen plötzlichen, intensiven Harndrang, der schwer zu kontrollieren ist. Ferner kann es zu einem unfreiwilligen Urinverlust unmittelbar nach einem starken Harndrang kommen. Auch häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie) gehört zu den Symptomen.

Welche Alltagsveränderungen können helfen, die Symptome einer Reizblase zu lindern?

Wichtig ist ein gutes Flüssigkeitsmanagement: Begrenzen Sie die Flüssigkeitsaufnahme, insbesondere abends. Koffein und Alkohol können die Blase reizen. Vermeiden Sie Übergewicht, denn dieses kann den Druck auf die Blase erhöhen. Regelmäßige Toilettenzeiten können helfen, die Blase zu kontrollieren. Zusätzlich kann die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur die Blasenfunktion verbessern.

Welche Komplikationen können auftreten?

Durch den ständigen Urinverlust kann es zu Hautreizungen und Infektionen kommen.

Zudem ist die soziale Isolation ein Problem: Wegen der ständigen Toilettengänge und der Angst vor Unfällen können Betroffene soziale Aktivitäten meiden. Häufiges nächtliches Wasserlassen kann den Schlaf stören und zu Müdigkeit und Konzentrationsproblemen führen.

Wie wird eine Reizblase diagnostiziert?

Die Diagnose einer Reizblase erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und speziellen Tests. Der Arzt wird nach den Symptomen und deren Häufigkeit fragen und möglicherweise eine Urinprobe analysieren, um Infektionen auszuschließen. Weitere diagnostische Verfahren können eine Blasendruckmessung (Urodynamik), eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) oder ein Ultraschall sein, um die Blase und die umliegenden Strukturen zu untersuchen.

Gibt es verschiedene Arten einer Reizblase?

Ja, in der Medizin wird zwischen einer trockenen und feuchten Form unterschieden (over active bladder dry und over active bladder wet). Etwa zwei Drittel aller Betroffenen leiden unter einem imperativen Harndrang ohne unwillkürlichem Urinabgang (trocken) und ein Drittel leidet unter einem imperativen Harndrang mit unwillkürlichem Harnverlust (feucht).

Welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung?

Medikamentös stehen Anticholinergika und Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten zur Verfügung. Anticholinergika gibt es in Form von Tabletten oder praktisch als Pflaster. Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten sind in Form von Retard-Tabletten erhältlich. Sie können die Blasenmuskulatur entspannen und den Harndrang reduzieren. Ferner können Techniken wie Blasentraining und Beckenbodenübungen hilfreich sein. Nervensignale zur Blase können durch elektrische Stimulation reguliert werden. In schweren Fällen können Operationen in Betracht gezogen werden, um die Blasenfunktion zu verbessern.

Gibt es spezielle Übungen, die bei der Behandlung einer Reizblase hilfreich sind?

Ja, spezielle Übungen können bei der Behandlung einer Reizblase hilfreich sein:

  • Beckenbodenübungen (Kegel-Übungen): Diese stärken die Muskeln, die die Blase unterstützen, und können helfen, den Harndrang zu kontrollieren.
  • Blasentraining: Dies beinhaltet das Erlernen, den Harndrang zu kontrollieren und die Intervalle zwischen den Toilettengängen allmählich zu verlängern.

Wie gehe ich mit der emotionalen Belastung durch eine Reizblase um?

Die emotionale Belastung durch eine Reizblase kann erheblich sein. Es ist wichtig, diese anzuerkennen und aktiv anzugehen, um die Lebensqualität zu verbessern. Auch sollten Betroffene offen über das Thema sprechen können; leider ist die Reizblase noch immer ein Tabuthema.

Die Auswirkungen auf Lebensqualität

Eine Reizblase kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen, da sie häufige Unterbrechungen des Alltags und Einschränkungen bei sozialen Aktivitäten verursacht. Betroffene können sich schämen und isoliert fühlen. Wichtig ist ein offener Umgang mit dem Thema: Unterstützung durch Selbsthilfegruppen, professionelle Beratung und offene Gespräche mit Freunden und Familie können helfen, mit der emotionalen Belastung umzugehen. Entspannungstechniken und Stressbewältigungsstrategien können ebenfalls nützlich sein, um die psychischen Auswirkungen der Erkrankung zu reduzieren.

Alle Fakten zur Reizblase im Überblick

  • Eine Reizblase, auch überaktive Blase genannt, ist durch plötzlichen, unkontrollierbaren Harndrang und häufiges Wasserlassen gekennzeichnet, oft begleitet von Dranginkontinenz.
  • Sie unterscheidet sich von anderen Harnwegserkrankungen wie Harnwegsinfektionen und interstitieller Zystitis durch das Fehlen von Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen und chronischen Beckenschmerzen.
  • Sie tritt häufiger im Alter, bei Frauen, durch Schwangerschaft und Geburt oder Übergewicht auf.
  • Durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinanalysen und spezifische Tests wie Urodynamik, Zystoskopie oder Ultraschall kann eine Reizblase diagnostiziert werden.
  • Therapeutisch werden Medikamente, Verhaltenstherapie, Lebensstiländerungen, Beckenbodenübungen, Elektrostimulation und in schweren Fällen chirurgische Eingriffe eingesetzt.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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