Der Leitfaden zu Hydrocortison

✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Leonie Dolder, Medizinjurnalistin
Aktualisiert: 08.12.2023

Liegende Dose mit Hydrocortison Tabletten.

Hydrocortison, ein synthetisches Glucocorticoid, spielt eine bedeutende Rolle in der medizinischen Behandlung von entzündlichen Erkrankungen. Als künstliche Form des körpereigenen Hormons Cortisol, das normalerweise von den Nebennieren produziert wird, wirkt es entzündungshemmend und beeinflusst den Kohlenhydratstoffwechsel. In verschiedenen Darreichungsformen, von Cremes bis hin zu Tabletten, findet Hydrocortison Anwendung bei einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter Hauterkrankungen, Asthma und rheumatoide Arthritis.

Was ist Hydrocortison?

Hydrocortison ist ein synthetisches Glukocortikoid aus der Gruppe der Corticoide. Es ist eine künstliche Form des Hormons Cortisol, das normalerweise von der Nebenniere produziert wird. Cortisol spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und beeinflusst Funktionen wie den Blutzuckerspiegel, den Fettstoffwechsel und das Immunsystem.

Infografik Hydrocortison: Wirkung, Anwendungsbereiche, Darreichung & Nebenwirkungen

Wie wirkt Hydrocortison im Körper?

Hydrocortison wirkt entzündungshemmend, immunsuppressiv und beeinflusst den Kohlenhydratstoffwechsel. Es bindet an spezifische Rezeptoren in den Zellen und reguliert dadurch Faktoren, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind. Aufgrund dieser Wirkung wird Hydrocortison bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.

Gibt es Unterschiede zwischen natürlichem und synthetischem Hydrocortison?

Natürliches und synthetisches Hydrocortison haben die gleiche chemische Struktur, aber es gibt Unterschiede in der Herstellung. Synthetisches Hydrocortison wird für medizinische Zwecke hergestellt und kann in genauen Dosierungen verwendet werden. Hydrocortison wird im Körper hingegen in den Nebennieren produziert. Die Nebennieren sind kleine, bohnenförmige Organe, die sich auf den oberen Enden der Nieren befinden. Diese Organe spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion verschiedener Hormone, darunter Cortisol, auch als Hydrocortison bekannt. Cortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das an einer Vielzahl von physiologischen Prozessen beteiligt ist, einschließlich der Regulation von Stoffwechsel, Immunfunktion und Reaktionen auf Stress.
Die Wirkungen im Körper von natürlichem und synthetischem Hydrocortison sind im Allgemeinen vergleichbar.

Bei welchen Beschwerden wird es eingesetzt?

Hydrocortison wird zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt, wie z.B. allergische Reaktionen, Asthma, rheumatoide Arthritis, Hauterkrankungen und bestimmte Autoimmunerkrankungen. Auch bei Gicht findet es Anwendung. Ferner kommt es bei Personen, die eine Organtransplantation erhalten haben, zum Einsatz. Überdies erhalten Menschen mit Nebenniereninsuffizienz, bei denen die Nebennieren nicht ausreichend Hormone produzieren, Hydrocortison als Hormonersatztherapie.

Ist Hydrocortison rezeptfrei erhältlich?

In den meisten Fällen sind Tabletten mit Hydrocortison verschreibungspflichtig. Cremes hingegen können auch rezeptfrei erhältlich sein.

In welchen Darreichungsformen gibt es Hydrocortison?

Hydrocortison ist als Creme, Emulsion, Salbe, Lösung, Spray, Zäpfchen oder Tabletten verfügbar. Ferner gibt es den Wirkstoff auch als Infusionslösung, dies wird aber hauptsächlich im Krankenhaus angewendet.

Was sollte bei der Anwendung auf der Haut beachtet werden?

Die lokale Anwendung erfolgt in der Regel durch Cremes, Salben oder Lotionen auf der Haut. Es gibt verschiedene Stärken von Cortisoncremes:

Es ist wichtig zu beachten, dass die Anwendung von Hydrocortison unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Die Dosierung und Dauer der Behandlung hängen von der Art der Erkrankung, der Schwere der Symptome und individuellen Patientenfaktoren ab.

An dünnen, empfindlichen Hautstellen wirkt Cortison stärker, insbesondere im Gesicht, in Gelenkbeugen, zum Beispiel an den Kniekehlen oder den Innenseiten der Ellbogen, Achseln und Oberarmen sowie an den Augenlidern und Geschlechtsorganen. Zur Behandlung von Gesicht und Gelenkbeugen reichen normalerweise schwache oder mittelstarke Mittel. Die Augenlider und Geschlechtsteile sollten nur mit schwachen Präparaten behandelt werden.

Wie wird Hydrocortison als Tabletten angewendet?

Hydrocortison kann auch in Tablettenform für systemische Wirkungen verschrieben werden, abhängig von der Art der Erkrankung.

Wichtig: Nehmen Sie die Cortison-Tabletten morgens auf einmal ein, am besten in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr. Der Körper produziert in den frühen Morgenstunden das meiste Cortison, so dass eine Einnahme morgens die körpereigene Hormonbildung am wenigsten stört.

Die Selbstmedikation oder unsachgemäße Anwendung kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Wichtig ist zudem bei einer längeren Anwendung, das Hydrocortison “auszuschleichen”, also langsam abzusetzen, da sonst eine Nebenniereninsuffizienz auftreten kann.

Wie lange darf ich Hydrocortison anwenden?

Die Dauer der Anwendung hängt von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen. Langfristige Anwendung sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da es zu Nebenwirkungen kommen kann.

Warum müssen Hydrocortison-Tabletten bei längerer Anwendung ausgeschlichen werden?

Bei längerem Gebrauch von Corticosteroiden wie Hydrocortison unterdrücken diese die natürliche Produktion von Cortisol in den Nebennieren. Der Körper passt sich an die externe Zufuhr von Corticosteroiden an und reduziert seine eigene Produktion. Wird die Zufuhr von außen plötzlich unterbrochen, kann der Körper eine Zeit lang nicht genügend Cortisol produzieren, was zu einem Mangel führt. Man spricht dann von einer Nebenniereninsuffizienz.

Durch das Absetzen von Hydrocortison kann sich der Körper langsam wieder an die eigene Cortisolproduktion gewöhnen. Dies geschieht durch eine schrittweise Reduzierung der Dosis. Ein plötzliches Absetzen kann zu einem abrupten Cortisolmangel führen, der schwerwiegende Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, niedrigen Blutdruck und sogar lebensbedrohliche Zustände wie die "Addison-Krise" hervorrufen kann.

Eine sorgfältige Entwöhnung unter ärztlicher Aufsicht hilft, die natürliche Cortisolproduktion des Körpers wiederherzustellen und gleichzeitig die Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung zu kontrollieren. Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden und einen stabilen Gesundheitszustand zu erhalten, ist es wichtig, dass das Ausschleichverfahren genau befolgt wird.

Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind möglich?

Lokale Anwendungen von Hydrocortison können zu Hautreizungen führen, einschließlich Rötung, Brennen oder Juckreiz. Die langfristige Anwendung von Hydrocortison kann zu einer Ausdünnung der Haut führen, was sie anfälliger für Verletzungen macht. Eine langfristige Anwendung kann zudem das Risiko von Dehnungsstreifen erhöhen.

Die Anwendung von Hydrocortison durch Tabletten kann den Blutzuckerspiegel erhöhen, was besonders bei Menschen mit Diabetes beachtet werden sollte. Einige Menschen berichten von Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit. Auch Veränderungen der Stimmung, einschließlich Reizbarkeit oder Depression, können auftreten. Die längerfristige systemische Anwendung kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen und Magenblutungen fördern. Hydrocortison kann das Immunsystem unterdrücken und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen. Generelle Nebenwirkungen können vor allem Hautreizungen, Gewichtszunahme und Bluthochdruck sein.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können auftreten, daher ist es wichtig, dem Arzt alle eingenommenen Medikamente mitzuteilen.

  • Die Kombination von Hydrocortison mit anderen Steroiden kann zu verstärkten Nebenwirkungen führen.
  • Einige Antibiotika können die Wirkung von Hydrocortison beeinflussen.
  • Die Wirkung von Immunsuppressiva kann verstärkt werden.
  • Hydrocortison kann die blutdrucksenkende Wirkung von Diuretika beeinflussen.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten zur Behandlung von Herzkrankheiten sind möglich.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten zur Blutgerinnungskontrolle sind möglich.
  • Hydrocortison kann den Blutzuckerspiegel erhöhen und Wechselwirkungen mit Antidiabetika verursachen.
  • Die Wirkung von gewissen Epilepsiemedikamenten kann beeinflusst werden.

Wann darf ich Hydrocortison nicht anwenden?

Hydrocortison sollte nicht auf infizierte Hautstellen aufgetragen werden, insbesondere wenn es sich um Pilzinfektionen handelt, da es die Infektion verschlimmern könnte. Bei viralen Hautinfektionen, wie Herpes, sollte Hydrocortison vermieden werden, da es die Ausbreitung der Infektion fördern kann. Wenn Hautläsionen durch Bakterien verursacht werden, sollte Hydrocortison nicht ohne begleitende antimikrobielle Therapie angewendet werden. Menschen mit Rosazea, einer Hauterkrankung, die durch Rötungen und Entzündungen gekennzeichnet ist, sollten Hydrocortison vermeiden, da es die Symptome verschlimmern kann. Die Anwendung von Hydrocortison auf Akne kann kontraproduktiv sein und zu weiteren Hautirritationen führen. Hydrocortison sollte nicht auf offene Wunden oder Verbrennungen aufgetragen werden, da dies die Heilung behindern könnte. Personen, die auf Hydrocortison oder andere Corticosteroide allergisch reagieren, sollten die Anwendung vermeiden. Bei bestimmten systemischen Infektionen oder schweren Erkrankungen sollte Hydrocortison mit Vorsicht angewendet werden, da es das Immunsystem unterdrücken kann.

Es ist wichtig, dass die Anwendung von Hydrocortison immer unter Anleitung eines Arztes erfolgt, der die individuelle medizinische Geschichte und aktuelle Gesundheit berücksichtigen kann.

Fazit: Alles Wichtige zu Hydrocortison kurz zusammengefasst

  • Hydrocortison ist ein synthetisches Glucocorticoid und gehört zur Gruppe der Corticosteroide. Es ist eine künstliche Form des körpereigenen Hormons Cortisol, das von den Nebennieren produziert wird.
  • Hydrocortison wirkt entzündungshemmend, immunsuppressiv und beeinflusst den Kohlenhydratstoffwechsel.
  • Es wird zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie Hauterkrankungen, Asthma, rheumatoider Arthritis und Allergien eingesetzt.
  • Hydrocortison ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Cremes, Salben, Lotionen, Tabletten und auch als inhalierbares Medikament.
  • In den meisten Fällen ist Hydrocortison verschreibungspflichtig, aber es gibt auch bestimmte Formulierungen, die rezeptfrei erhältlich sind.
  • Bei langfristiger Anwendung muss Hydrocortison allmählich abgesetzt werden, um eine Unterdrückung der körpereigenen Cortisolproduktion zu vermeiden und unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Ärztin Dr. Leonie Dolder

Über unsere Autorin:

Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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Lisa Stenschke, Apothekerin bei mycare.de
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