Der Ratgeber zu Cortison
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten
Von Dr. Leonie
Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 16.09.2025
Cortison ist ein wirksames Medikament, das als starker Entzündungshemmer und Immunsuppressivum fungiert. Es hemmt die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen und unterdrückt die Aktivität von Immunzellen. Daher wird es zur symptomatischen Behandlung bei entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und schweren Allergien wie Asthma oder Rheuma eingesetzt. Wichtig ist zu wissen, dass Cortison die Ursache der Krankheit nicht heilt, sondern lediglich die Beschwerden lindert. Bei längerer Anwendung kann es zu Stoffwechselveränderungen und anderen Nebenwirkungen führen. Eine Therapie muss deshalb immer langsam ausgeschlichen werden, um eine plötzliche Nebenniereninsuffizienz zu verhindern.
Wirkungsweise von Cortison
Die Wirkungsweise von Cortison ist vielfältig und betrifft mehrere Körpersysteme. Im Rahmen einer Cortisontherapie wird Cortison häufig über Cortisontabletten, Injektionen oder andere Darreichungsformen verabreicht. Da die Wirkung von Cortison komplex ist, sollte jede Cortisontherapie individuell abgestimmt, gut überwacht und möglichst kurz gehalten werden. Wie schnell und auch wie lange Cortison wirkt oder nachwirkt, hängt von der Dosis, der Darreichungsform und der individuellen Reaktion des Körpers ab.
- 1. Entzündungshemmung: Cortison hemmt die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe und reduziert so gezielt Schwellungen und Rötungen. Diese entzündungshemmende Wirkung ist besonders hilfreich bei chronischen Erkrankungen wie Asthma (in den Bronchien) oder bei akuten Schüben von Rheuma.
- 2. Immunsuppression: Cortison unterdrückt gezielt die Aktivität der Immunzellen. Diese immunsuppressive Wirkung ist zentral bei Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Durch diese Wirkung werden Schübe abgeschwächt oder verhindert.
- 3. Einfluss auf den Stoffwechsel: Cortison beeinflusst den Fettstoffwechsel, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel. Das kann bei längerer Verabreichung zu Gewichtszunahme, erhöhtem Blutzucker oder Umverteilung von Fett führen. Deshalb ist die Dauer und Dosierung der Cortisontherapie entscheidend.
- 4. Wirkung auf den Kreislauf: Cortison steigert die Empfindlichkeit der Blutgefäße gegenüber Stresshormonen. Das kann den Blutdruck erhöhen. Besonders bei hochdosierten Cortisontabletten kann dies zu Kreislaufproblemen führen.
- 5. Verzögerung der Wundheilung: Cortison kann die Wundheilung verlangsamen, da es die Zellteilung hemmt und die Bildung von neuem Gewebe reduziert. Diese Nebenwirkung ist bei Operationen oder Hauterkrankungen zu beachten.
- 6. Wirkung auf den Knochenstoffwechsel: Cortison hemmt die Aktivität von knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) und fördert den Knochenabbau. Das kann bei längerer Verabreichung zu Osteoporose führen. Deshalb ist eine begleitende Knochenschutztherapie oft notwendig.
- 7. Wirkung auf das zentrale Nervensystem: Cortison kann psychische Veränderungen auslösen: Unruhe, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen oder Euphorie. Diese Effekte treten vor allem bei hohen Dosen auf und sind reversibel.
- 8. Einfluss auf die Augen: Langfristige Cortisontherapie kann zu erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) und Linsentrübung (Katarakt) führen. Diese Nebenwirkung betrifft vor allem Menschen, die regelmäßig Cortisontabletten oder Augentropfen mit Cortison einnehmen.
- 9. Einfluss auf den Wasser- und Elektrolythaushalt: Cortison fördert die Rückresorption von Natrium und Wasser in der Niere, was zu Schwellungen und Bluthochdruck führen kann. Gleichzeitig wird Kalium vermehrt ausgeschieden, was zu einem Mangel führen kann.
- 10. Hemmung körpereigener Hormonproduktion: Bei längerer Verabreichung von Cortison unterdrückt das Medikament die körpereigene Cortisolproduktion in der Nebenniere. Nach dem Absetzen wirkt Cortison deshalb noch nach, und es muss langsam ausgeschlichen werden, um Nebenniereninsuffizienz zu vermeiden.
Anwendungsgebiete von Cortison
Cortison wird in vielen medizinischen Bereichen eingesetzt. Abhängig von der Erkrankung erfolgt die Verabreichung über Cortisontabletten, Injektionen, Cremes oder andere Darreichungsformen.
-
Autoimmunerkrankungen: z. B. Rheuma,
Lupus,
Morbus Crohn, Multiple Sklerose
→ Unterdrückung fehlgeleiteter Immunzellen, Linderung von Schüben -
Allergien: z. B. Asthma, Heuschnupfen,
anaphylaktische Reaktionen
→ Reduktion von Schwellungen und allergischer Reaktion in den Bronchien und Schleimhäuten -
Hauterkrankungen: z. B.
Neurodermitis, Psoriasis, Ekzeme
→ Lokale Entzündungshemmung durch Cremes oder Salben -
Entzündliche Erkrankungen: z. B.
Arthritis, Colitis ulcerosa, Sehnenscheidenentzündung
→ Hemmung von Entzündungsprozessen durch systemische oder lokale Cortisontherapie -
Augenerkrankungen: z. B. Uveitis,
allergische Bindehautentzündung
→ Cortison-Augentropfen reduzieren Entzündung und Schmerzen -
Lungen- und Atemwegserkrankungen: z. B.
COPD, akute Bronchitis, Asthma
→ Inhalative Corticoide wirken direkt auf die Bronchien - schnelle Wirkung bei Schüben -
Neurologische Erkrankungen: z. B. akute
MS-Schübe
→ Hochdosierte Cortisontabletten oder Infusionen zur akuten Schubbehandlung -
Nierenerkrankungen: z. B.
Glomerulonephritis
→ Entzündungshemmung und Immunmodulation

Wirkbeginn von Cortison
Cortisontabletten wirken meist innerhalb von 1 bis 4 Stunden. Injektionen können schon nach 30 Minuten Wirkung zeigen. Inhalatives Cortison (z. B. bei Asthma) entfaltet seine volle Wirkung nach mehreren Tagen regelmäßiger Anwendung. Salben oder Cremes wirken lokal innerhalb weniger Stunden, je nach Hautzustand. Die genaue Wirkzeit hängt von der Darreichungsform, Dosis und dem Präparat ab.
Nach längerer Gabe muss Cortison ausgeschlichen werden, weil sonst die körpereigene Cortisolproduktion durch die Nebennierenrinde abrupt ausfallen kann, was zu einer potenziell lebensgefährlichen Nebennierenrindeninsuffizienz führt.
Wirkdauer von Cortison
Die Wirkung hält je nach Darreichungsform und Präparat zwischen 12 und 36 Stunden an. Kurz wirkende Cortisontabletten wirken etwa 12 - 24 Stunden. Depot-Injektionen können mehrere Tage bis Wochen wirken. Inhalatives Cortison wirkt dauerhaft nur bei regelmäßiger Anwendung. Die Dauer hängt auch von der individuellen Reaktion und dem Krankheitsbild ab.
Nachwirkzeit von Cortison
Cortison kann noch Tage nach der letzten Verabreichung im Körper aktiv sein. Bei längerer Cortisontherapie wirkt es oft mehrere Tage nach, selbst wenn keine Dosis mehr eingenommen wird. Depot-Präparate bis zu mehreren Wochen nach. Die Nachwirkzeit hängt von Dosis, Dauer, Darreichungsform und individuellem Stoffwechsel ab. Auch die Hemmung der körpereigenen Hormonproduktion kann nach Absetzen spürbar bleiben.
Grenzen der Wirkung von Cortison
Wichtig zu wissen: Cortison heilt keine Krankheiten, es lindert nur Symptome wie Schwellungen, Schmerzen oder Entzündungen. Es bekämpft nicht die Ursache, sondern unterdrückt vorübergehend die Aktivität der Immunzellen. Bei chronischen Erkrankungen wie Asthma, Rheuma oder Neurodermitis hilft Cortison, Schübe zu kontrollieren - es stoppt aber nicht die Krankheit selbst. Auch bei Allergien oder entzündlichen Erkrankungen wirkt Cortison nur symptomatisch, nicht ursächlich. Trotz schneller Wirkung - etwa durch Cortisontabletten oder Injektionen - ist Cortison kein Heilmittel, sondern Teil einer begleitenden Therapie.
Häufig gestellte Fragen rund um Cortison
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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