8 wichtige Fragen zur Laktoseintoleranz

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 3 Minuten

Von Janet Baron, Apothekerin bei mycare.de
Aktualisiert: 04.12.2023

Eine Person schenkt Milch in ein Glas ein.

Bei einer Laktoseintoleranz kann die in Milchprodukten enthaltene Laktose nicht mehr verwertet werden. Dadurch können Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall entstehen. Durch eine Ernährungsumstellung oder auch Nahrungsergänzungsmittel kann den Symptomen vorgebeugt werden. Es ist aber wichtig, seine Nährstoffzufuhr im Blick zu behalten, da Milchprodukte neben Milchzucker auch noch andere wichtige Nährstoffe enthalten.

Was ist Milchzucker?

In Muttermilch und in Milch von Säugetieren kommt Milchzucker vor. Auch in verarbeiteten Milchprodukten, wie bestimmten Käsesorten oder Joghurt, ist Laktose enthalten. Glukose und Galaktose sind die zwei Zuckermoleküle, aus denen die Laktose besteht. Im Darm muss der Milchzucker in seine Bestandteile aufgespalten werden, da er sie nur als Einzelzucker aufnehmen kann. Diese Aufgabe übernimmt ein in der Schleimhaut des Dünndarms sitzendes Enzym, die sogenannte Laktase.

Glukose und Galaktose sind wichtige Energielieferanten und fungieren als Energiespeicher. Zudem unterstützt Laktose die Kalzium-Aufnahme. Die Glukose, die vom Dünndarm aufgenommen wurde, gelangt über das Blut zu den Zellen. Diese nutzen sie zur Energiegewinnung. Im Stoffwechsel, vor allem in der Leber, wird Galaktose weiterverarbeitet. So wird sie ebenfalls in den Energiehaushalt eingeschleust.

Infografik Laktoseintoleranz: Ursachen, Symptome & Behandlung

Was ist eine Laktoseintoleranz?

Bei einer Laktose-Intoleranz, auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt, werden nur kleine Mengen Milchzucker (Laktose) vertragen. Der Grund dafür ist ein Enzymmangel. Im Darm muss die Laktose gespalten werden, damit sie verwertet werden kann. Dafür wird das Enzym Laktase benötigt. Wirkt dieses nicht ausreichend oder wird zu wenig davon gebildet, kann auch weniger Laktose abgebaut werden. Bei einem gesunden Menschen wird genügend Laktase gebildet. Es erreichen höchstens geringe Mengen Laktose den Dickdarm. Bei einer Laktoseintoleranz erreichen größere Mengen Laktose den Dickdarm. Erst hier wird sie von Bakterien zersetzt und umgewandelt. Dieser Vergärungsprozess erzeugt zusätzliche Gase. Es strömt zudem mehr Flüssigkeit in den Dickdarm. In der Folge können Blähungen und Durchfall auftreten.

Welche Symptome zeigt eine Laktoseintoleranz?

Der unverdaute Milchzucker wird im Dickdarm von Bakterien vergoren. Die damit in Verbindung stehenden Prozesse lösen die Beschwerden aus. Das bedeutet, dass sich nach dem Verzehr von Milchprodukten

  • Bauchschmerzen
  • Rumoren im Bauch und
  • Blähungen

bemerkbar machen. Auch Durchfall kann sich einstellen, da die unverdaute Laktose vermehrt Wasser im Darm bindet. Verschiedene Allgemeinbeschwerden, wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, können sich auch zeigen. Die Symptome tauchen meist schon nach 15 bis 30 Minuten oder auch erst nach zwei Stunden auf. Die Stärke der Beschwerden ist individuell verschieden.

Ist eine laktosefreie Ernährung notwendig?

Die Symptome einer Laktoseintoleranz können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Dies hängt damit zusammen, dass eine Laktoseintoleranz auch bedeuten kann, dass nur noch eine geringe Menge von Milchzucker verwertet werden kann – wird diese Menge nicht überschritten, können Symptome nur sehr leicht oder auch gar nicht auftreten. Hier liegt es am Betroffenen, die persönliche Toleranzschwelle herauszufinden.

Wer komplett auf Laktose verzichten muss, sollte auf entsprechende Hinweise auf Milchprodukten achten. Laktosefrei ist mittlerweile auf vielen Produkten ausgewiesen. Auch verschiedene, lang gereifte Käsesorten oder säuerliche Naturjoghurts enthalten oft auch ohne den direkten Hinweis auf der Verpackung so gut wie keine Laktose mehr. Gerade bei industriell hergestellten Lebensmitteln sollte aber darauf geachtet werden, ob Laktose für die bessere Konsistenz zugeführt wurde oder nicht.

Mit welchen Mitteln kann man die Beschwerden lindern?

Wer nicht ganz auf Milchprodukte verzichten möchte, für den gibt es eine Alternative: Laktase kann bei Bedarf in Form eines Nahrungsergänzungsmittels wie Lactrase dem Körper zugeführt werden und so bei der Laktoseverdauung unterstützen.

Welche Ursache hat die Laktoseintoleranz?

Die Ursache für eine Laktoseintoleranz ist ein Mangel bzw. Aktivitätsverlust des Enzyms Laktase. Die Enzymaktivität schwächt sich bei vielen Menschen nach der Babyzeit allmählich ab, dies wird als Hypolaktasie bezeichnet. Sie können, genetisch bedingt, nicht ein Leben lang genügend Laktase bilden. Eine primäre Laktoseintoleranz kann, muss aber nicht, die Folge sein. Als noch ausreichend gilt eine Laktaseaktivität von 50 Prozent.

Die Laktose-Unverträglichkeit kann auch eine Folge verschiedener Erkrankungen sein. Beispielsweise bei veränderten Verhältnissen im Magen-Darm-Trakt, etwa nach einer Operation, oder bei Darmkrankheiten (Dünndarm, Dickdarm) kann es zu einem Laktasedefizit kommen. Der Milchzucker wird nicht mehr richtig verdaut. Es liegt eine sekundäre Laktoseintoleranz vor. Der Darm kommt mit dem Milchzucker wieder zu recht, wenn die Ursache behoben wurde und sich die Laktasebildung erholt hat.

Auch Medikamente beeinflussen die Darmfunktion und können ein Laktasedefizit auslösen. Dabei kann ebenfalls die Laktose vorübergehend schlecht vertragen werden. Die angeborene Laktoseintoleranz, auch kongenitaler Laktasemangel genannt, bei Säuglingen ist sehr selten. Von Natur aus steht gesunden Säuglingen genügend Laktase zur Verfügung. Muttermilch, die viel Milchzucker enthält, und Flaschenmilch können so gut vertragen werden. Kinder mit einem absoluten Laktasemangel (Alaktasie) kommen nur ganz selten auf die Welt. Hier wird keine Muttermilch von den betroffenen Babys vertragen. So erkranken sie bereits in den ersten Lebenswochen schwer, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird.

Wie wird eine Laktoseintoleranz festgestellt?

Verschiedene Ärzte befassen sich mit dem Krankheitsbild. Häufig kann aber der Gastroenterologe, Facharzt für Magen-Darm-Heilkunde, helfen. Mit einem Wasserstoffatemtest, oder auch als H2-Laktose-Atemtest bekannt, lässt sich eine Unverträglichkeit feststellen. Der Patient trinkt nach einer zwölfstündigen Nahrungspause in Wasser aufgelösten Milchzucker und atmet in ein Testgerät. Fehlt Laktase, führt die bakterielle Zersetzung des Milchzuckers im Dickdarm zur Bildung von Wasserstoff. Dieser lässt sich dann in der Atemluft der Betroffenen nachweisen.

Eine Genanalyse zeigt, ob das Laktasedefizit durch die Genkonstellation verursacht wird. Für die Diagnose ist jedoch der Wasserstoffatemtest entscheidend.

Was muss ich beim Verzicht auf Milch und Milchprodukte beachten?

Ein Verzicht auf Milch und alle Milchprodukte ist aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht ganz unproblematisch. Milch ist der wichtigste Kalziumlieferant unseres Körpers. Erhält unser Körper nicht genügend Kalzium über die Nahrung, so holt er sich dieses lebenswichtige Mineral aus den Knochen, um die anderen wichtigen Funktionen des Körpers aufrechtzuerhalten. Die Folge können Knochenabbau und ein erhöhtes Osteoporoserisiko sein. Daher ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung mit anderen Kalziumlieferanten zu achten. Neben Milch ist Kalzium unter anderem auch in folgenden Lebensmitteln enthalten:

  • Grünkohl
  • Petersilie
  • Rucola
  • Spinat
  • Brokkoli

Die wichtigsten Fakten zur Laktoseintoleranz

  • Laktoseintoleranz kann sich im Laufe des Lebens entwickeln; entweder vorrübergehend als Nebenwirkung eines Medikaments oder Symptom einer Krankheit, oder bleibend, weil der Körper weniger Lactase zum Aufspalten des Milchzuckers herstellt.
  • Eine angeborene Laktoseintoleranz ist sehr selten.
  • Beschwerden sind unter anderem Bauchschmerzen, Rumoren im Bauch, Blähungen und Durchfall.
  • Eine laktosefreie Ernährung kann die Beschwerden lindern.
  • Laktase kann dem Körper durch Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden und bei der Verwertung des Milchzuckers helfen.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Apothekerin Janet Baron

Über unsere Autorin:

Janet Baron | Stellvertretende Leitung Heimversorgung
Seit 2013 bin ich Apothekerin und startete 2014 bei mycare in der Heimversorgung. Mit der Fachweiterbildung „Pharmazie in der Geriatrie“ erlangte ich die Voraussetzung für ein qualifiziertes Medikationsmanagement für unsere geriatrischen Patienten sowie die tägliche praktische Anwendung in der Heimversorgung. Zudem führe ich Schulungen zu aktuellen Themen für Laien und Fachpersonal durch. Mehr über J. Baron

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