Was ist das Bornavirus?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Birgit Wickner, Pharmazieingenieurin bei mycare.de
Aktualisiert: 28.10.2021

Eine Feldmaus im Gras

Die Borna’sche Krankheit ist eine Tierseuche, die durch das Bornavirus BoDV-1 von Feldspitzmäusen übertragen wird. Neben der Infizierung von unter anderem Pferden und Katzen ist es auch möglich, dass das Virus auf den Menschen übergeht. Dies wird Zoonose genannt. Meist ist eine lebensgefährliche Gehirn- (Enzephalitis) bzw. Hirnhautentzündung (Meningitis), oder eine Kombination aus beiden, also eine Meningoenzephalitis, die Folge dieser Zoonose. Benannt wurde das Virus nach der Kreisstadt Borna in Sachsen. Dort starben 1885 hunderte Pferde, die Ursache war zunächst unbekannt. Etwa 100 Jahre später fanden Wissenschaftler heraus, dass das Virus die Todesursache war. Seit März 2020 besteht eine Meldepflicht für Bornavirus-Infektionen: Wird das Virus beim Menschen nachgewiesen, muss der Befund an das Gesundheitsamt gemeldet werden.

Welche Symptome treten durch das Borna-Virus auf?

Die Diagnose der Krankheit durch Symptome ist relativ schwierig. Zu Anfang sind diese unspezifisch wie Kopfschmerzen, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Liegt eine Infektion mit BoDV-1 vor, treten nach einigen Tagen neurologische Beschwerden auf, unter anderem:

  • Verhaltensauffälligkeiten wie unter anderem Desorientierung, Schluckstörungen und epileptische Anfälle
  • Sprachstörungen
  • Gangstörungen

Im weiteren Verlauf kann sich eine schwere Gehirnentzündung entwickeln. Patienten können zusammen innerhalb weniger Tage bis Wochen ins Koma fallen. Bisher verliefen Infektionen beim Menschen mit dem Borna-Virus tödlich – nur ein Patient, der Transplantate eines unbekannt an BoDV-1-erkrankten Menschen erhalten hatte, hat die Infektion überlebt. Bei der Mehrzahl der Patienten wurde das Bornavirus erst nach deren Tod nachgewiesen. Es ist unklar, ob es auch milde oder asymptomatisch verlaufende Infektionen gibt. Außerdem ist zu beachten, dass alle genannten Symptome auch andere Ursachen haben können. Bei Auftreten von vor allem neurologischen Symptomen sollte daher schnellstmöglich ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Wie häufig ist die Übertragung des Bornavirus auf den Menschen?

Bisher sind Bornavirus-Infektionen beim Menschen seltene Einzelfälle. Im Durchschnitt infizieren sich zwei Personen pro Jahr mit diesem Virus. Insgesamt ist die Zahl der Menschen, die an BoDV-1 erkrankt sind, in Deutschland im niedrigen zweistelligen Bereich. Es ist allerdings noch unklar, welchen Anteil das Bornavirus insgesamt bei Gehirnentzündungen unbekannter Ursache hat. Mit Ausnahme von Vorschulkindern sind alle Altersgruppen und Geschlechter vertreten.

Wie wird das Bornavirus von der Feldspitzmaus auf den Menschen übertragen?

Das Vorkommen des Bornavirus‘ beschränkt sich auf bestimmte Regionen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, wo die Feldspitzmaus verbreitet ist. Da diese Mausart standorttreu ist, kommt es nur selten zu Infektionen zwischen Tieren aus zwei verschiedenen Populationen. Dadurch verbreitet sich das Virus unter den Tieren sehr langsam. In Deutschland sind Risikogebiete mit Feldspitzmäusen in

  • Bayern,
  • Baden-Württemberg,
  • Thüringen,
  • Sachsen,
  • Sachsen-Anhalt sowie
  • Teilen angrenzender Bundesländer.

In Bayern kann eine Häufung der Bornavirus-Infektionen beobachtet werden. Der genaue Übertragungsweg ist bisher unbekannt. Nach aktuellen Kenntnisstand besteht die größte Wahrscheinlichkeit einer Infektion beim Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen. Außerdem kann es möglich sein, sich über kontaminierten Staub mit dem Virus zu infizieren. In den Risikogebieten können daher alle Garten-, Land- und Forstarbeiten zu einem Kontakt mit Spitzmäusen und damit dem Bornavirus führen. Auch im Bauwesen wäre das möglich, wenn beispielsweise ein Gebäude, in dem Spitzmäuse leben oder lebten, gereinigt werden muss. Wenn Katzen als Haustier gehalten werden und diese Spitzmauskadaver anschleppen, sollten diese möglichst mit Handschuhen und gegebenenfalls Mund- und Nasenschutz staubfrei in einem Plastikbeutel entsorgt werden.

Bisher gibt es keine Hinweise von einer Übertragung von Mensch zu Mensch. Auch andere Tiere als die Feldspitzmäuse, sogenannte Fehlwirte für den Virus, können wahrscheinlich nicht zu einer Übertragung auf den Menschen führen. Das Virus kann sich in den Fehlwirten nicht im ganzen Körper verbreiten und sollte daher auch nicht ausgeschieden werden können. Nach derzeitigem Wissenstand können die Bornaviren auf folgende Fehlwirte übergehen:

  • Pferde
  • Schafe
  • Alpakas
  • Katzen
  • Menschen
  • Mäuse und Ratten

Wie wird das Bornavirus diagnostiziert?

Wenn die oben genannten Symptome bei Ihnen auftreten, sollten Sie einen Arzt zu Rate ziehen. Dieser kann durch eine gründliche Anamnese feststellen, ob ein Verdacht auf eine Enzephalitis besteht. Ob dieser eine Infektion mit dem Bornavirus zu Grunde liegt, kann durch verschiedene Laboruntersuchungen festgestellt werden. Im Blut sowie Nervenwasser von potentiell infizierten Menschen oder Tieren können die spezifischen Antikörper nachgewiesen werden. Bei verstorbenen Patienten kann das Nervenwasser oder Hirngewebe auf das Erbgut der Bornaviren untersucht werden.

Wie wird BoDV-1 behandelt?

Gegen die Infektion mit den Borna-Viren gibt es noch keine zugelassene Behandlung. In Tierversuchen wurde mittlerweile festgestellt, dass das antivirale Mittel Ribavirin bei der Borna’schen Krankheit helfen kann. Da es aber nicht zugelassen ist für die Behandlung gegen Bornaviren, ist der Einsatz experimentell. Eine intensivmedizinische unterstützende Behandlung steht im Vordergrund der Therapie. Die meisten Menschen, die sich mit den Borna-Virus infizieren, sterben allerdings innerhalb von zwei bis sechs Monaten nach Auftreten der ersten Symptome. Auch für Tiere gib es bislang keine wirksame Therapie. Diese sterben meist innerhalb weniger Wochen oder Monate, wenn die Krankheit ausbricht.

Gibt es vorbeugende Maßnahmen?

Die Wahrscheinlichkeit, sich mit den Bornaviren zu infizieren, ist sehr gering. Dennoch gibt es ein paar Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit noch geringer werden lassen:

  • Den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen vermeiden.
  • Tote (Wild-)Tiere nicht mit bloßer Hand anfassen.
  • Wenn Spitzmäuse in der Wohnung sind: Mit Hunde- oder Katzenfutter nach draußen locken und danach alle kontaminierten Flächen gründlich reinigen und absaugen.
  • Duschen Sie nach staubigen Arbeiten sofort, inklusive Haarewaschen.
  • Waschen Sie sich nach jedem Tierkontakt gründlich Ihre Hände oder desinfizieren Sie diese.

Was ist das Bunthörnchen-Bornavirus?

Länger bekannt als BoDV-1 ist das Bunthörnchen-Bornavirus, VSBV-1. Wie der Name sagt, wurde es bei Bunt- und Schönhörnchen sowie bei vereinzelten exotischen Hörnchen nachgewiesen. Es gab ein paar Fälle von VSBV-1 bei Züchtern und Tierpflegern. Diese hatten sich bei infizierten Hörnchen angesteckt und eine meist tödlich verlaufende Gehirnentzündung entwickelt. Nachgewiesen wurde dieses Virus in Deutschland, den Niederlanden und Kroatien. Wie es genau Eingang in die europäische Hörnchenhaltung gefunden hat und ob es auch in wildlebenden Hörnchen in Mittelamerika und Asien vorkommt, ist bisher unbekannt. In einheimischen, wildlebenden Eichhörnchen wurde das Bunthörnchen-Bornavirus bisher nicht gefunden.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autorin Pharmazieingenieurin Birgit Wickner

Über unsere Autorin:

Birgit Wickner | Pharmazeutische Kundenbetreuung
Als Pharmazieingenieurin liegt mir die Gesundheit unserer Kunden am Herzen. Um dahingehend optimal beraten zu können, bilde ich mich regelmäßig fort. Mehr über B. Wickner

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