Der vollständige Leitfaden zur Mittelohrentzündung und Ohrenschmerzen
✓ Medizinisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten
Von Dr. Leonie
Dolder, Medizinjournalistin
Aktualisiert: 22.09.2025
Eine Mittelohrentzündung ist eine schmerzhafte Infektion des Mittelohrs, die oft nach einer Erkältung auftritt. Sie wird meist durch Bakterien oder Viren verursacht, die aus dem Nasen-Rachen-Raum aufsteigen. Typische Symptome sind starke, pochende Ohrenschmerzen, Fieber und Hörminderung. Besonders bei Kleinkindern sind Reizbarkeit und das Greifen ans Ohr oft erste Anzeichen. Die Entzündung heilt häufig von selbst ab. Schmerzen und Fieber können mit Medikamenten gelindert werden. Eine frühzeitige ärztliche Abklärung ist bei starken Symptomen, Ausfluss aus dem Ohr oder bei Babys unter sechs Monaten ratsam, um Komplikationen zu vermeiden.
Mittelohrentzündung - Definition
Ein charakteristisches Merkmal für eine akute Mittelohrentzündung sind heftige, pochende Ohrenschmerzen, vor allem wenn sie abends oder nachts auftreten. Es ist eine schmerzhafte Infektion des Ohres, ausgelöst durch Viren oder Bakterien. Diese steigen vom Nasen-Rachen-Raum bis ins Mittelohr auf. Dort vermehren sie sich und lösen starke, pulsierende und klopfende Schmerzen im Ohr aus. Kinder sind dafür besonders anfällig, da das Verbindungsstück im Ohr noch anders verläuft als bei Erwachsenen und im Vergleich sehr kurz und weit ist. Anzeichen für eine Mittelohrentzündung sind:
- Ein- oder beidseitige stechende Ohrenschmerzen
- Schlafschwierigkeiten
- Druckschmerz hinter dem Ohr
- Hörminderung
- Fieber und Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Unspezifische Bauchschmerzen
Die Entzündung kann großen Druck auf das Trommelfell ausüben. Dieses kann dann nachgeben und durchbrechen. Läuft trübe-wässriges, eitriges oder leicht blutiges Sekret aus dem Ohr, sollten Sie das Kind unbedingt von einem Kinderarzt oder Hals-Nasen-Ohren-Arztuntersuchen lassen.

Ursachen einer Mittelohrentzündung
Ursachen einer Mittelohrentzündung sind verschiedene Viren und Bakterien. Meistens bestand vorher eine Entzündung im Nasen-Rachen-Raum oder eine Mandelentzündung. Man unterscheidet je nach Verlauf die akute und die chronische Mittelohrentzündung. Aber auch diese Ursachen können der Grund für die Schmerzen sein:
- Zahn- oder Kieferprobleme
- Fremdkörper im Gehörgang
- Sturz auf den Kopf
- Paukenerguss
- Ohrenschmalzpfropf
- Wasser im Ohr durch das Baden
Ohrenschmerzen können begleitet werden von Druckgefühl oder Juckreiz im Ohr, Ohrgeräusche, Hörprobleme, Schwindel oder Fieber. Risikogruppen, welche häufiger an Mittelohrentzündungen erkranken, sind Kinder, die häufig mit anderen Kindern in Kontakt stehen (Schule, Tagesbetreuung, Geschwister), aber auch Kinder mit grossen Rachenmandeln und Kinder mit angeborenen Missbildungen im Rachenbereich (z.B. Gaumenspalten).
Symptome einer Mittelohrentzündung
Ohrenschmerzen lassen sich von außen schlecht feststellen. Zudem können Babys und Kleinkinder nicht genau sagen, wo es weh tut. Deshalb sollten Sie als Eltern auf diese Zeichen achten:
- Kinder klagen über starke, pochende Ohrenschmerzen, die häufig nachts stärker empfunden werden<7li>
- Unruhe, Reizbarkeit
- Plötzliches, hohes Fieber
- Rapide Verschlechterung des Allgemeinzustandes
- Kinder fassen sich oft ans Ohr
- Druckschmerz, ev. Schwellung hinter dem betroffenen Ohr
Als Notfall müssen folgende Zeichen gedeutet werden (dann sollte unverzüglich ein Arzt oder eine Notaufnahme aufgesucht werden):
- Hohes Fieber (über 3 Tage)
- Anhaltendes Erbrechen und Durchfälle
- Krampfanfälle
- Bewusstseinsstörungen
- Ausfluss aus dem Ohr
Risiken einer Mittelohrentzündung
Unter der richtigen Therapie heilt eine akute Mittelohrentzündung meistens schnell und ohne Folgen ab. Unbehandelte oder nicht ausgeheilte Mittelohrentzündungen können chronisch verlaufen und damit zu dauerhaften Hörschäden führen. Als Komplikation, die nach zwei bis drei Wochen auftreten kann, muss hier die Entzündung des Warzenfortsatzes (Mastoiditis) genannt werden. Zeichen dafür sind zunehmende Ohrenschmerzen, Druckschmerzen, Schwellung hinter dem Ohr (dort befindet sich der Warzenfortsatz), zunehmende Hörverminderung, Ausfluss, erneute Fieberschübe, Verschlechterung des Allgemeinbefindens. Dies stellt einen akuten Notfall dar. In seltenen Fällen kommt es zu einer Hirnhautentzündung. Bei folgenden Situationen sollte eine Behandlung beim Arzt erfolgen:
- Bei anhaltendem Fieber
- Blut im Ohr
- Allgemeinzustandsverschlechterung
- Schwellung und Druckschmerz hinter dem Ohr
- Babys unter sechs Monaten
- Mittelschwere bis starke Ohrenschmerzen auf beiden Seiten bei Kindern unter 2 Jahren
- Gleichgewichtsstörungen
- Nach einem Unfall
Behandlung der Mittelohrentzündung
Eine Schmerzlinderung ist wichtig. Schmerzen können mit Paracetamol und Ibuprofen behandelt werden. Die meisten Personen, die an einer akuten Mittelohrentzündung leiden, erholen sich schnell ohne Behandlung. Als Antibiotika wird Amoxicillin verordnet - Antibiotika sind nur dann empfohlen, wenn die Krankheit schwerwiegend ist oder wenn die Symptome nach 72 Stunden nicht schwächer geworden sind.Erwachsenen kann ein abschwellendes Nasenspray, wie das Otriven 0,1% Dosierspray, verabreicht werden. Abschwellende Mittel helfen bei Kindern nicht und können unangenehme oder sogar gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, besonders bei Kindern im Alter von weniger als 2 Jahren.
Risiken einer Mittelohrentzündung
Allgemein sollten fiebersenkende Massnahmen ergriffen und fiebersenkende Medikamente gegeben werden. Kinder sollten viel trinken, bei Säuglingen besteht Austrocknungsgefahr. Es kann Rotlicht auf das betroffene Ohr gestrahlt werden, die Wärme bringt oft Erleichterung. Betroffene Kinder sollten nicht baden, die Haare nicht gewaschen werden. Schwimmen im Hallenbad soll auch nach abgeheilter Entzündung nur mit Ohrenschutz erfolgen. Die Behandlung mit Antibiotika sollte auf Infektionen beschränkt bleiben, welche durch Bakterien hervorgerufen werden. Bei einem viralen Infekt nützen Antibiotika nichts. Die Schmerzbekämpfung muss individuell auf das Kind abgestimmt werden.
Übrigens: Ohrentropfen können das Trommelfell nicht durchdringen und nützen bei einer Mittelohrentzündung nichts. Bei sehr starken Schmerzen oder anhaltendem hohem Fieber und Verschlechterung des Allgemeinzustandes kann der Arzt einen kleinen Einschnitt ins Trommelfell machen und damit die dahinter liegende Flüssigkeit entleeren. Es kann auch ein sogenanntes Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt werden, dies wird oft bei wiederholten Mittelohrentzündungen gemacht. Das Ohr wird dadurch belüftet und die Flüssigkeit kann abfließen.
Ursachen von Ohrenschmerzen
Auch Erkrankungen der Zähne oder des Kiefergelenks, der Halswirbelsäule oder eine Mandelentzündung (Tonsillitis) oder Rachenentzündung (Pharyngitis) können Ohrenschmerzen verursachen. Eiteransammlungen neben den Mandeln (Peritonsillarabszess) oder Erkrankungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und auch Tumore in der Kopf-Hals-Region verursachen ferner Ohrenschmerzen.
Hausmittel gegen Ohrenschmerzen
Zwiebeln helfen bei einer Entzündung und wirken antibakteriell. Ein Zwiebelsäckchen kann auf das Ohr gelegt und mit einem dünnen Schal oder mit einer Mütze fixiert werden. Dafür wird eine Zwiebel klein gehackt, kurz erhitzt und in ein Geschirrtuch gewickelt. Wärme tut bei Schmerzen gut. Legen Sie ein Kirschkernkissen in den Backofen oder in die Mikrowelle. Beachten Sie dabei unbedingt die Herstellerangaben! Das Kissen wird lauwarm auf das Ohr des Kindes gelegt. Infrarotlicht kann chronische Ohrenschmerzen lindern. Die Wärme tut gut, steigert die Durchblutung und verbessert den Stoffwechsel im kranken Ohr.
Vorbeugung von Ohrenschmerzen
Es gibt ein paar Dinge, die Ohrenschmerzen vorbeugen können:
- Viel trinken: Um die Schleimhäute ausreichend feucht zu halten, sollten Sie viel trinken. Besonders gut eignen sich Wasser und ungesüßter Tee.
- Zugluft meiden: Mit einer Mütze können die Ohren geschützt werden.
- Schnupfen: Bei Schnupfen sollte das Sekret gut ablaufen können. Abschwellende Nasentropfen helfen in solchen Fällen. Jedoch sollten Sie sie nur für einen begrenzten Zeitraum anwenden.
- Schwimmen: Spezielle Stöpsel oder Ohrentropfen können helfen, das Wasser aus den Ohren zu halten oder zu bekommen. Wasser im Ohr kann zu einer Mittelohrentzündung führen. Wechseln Sie Ohrenstöpsel regelmäßig, damit sich keine Keime vermehren können.
Häufig gestellte Fragen rund um die Mittelohrentzündung
Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Über unsere Autorin:
Dr. Leonie Dolder | Ärztin
Ich bin Ärztin und medizinische Autorin aus Leidenschaft. Es liegt mir am Herzen, den Menschen Gesundheitsthemen näher zu bringen und Medizin verständlich zu erklären, denn ein gut informierter und aufgeklärter Patient kann sich besser um sein größtes Gut - seine Gesundheit - kümmern.
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