Kann ich plötzlich eine Allergie bekommen?

✓ Pharmazeutisch geprüft - Lesezeit: 4 Minuten

Von Marcus Schulze, Apotheker bei mycare.de
Aktualisiert: 11.03.2022

Eine Frau putzt sich neben einem blühenden Busch die Nase wegen der Blütenpollen.

Juckende Augen, laufende Nase, Niesen oder Husten – Allergien können jeden treffen, die Auswirkungen auf das eigene Leben sind vielfältig. Die Symptome treten mal mehr, mal weniger stark auf. Lästig sind sie aber allemal. Wer von einer Hypersensibilität betroffen ist, versucht möglichst, den Auslösern aus dem Weg zu gehen. Bei Heuschnupfen beispielsweise ist das aber gar nicht so einfach: Die Pollen sind vor allem im Frühjahr überall in der Luft unterwegs.

Wie ensteht eine Hypersensibilität?

Als Allergie wird eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte, normalerweise harmlose Stoffe aus der Umwelt bezeichnet. Diese sogenannten Allergene als körperfremde Stoffe sind Auslöser von Hypersensibilitäten. Dies können zum Beispiel Pollen, Schimmelpilze, Tierhaare, Hausstaubmilben oder Insektengift sein. Das Immunsystem verwechselt diese eigentlich harmlosen Substanzen mit gefährlichen Krankheitserregern und setzt alle zur Verfügung stehenden Abwehrmechanismen ein.

Voraussetzung für die Abwehrreaktion des Körpers ist die so genannte Sensibilisierung, der Erstkontakt, mit einem Allergen. Allergene werden entweder über die Haut oder die Schleimhaut aufgenommen. Die allergischen Symptome können saisonal, etwa zur Zeit des Pollenflugs, oder aber ganzjährig vorhanden sein, wie bei einer Hypersensibilität gegen Hausstaubmilben.

Wieso diese Sensibilisierung bei einigen Menschen auftritt und bei anderen nicht, wird in Fachkreisen noch diskutiert. Unbestritten ist, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle beim Auftreten von Allergien spielen kann. Kinder, deren Vater und/oder Mutter Allergiker sind, haben daher ein höheres Risiko, selbst eine Hypersensibilität zu entwickeln. Außerdem zeigen Studien, dass eine übertriebene Hygiene im Kindesalter das Entstehen von Allergien begünstigen kann. Generell kann eine Allergie jeden treffen in jedem Alter. Auch Erwachsene können noch Hypersensibilitäten entwickeln – vor allem, wenn sie beispielsweise durch ihre Arbeit immer wieder mit bestimmten Stoffen in Berührung kommen.

Infografik Allergie: Symptome, Behandlung, Allergie-Typen

Woher weiß ich, welche Allergie ich habe?

Die Krankheitsanzeichen kommen buchstäblich aus heiterem Himmel: Eine laufende oder verstopfte Nase, die Augen tränen, Kopf- und Gliederschmerzen treten auf. Wichtig ist, den Feind zu kennen, den man bekämpfen will. Aus diesem Grund sollten Sie einen Facharzt aufsuchen, der sich mit Allergien beschäftigt. Meist wird ein Prick-Test durchgeführt, bei dem kleinste Mengen verschiedener Allergene auf die Haut appliziert werden. Die jeweilige Stelle wird oberflächlich angeritzt. Rötungen, Juckreiz und Quaddelbildung deuten auf die Hypersensibilitäten hin.

Liegt eine Hypersensibilität gegen verschiedene Pollen vor, dauern die Beschwerden meist über Monate an. Der Pollenflug beginnt bereits im Januar mit Erle und Hasel und endet im Oktober mit vielen Gräsern. Einige davon gelten als besonders aggressiv, obwohl von ihnen für den gesunden Menschen für gewöhnlich keine Gefahr ausgeht. Gefürchtet und mit steigender Tendenz zu verzeichnen sind Raps und Ambrosia als Auslöser von Heuschnupfen. Im April hat der Pollenflug Hochsaison, so dass von Heuschnupfen betroffene Allergiker schlimmstenfalls sämtlichen Pollenarten ausgeliefert sind. Häufig liegt die Ursache des Heuschnupfens in mehreren Bäumen und Gräsern. Dabei gilt, dass sich die Hypersensibilität außerdem über die Jahre verschlimmern, aber auch symptomlos verlaufen kann. Auch das Wetter hat einen Einfluss: Je regenreicher und kühler das Frühjahr verläuft, desto besser geht es Heuschnupfen-Geplagten. Wind kann allergische Reaktionen und den Heuschnupfen verstärken, wenn auch Pollen von Pflanzen in das eigene Wohnumfeld getrieben werden, die sonst dort nicht nachweisbar sind.

Hypersensibilitäten auf bestimmte Nahrungsmittel sind häufig auf eine Kreuzallergie wegen einer Pollenallergie zurückzuführen. Etwa 5 bis 7% der Bevölkerung leiden an einer Nahrungsmittelallergie. Typische Symptome sind Schleimhautschwellungen in Mund und Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und später Quaddeln und Rötungen auf der Haut. Häufige Nahrungsmittelallergien bestehen auf rohes Obst, Nüsse, Schalentiere und Gewürze.

Welche Allergie-Typen gibt es?

Nicht jede Allergie hat die gleichen Symptome, nicht bei jedem treten die Krankheitszeichen sofort beim Kontakt mit dem Allergen in Erscheinung. Darum werden vier Typen unterschieden:

Typ-I-Allergie

Typisch hierbei ist, dass die Symptome innerhalb von Minuten bis Stunden auftreten. Die meisten Allergien gehören zu diesem Typ – unter anderem der Heuschnupfen oder allergisches Asthma. Die als Heuschnupfen oder allergische Rhinokonjunktivitis bekannte Pollenallergie ist die häufigste allergische Erkrankung. Sie tritt meist nur saisonal auf. Dauern die Beschwerden das ganze Jahr über an, handelt es sich um eine Hypersensibilität auf Allergene, die das ganze Jahr präsent sind, zum Beispiel Tierhaare oder Schimmelpilze. Zur Behandlung gegen Heuschnupfen, das von der Hypersensibilität ausgelöste Asthma und weitere allergische Reaktionen des Typ I stehen sogenannte Antihistaminika zum Einnehmen als Tabletten, Tropfen oder Saft, sowie verschiedene Augentropfen und Nasensprays, einzeln oder in der Kombinationspackung, zur Verfügung. Beispielsweise das Mometahexal Heuschnupfenspray oder die Lorano akut Tabletten

Typ-II-Allergie

Zu den typischen Erkrankungen zählen Blutunverträglichkeiten bei Transfusionen oder die Rhesusfaktorunverträglichkeit bei Neugeborenen. Bei diesem Typ werden die Zellen selbst geschädigt. Die Antikörper, die gebildet werden, greifen körpereigene Zellen an. Folgen dieser Reaktion können Blutarmut oder eine Schilddrüsenunterfunktion sein.

Typ-III-Allergie

Arthritis oder Vaskulitis können durch diesen Typ ausgelöst werden. Das Typische hierbei ist, dass die allergischen Reaktionen nicht sofort in Erscheinung treten, sondern erst nach Stunden oder Tagen. Die Reaktionen können außerdem lokal begrenzt sein. Nahrungsmittelallergien gehören teilweise zu diesem Typ, können aber auch als Typ-I auftreten.

Typ-IV-Allergie

Antikörper spielen bei Typ IV keine Rolle. Stattdessen wird durch die Allergene, die sich direkt an die Körperzellen anlagern, die körpereigene Immunabwehr aktiviert. Dadurch kann eine heftige Überempfindlichkeitsreaktion entstehen. Dies tritt zum Beispiel bei Kontaktdermatitis auf. Diese Form kann durch verschiedene Allergie auslösende Stoffe entstehen, mit denen bevorzugt bestimmte Berufsgruppen in Berührung kommen. Beispiele hierfür sind Mehlstaub, Gummi, Latex oder Farbstoffe.

Welche Beschwerden sind möglich?

Die nachfolgend beschriebenen Krankheitszeichen können auf eine Allergie hinweisen. Sie müssen dies aber nicht. Eine Bindehautentzündung kann beispielsweise auch dadurch entstehen, dass die Augen in der Zugluft einer Klimaanlage waren.

  • Allergische Bindehautentzündung: Die Symptome äußern sich in Form von Jucken, geröteten und tränenden Augen sowie einem Fremdkörpergefühl im Auge. Zur Linderung der Beschwerden stehen Augentropfen als Allergiemittel zur Verfügung.
  • Kontaktekzem: Zur Auslösung ist der unmittelbare Kontakt zwischen Haut und Allergen notwendig. Die Symptome wie Hautrötung über Knötchen bis hin zu nässenden Bläschen treten nur an der Kontaktstelle auf. Typisch ist, dass das Kontaktekzem von starkem Juckreiz begleitet wird, schubweise verläuft und eine Neigung zur Chronifizierung hat. Zur Behandlung werden häufig Salben oder Cremes mit dem Wirkstoff Hydrocortison verwendet, welche gegen Juckreiz und die Entzündung wirken.
  • Entzündungsreaktion der Nasenschleimhaut: Dieses Symptom äußert sich typisch durch jucken, niesen und eine laufende Nase – also die typischen Heuschnupfen-Symptome. Auch der Geruchs- und Geschmackssinn kann beeinflusst sein. Ebenfalls können Gaumen, Rachen, Ohren und Nasennebenhöhlen betroffen sein.

Zusätzliche Folgen einer Hypersensibilität können ein allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit, Kopfschmerzen oder sogar eine Migräne sein.

Allgemeiner Hinweis: In unseren Ratgebern verwenden wir für die bessere Lesbarkeit überwiegend das generische Maskulinum. Gemeint sind damit aber auch Angehörige des weiblichen Geschlechts und anderer Geschlechtsidentitäten.

Autor Apotheker Marcus Schulze

Über unseren Autor:

Marcus Schulze | Apotheker in der Kreisel-Apotheke
Ich bin seit 2016 Apotheker und seit Mitte 2017 bei mycare in der Kreisel-Apotheke tätig. Ich berate gerne umfassend zu allen Gesundheitsfragen. Durch ständiges Lernen nach dem Studium erweitere ich meine Beratungskompetenzen abseits der üblichen Medikamente, um so dem Kunden ein breites Wissen anbieten zu können. Mehr über M. Schulze

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